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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit
Autoren: Bernd Perplies
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klarzumachen, dass wir uns diesmal ganz schön verrechnet haben – buchstäblich.«
    »Was hätten wir Ihrer Meinung nach tun sollen? An Bord der Nautilus bleiben und abwarten, bis wir die Wahre Quelle erreichen und dort in einem irrwitzigen Ritual geopfert werden? Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber da verende ich lieber hier draußen auf dem Meer.« Der Magier verschränkte trotzig die Arme. »Nicht wahr, Watson?« Er blickte auf die Geisterkatze hinunter, die auf seinen Oberschenkeln lag und als Einzige an Bord wirkte, als sei sie vollkommen zufrieden damit, sich einfach die Sonne auf den entstofflichten Pelz scheinen zu lassen und abzuwarten.
    Selbstverständlich, mein Lieber , erwiderte die Katze. Es gibt allerdings noch ein drittes mögliches Ende dieser Geschichte.
    »Und welches wäre das?«, erkundigte sich Randolph.
    Die Geisterkatze schenkte ihm einen trägen Blick aus halb geschlossenen Lidern. Wir werden gerettet.
    »Ha, das wäre auch in meinem Sinne«, gab der Kutscher zurück. »Aber wir treiben jetzt schon mindestens einen halben Tag auf See und haben noch kein einziges Schiff gesichtet. Mit Verlaub, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht mehr an Holmes’ französischen Fischer.«
    Die Katze schaute ihn mit einer Seelenruhe an, die angesichts des Umstands, dass sie im Grunde eine ruhelose Seele war, nachgerade paradox wirkte. Ich spreche nicht von der Möglichkeit, gerettet zu werden, ich spreche von einer Tatsache , verbesserte sie ihn.
    »Ist das so? Warte einen Moment!« Randolph beschirmte seine Augen mit einer Hand und blickte sich einmal im Kreis um. Bis zum Horizont war weit und breit kein Schiff zu entdecken. »Also, ich sehe nichts.«
    Ich sehe auch nichts , stimmte Watson ihm zu. Aber ich höre etwas. Ein Brummen. Und es nähert sich.
    Holmes legte eine Hand ans linke Ohr und lauschte. »Ich will verdammt sein«, murmelte er. »Ich höre es auch. Es kommt von irgendwo dort drüben, von Nordosten.«
    Randolph senkte den Kopf und horchte angestrengt. Um sie herum plätscherten die Wellen des Ozeans. Ein leichter Windhauch strich um ihr Boot.
    Und dann, ganz schwach, vernahm er es auf einmal auch. »Tatsächlich. Da ist etwas.« Er runzelte die Stirn. »Es klingt wie ein großes Insekt.«
    Ihm gegenüber gab Holmes ein ersticktes Japsen von sich. Er hatte sich auf seiner Sitzbank umgedreht und blickte angestrengt in die Richtung, aus der sich das Geräusch näherte.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte Randolph sich.
    »Äh … Ich weiß nicht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Holmes drehte sich zu ihm um. Er war etwas blass um die Nase. »Werfen Sie einen Blick in die Wahrsicht. Wenn das ein Insekt ist, ist es wirklich enorm groß.«
    Randolph hob den Blick – und erstarrte. »Nicht nötig«, murmelte er tonlos. »Es wird gerade auch für normale Sinne sichtbar.«
    Keine fünfzig Schritt entfernt und vielleicht zwanzig Schritt über ihnen tauchte auf einmal Stück für Stück, als durchquere es ein unsichtbares Portal zu einer anderen Welt, ein riesenhaftes Fluggefährt auf. Es hatte die Form eines lang gestreckten Ovals und war so gewaltig, dass es selbst die imposanten Fünfmastschoner, die im Royal Victoria Dock im Osten von London ankerten, in den Schatten stellte. Die bronzefarbene Außenhülle glänzte im Sonnenlicht wie poliertes Metall, und ein riesiges Kreuz prangte darauf. Im vorderen Drittel des Kolosses hing eine waffenstarrende Gondel, und mehrere Propeller, deren Geräusch sie vernommen hatten, trieben das unglaubliche Gefährt an.
    Es gab ein knackendes Geräusch, dann wehte auf einmal eine blecherne Männerstimme aus einer Art Sprachrohr zu ihnen herüber. Die Stimme rief sie auf Englisch an, hatte aber einen unüberhörbaren Akzent. »Unbekannte Magier in dem Beiboot voraus. Hier spricht der Kommandant des Luftschiffes Gladius Dei . Bereiten Sie sich darauf vor, an Bord genommen zu werden. Leisten Sie keinen Widerstand, und es wird Ihnen nichts geschehen.«
    »Gütiger Himmel«, murmelte Holmes. »Das ist übel. Übler als die Franzosen …«
    Randolph hob fragend die Augenbrauen.
    Sein Gegenüber verzog mit sichtlichem Widerwillen das Gesicht. »Es sind die Deutschen.«
    25. April 1897, 8:05 Uhr GMT
England, Anvil Point, etwa zehn Meilen südwestlich von Bournemouth
    Über den Klippen von Anvil Point ging die Sonne auf.
    Jonathan, Robert und Kendra standen an der Abbruchkante und blickten hinaus aufs Meer. McKellens Koffer stand neben ihnen. Nevermore hockte darauf. Und aus
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