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Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Titel: Maigret - 18 - Maigret in Nöten
Autoren: Georges Simenon
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und die Companie des Canaux du Centre. Aber von dieser Schleuse an bis nach Belgien und Holland hinauf und ins Saarland hinüber: da herrscht Ducrau!«
    In der Sonne, die alles rundherum rötlich färbte, leuchteten seine blauen Augen und seine helle Haut.
    »Der ganze Gebäudekomplex rund um mein Haus gehört mir, das Bistro, die Anbauten und das kleine Tanzlokal inbegriffen. Auch die drei Kräne da drüben sowie der Steinbrecher! Und schließlich die Werften auf der andern Seite des Fußgängerübergangs.«
    Aus jedem seiner Atemzüge sprach Freude, sprach Tatkraft.
    »Man sagt, das Ganze sei etwa vierzig Millionen wert«, warf Maigret ein.
    »Sie sind nicht schlecht informiert, vielleicht auf fünf Millionen genau. Haben Ihre Inspektoren gestern schon etwas in Erfahrung gebracht?«
     
    Seine eigenen Sätze entzückten ihn, besonders der letzte. Tatsächlich hatte Maigret drei Inspektoren beauftragt, einige beiläufige Informationen über Ducrau einzuholen, sowohl in Charenton als auch anderswo, über alle, die in die Geschichte verwickelt waren.
    Die Ausbeute war mager. Im Freudenhaus von Charenton hatte man bestätigt, dass der Reeder am Abend des Überfalls dort gewesen war. Er ging oft hin. Gab Runden aus, scherzte mit den Mädchen, gab Geschichten zum Besten und ging dann oft wieder, ohne weitere Dienste in Anspruch genommen zu haben.
    Über Jean, seinen Sohn, wussten die Bewohner des Viertels so gut wie nichts. Er studierte, ging selten aus. Man hatte von ihm den Eindruck eines Sohnes aus gutem Hause und wusste, dass er gesundheitlich nicht auf der Höhe war.
    »Übrigens«, sagte Maigret und wies auf die ›Toison d’Or‹, »das ist doch, soviel ich weiß, der Kahn, auf dem Ihr Sohn vergangenes Jahr drei Monate verbracht hat?«
    Nicht, dass Ducrau erschrocken wäre, aber vielleicht wurde er eine Spur ernster.
    »Ja.«
    »Er erholte sich von einer Krankheit?«
    »Er hatte sich überarbeitet. Der Arzt empfahl Ruhe und frische Luft, und die ›Toison d’Or‹ ging eben ins Elsass ab.«
    Aline verschwand mit ihrer Kaffeemühle unter Deck, und Ducrau verzog sich ebenfalls für einen Augenblick, um dem Kranführer einige Anweisungen zu geben, aber Maigret konnte weiterhin hören, was sie miteinander sprachen.
    Die Auskünfte über die Tochter und den Schwiegersohn waren wenig aufregend. Hauptmann Decharme war der Sohn eines Buchhalters aus Le Mans. Das Paar wohnte in einem hübschen Neubau in der Gegend von Versailles, und jeden Morgen brachte eine Ordonnanz das Pferd des Offiziers, während ein anderer den Haushalt besorgte.
    »Gehen Sie Richtung Paris zurück?«, fragte Ducrau, als er zurückkam. »Wenn Sie Lust haben, an den Quais entlangzugehen, es ist mein täglicher Morgenspaziergang.«
    Er warf einen Blick auf sein Haus. Die Dachfenster im sechsten Stock waren noch nicht offen, nicht einmal die Vorhänge waren aufgezogen. Die Straßenbahnen waren überfüllt, und eine Menge kleiner, mit Gemüse beladener Fahrzeuge kamen aus Paris, um auf den Markt zu fahren.
    »Kann ich mich auf dich verlassen?«, rief Ducrau dem Schleusenwärter zu.
    »Aber sicher, Chef!«
    Und der Reeder zwinkerte Maigret zu, um zu unterstreichen, dass er eben von einem Beamten als Chef angesprochen worden war.
    Nun schlenderten sie beide an der Seine entlang, auf der Schleppzüge gebildet wurden, und man sah über die ganze Länge des Flusses ihr Manövrieren, stromaufwärts, stromabwärts, und das vom Rotieren der Schiffsschrauben aufgewühlte Wasser.
    »Wissen Sie, wie ich mein Vermögen gemacht habe? Als es für meine Frachter keine Aufträge gab, kam ich auf die Idee, sie für mich selbst arbeiten zu lassen. Also begann ich Kies- und Kreidegruben zu kaufen, dann überhaupt alles, was mir angeboten wurde, sogar Ziegeleien, wenn sie nur am Wasserlauf lagen!«
    Im Vorbeigehen schüttelte er die Hand eines Schiffers, der sich damit begnügte, zu murmeln:
    »Guten Morgen, Mimile.«
    Im Hafen von Bercy stapelten sich die Fässer, und man sah die Umzäunung der großen Weinabfüllanlagen.
    »Der ganze Champagner hier drin wird von mir hertransportiert. Sag mal, Pierrot, stimmt es, dass Murier mit seinem Schlepper in Château-Thierry einen Brückenpfeiler gerammt hat?«
    »Ja, das stimmt, Chef.«
    »Wenn du ihn siehst, sag ihm, es geschieht ihm recht!«
    Lachend ging er weiter. Am andern Ufer zogen sich in strengen Linien die Betonhallen eines Großlagers hin, und zwei Frachtschiffe, eines aus London, das andere aus Amsterdam, brachten
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