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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund
Autoren: Bernd Perplies
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Füßen erbebte die Erde.
    Entgeistert blickten sich die Magier und Soldaten an.
    »Oh, oh«, murmelte Randolph tonlos.
    Das Beben wiederholte sich, weitete sich aus und schien die ganze Insel zu erfassen. Entlang der Küstenlinie begann das Wasser zu brodeln.
    »Laufen Sie!«, schrie Sawyer. Einer der Soldaten, ein muskelbepackter Blondschopf, warf sich Roberts schlaffen Körper über die Schulter, zwei weitere nahmen Scarcatore in die Mitte, und die ganze Gruppe rannte los, die Treppe der Pyramide hinunter. Die gefangen genommenen Anhänger Wellingtons folgten ihnen, ohne einen Versuch zur Flucht zu unternehmen.
    »Oh, verdammt«, fluchte Jonathan, als ihm etwas einfiel. »Scarcatores Koffer! Er liegt noch zwischen den Säulen.«
    »Nein, ich habe ihn!«, rief Kendra. »Ich habe ihn mitgenommen.«
    »Weiter«, drängte Sawyer. So schnell es ihnen die steile Steintreppe erlaubte, eilten die Magier und Soldaten der Ruinenstadt am Fuß der Pyramide entgegen. Das Beben wurde unterdessen immer stärker, und zu Jonathans Entsetzen begann die aufgewühlte See über die Felsen an der Küste zu lecken. Die Insel versinkt , durchfuhr es ihn ungläubig. Sie verschwindet wieder im Ozean. Gott steh uns bei.
    Neben ihm schrie einer der Soldaten auf, als er stolperte und kopfüber in die Tiefe zu stürzen drohte. Jonathan schoss ihm ein Fadenbündel hinterher, aber in der Eile verfehlte er den Mann. Randolph war treffsicherer.
    Endlich erreichten sie das Ende der Treppe. Um sie herum riss die Erde auf, und die uralten Überreste der einstigen Stadt der Quellbeherrscher stürzten mit Krachen und Poltern in sich zusammen.
    »Hier entlang!«, brüllte Sawyer. »Unser Boot liegt am Ostrand der Insel.«
    Unter der Führung des Amerikaners rannten sie weiter, mitten durch das Bersten und Brechen von Felsgestein und Mauerwerk. Mit jedem Schritt liefen sie Gefahr, auf den bebenden Erdboden zu stürzen oder von einem der herabfallenden Steine getroffen zu werden. Einer der Anhänger Wellingtons wurde von einer umstürzenden Mauer erwischt und unter ihr begraben. Keiner der Flüchtenden hielt an, um nachzuschauen, ob er womöglich noch am Leben war.
    Unvermittelt sackte ein Teil des Bodens unter ihnen weg. Jonathan schrie auf und streckte die Arme aus, um sich durch ein Fadenbündel irgendwo zu sichern. Er erwischte die untere Hälfte einer Säule, die schon vor Ewigkeiten in zwei Teile gebrochen war. Neben sich vernahm er ängstliche Rufe, und als er den Kopf umwandte, sah er die beiden Soldaten, die Scarcatore trugen, abrutschen und in eine Spalte gleiten, die sich unter ihnen geöffnet hatte. Instinktiv löste er eine Hand von der Säule und feuerte ein Fadenbündel auf den Inquisitor ab, doch seine Fäden glitten einfach an diesem ab. »Hilfe!«, schrie Jonathan. »Randolph! Hilfe!«
    Gleich darauf stand dieser über ihm am Rand der Verwerfung und hielt ihm die Hand hin.
    »Nein«, rief Jonathan. »Helfen Sie den Männern.«
    »Denen ist nicht mehr zu helfen«, brüllte Randolph zurück, und als Jonathan den Kopf erneut drehte, erkannte er, dass der Kutscher recht hatte. Die Spalte hatte die beiden Amerikaner und den Inquisitor bereits verschlungen.
    Ächzend zog Randolph ihn aus der Senke, dann eilten sie weiter, den anderen hinterher, die zum Teil bereits einen beträchtlichen Vorsprung hatten. Nur Kendra und Holmes waren stehen geblieben und warteten auf sie. »Rasch«, drängte Holmes, »bevor dieser übereifrige Cowboy mit seinem Riesengewehr ohne uns ablegt.«
    Tisiphone glitt unter den Wolken dahin. Sie war verletzt und verwirrt, und dank ihrer Auseinandersetzung mit dem Indianer, die sie beinahe das Leben gekostet hätte, hatte sie den Großteil des Kampfes um die Wahre Quelle verpasst. Sie war wütend auf Wellington, der ihr versprochen hatte, ihr zu helfen, sich an Jonathan und ihrem onyxäugigen Mörder zu rächen. Weder den einen noch den anderen hatte sie bislang stellen können.
    Und nun schien alles vorbei zu sein. Der Quelltempel war explodiert, und die Wahre Quelle für einen kurzen Augenblick ein weiteres Mal gleißend aufgeflammt. Gleich darauf war sie erloschen, und jetzt schien das Meer die Insel zurückzufordern, denn Tisiphone sah, wie die aufgewühlten Fluten nach dem sinkenden Land griffen.
    Ihr Blick schweifte über die Szenerie des Untergangs, und auf einmal sah sie eine kleine Gruppe von Menschen, die sich durch das Chaos kämpften, offenbar in der Absicht, die Ostküste der Insel zu erreichen. Tisiphones
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