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Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)

Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)

Titel: Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
Autoren: Sabine Städing
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Banshee.
    Der erschrockene Aufschrei der Hexe hallte noch von den Höhlenwänden zurück, als auch schon Tante Linette aus der Dunkelheit auftauchte. Pestilla und Runa waren ihr dicht auf den Fersen.
    »Was ist hier los?!«, donnerte die Oberhexe.
    Magnolia und Jörna zogen automatisch die Köpfe ein.
    »Ich habe die beiden Nattern dabei erwischt, wie sie euch nachgeschlichen sind«, erklärte die müffelnde Hexe. »Die da hat versucht mir das Gesicht mit dem Kapalabhati, dem Feueratem, zu versengen.« Sie deutete mit dem Kopf auf Magnolia. »Ich verlange, dass du sie dafür bestrafst!«
    Oho, das wurde ja immer besser! Nicht genug, dass man sich von einer fremden Hexe fast das Genick brechen lassen musste. Jetzt stellte sie sich auch noch hin und verbreitete die absurdesten Lügen. Magnolia war wirklich empört.
    »Dann hättest du deine Gichtkrallen besser bei dir behalten sollen«, giftete sie in Richtung der Sumpfhexe.
    »Magnolia!« Das war Tante Linettes Stimme und sie klang eindeutig nicht amüsiert.
    Linette trat aus dem Schatten heraus und sah ihre Nichte böse an. »Wo bleibt dein Respekt? Reptilia ist, genau wie ich, Angehörige des Hexenrates.«
    »Respekt muss man sich verdienen«, murmelte Magnolia aufmüpfig.
    »Wie bitte?«
    Die junge Hexe senkte den Kopf und wiederholte besser nicht, wassie eben gemurmelt hatte. Sie kannte inzwischen die archaischen Gesetze der Hexenwelt.
    »Was sollen wir mit ihnen machen?«, fragte Pestilla unschlüssig. »Ich kann niemanden entbehren, der ihren Heimflug überwacht.«
    »Dann nehmen wir sie mit«, entgegnete ausgerechnet Runa. »Wir haben die Brille jetzt, da wird der Rest keine große Sache mehr sein.«
    Es war nicht das erste Mal, dass Runa sich irrte.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    Glück im Unglück

    Der Boden war uneben und man musste höllisch aufpassen, nicht über heruntergefallene Steine oder anderes Geröll zu stolpern. Bis auf das Licht, das die Zauberstäbe verbreiteten, war es völlig dunkel in dem engen Gang, der sie immer tiefer in den Berg hineinführte.
    Hier und dort durchquerten sie eine größere Höhle, um gleich darauf im nächsten der engen Tunnel zu verschwinden. Plötzlich blieben die drei älteren Hexen stehen.
    »Hört ihr? Wir sind auf dem richtigen Weg«, sagte Pestilla.
    Magnolia und Jörna lauschten. Tatsächlich, ein gleichmäßiges Schnarchen drang an ihr Ohr.
    »Der alte König schläft«, erklärte Runa.
    Magnolia bekam eine Gänsehaut. Sollte die Geschichte vom schlafenden König Barbarossa wirklich wahr sein?
    Ihre Tante, die wieder einmal ihre Gedanken gelesen hatte, lächelte ihr freundlich zu.
    »Komm mit und sieh selbst.« Obwohl Linette es sich nicht anmerken ließ, freute sie sich, ihrer Nichte den schlafenden König zeigen zu können.
    Bereits nach der nächsten Biegung öffnete sich vor ihnen eine Höhle mit einem tiefen See. Gips hing in dicken Lappen, wie abgefallene Tapeten, von der Höhlendecke, und in der Mitte lagen prächtige Gesteinsbrocken, die einen Tisch und einen Stuhl darstellten. Vom König Barbarossa fehlte jedoch jede Spur.
    »Er ist nicht da«, stellte Jörna bedauernd fest. »Dabei hört man ihn ganz deutlich atmen.«
    »Diese Höhle nennt man den Tanzsaal. Hier schleusen sie die Touristen durch. Bei diesem Trubel könnte nicht einmal König Barbarossa schlafen.«
    Schade. Magnolia hätte zu gerne einen Blick auf den Schnarcher geworfen.
    »Dann gibt es also doch keinen König?«, fragte sie bedauernd.
    Jetzt strahlte Tante Linette sie an und wieder einmal schob sich ihr Wackelzahn ins Bild.
    »Doch den gibt es, aber er sitzt ein gutes Stück weiter. Und kein Tourist wird ihn jemals zu Gesicht bekommen.«
    Diesmal ging Pestilla voran.
    Und wahrhaftig, in der nächsten Höhle saß er. An einem steinernen Tisch, den Kopf in die Hände gestützt, träumte er von seiner Rückkehr als ruhmreicher König.
    Das Problem bei der Geschichte: Der gute König saß bereits so lange hier, dass sein flauschiger Bart zweimal um den Tisch gewachsen und er selber zu Stein geworden war.
    Einen Augenblick versammelten sich die Hexen um den alten Barbarossa und lauschten seinen gleichmäßigen Atemzügen.
    »Wir wollen ihn nicht länger stören«, erklärte Pestilla schließlich und verließ die Höhle durch einen niedrigen Stollen. Runa und Linette folgten ihr.
    Die Mädchen blieben noch eine Weile bei Barbarossa stehen. Magnolia sah sich sein Gesicht ganz genau an. Obwohl es aus Stein war, ließen sich seine
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