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Magiermacht (Mithgar 05)

Magiermacht (Mithgar 05)

Titel: Magiermacht (Mithgar 05)
Autoren: Dennis L. Mc Kiernan
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letzten Maiwoche blühten die ersten Blumen auf, das Gras wuchs, und die späten Knospen der erwachenden Bäume öffneten sich. Überall von den Hängen des Gûnarrings hinab rieselte Wasser. Es bildete kristallklare Bäche, die sich in die Vorgebirge und die Ebene ergossen. Tiere huschten auf den Hängen umher. Einige verkrochen sich, andere erstarrten vor Schreck, als die Reiter an ihnen vorbeikamen. Sie hofften wohl, dass sie in ihrer Reglosigkeit übersehen wurden. Auf den Wiesen und in den Bäumen zwitscherten Vögel, wie auch auf den hohen Felsen über den Gefährten. Die Tiere paarten sich und bauten Nester. Nichts in diesem endlosen Zyklus des Lebens ließ erkennen, dass ein gewaltiger Krieg ausgebrochen war.
    Am dritten Tag bog Raggi kurz vor Sonnenuntergang nach Osten ab. Die vier Gefährten folgten ihm durch die Hügel zu einem hochgelegenen Espenwald auf den Hängen des Gûnarrings. Dort, unter den zitternden Blättern der Bäume, schlugen sie ihr Lager auf.
     
    »Ihr könnt unsere Pferde mitnehmen und sie als Packpferde benutzen«, schlug Phais vor. »Wir wollen sie nicht einfach hier in der Wildnis zurücklassen.«
    »Leider, Lady Phais, wird das schwierig werden.« Raggi wetzte gerade die Schneiden seiner Axt und hielt jetzt kurz damit inne. »Wenn meine Abteilung hierher zurückkommt, können wir die Pferde nicht gebrauchen.«
    »Vielleicht trefft Ihr ja bei Euren Erkundungen auf jemanden, der sie gebrauchen kann.« Phais sah Loric an. »Hast du einen Vorschlag, Chier?«
    »In der Nähe vom Alnawald liegt eine Baronie. Jedenfalls gab es sie früher, zu Zeiten von Fallon, dem Fuchs, noch vor der Zerstörung von Rwn. Vielleicht existiert sie ja noch.«
    »Fallon, der Fuchs, der betrügerische Barde?«
    »Eben der.«
    »Es muss mehr als hundert Lieder über ihn geben, und ebenso viele über seinen Vater und die Dame seines Herzens.«
    Loric nickte.
    »Delon, der Barde, und Ferai, seine Liebste. Fallon, der Fuchs, war ihr Sohn. Und jetzt erfahre ich, dass sie im Alnawald direkt hier in Gûnar lebten. Ich würde am liebsten dorthin gehen, und zwar sofort.« Tipperton warf einen sehnsüchtigen Blick auf seine Laute und strich sich mit den Fingern über die Wangen. Sie waren nass von Tränen. »Ach, Loric, ist es immer so im Krieg? Dass wir auf dunkle Pfade gezwungen werden, durch Umstände, die wir nicht herbeigeführt haben?«
    »Die meisten Wege des Lebens haben ein Ungewisses Ende«, erwiderte der Elf. »Und im Krieg sind diese Wege noch gefährlicher. Dass wir auf diesen dunklen, tödlichen Pfaden wandeln müssen, statt uns auf einer helleren Straße zu bewegen, ist die Tyrannei des Krieges, die uns von unserem Feind aufgezwungen wurde.«
    Raggi spie auf seinen Wetzstein und fuhr damit dann wieder über seine Axtschneide. »Je eher wir sie besiegen«, grollte er, »desto schneller können wir auf unseren Weg zurückkehren.«
     
    »Hier geht es entlang.« Raggi deutete auf einen felsigen Pfad, der sich zu den schattigen Höhen des Gûnarrings empor schlängelte. »Von hier ab können die Pferde nicht weiter mitkommen.«
    Es war noch früh am Morgen. Die Sonne hatte die hohen Gipfel noch nicht überstiegen, aber das Morgengrauen war bereits vorbei. Raggi hatte dafür gesorgt, dass sie ihre Rucksäcke packten, und sie danach zum Rand des Espendickichts geführt. Jetzt betrachteten sie den schmalen Weg, der vor ihnen lag.
    »Wir nennen ihn den Überweg«, erklärte Raggi. »Sein Name auf Châkur lautet va Chuka .Er ist zwanzig Meilen lang, schlängelt sich durch das Gebirge und verschwindet kurz vor dem Gipfel in einem langen, niedrigen, sehr schmalen Tunnel. Selbst wenn der Weg nicht zu eng sein sollte, durch diesen Tunnel passen keine Pferde. Cha! Manchmal haben sogar gut genährte Ponys Schwierigkeiten, sich hindurch zu zwängen.«
    Beau schaute hoch und bewegte dann die Schultern, um die Last seines Rucksacks bequemer darauf zu verteilen. »Der Weg wird nicht kürzer, und je früher wir den ersten Schritt tun, desto eher kommt der letzte, wie meine Tante Rose immer zu sagen pflegte.«
    »Eure Tante Rose war eine weise Frau«, meinte Phais. »Ich danke Euch, mein Freund«, sagte sie zu Raggi. »Denn Ihr habt uns gut geführt. Es wäre schön, gemeinsam weiterzugehen, aber Ihr müsst Eure Aufgabe erfüllen, so wie wir die unsere. Möge Elwydd Euch den Weg erleuchten.«
    Bei diesem Segen lächelte Raggi und erwiderte: »Möge Adon seine Hand schützend über Euch halten.«
    »Lebt wohl, Raggi. Und
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