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Magier unter Verdacht

Magier unter Verdacht

Titel: Magier unter Verdacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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da!“, rief sie glücklich. „Er steckt noch in der Sprungfeder!“
    „Welcher Beutel?“, fragte Sperrmüll-Jochen verblüfft.
    „Mit meinem Geld und meinem Schmuck“, seufzte Oma Osti. „Das war doch alles da drin!“
    Yildiz sah den Handwerker scharf an. „Wussten Sie etwas davon?“
    „Ich?“ Erschrocken wich Sperrmüll-Jochen zurück. „Nee, ich doch nicht. Ich habe den Sessel nur für die Dame repariert.“
    „Und warum haben Sie sie dann nicht einfach angerufen und gesagt, der Sessel ist fertig, Sie können ihn abholen?“
    „Ja, nun …“, antwortete Sperrmüll-Jochen gedehnt. „Die Adresse hatte mir der Auftraggeber nicht gegeben.“
    „Wer war denn der Auftraggeber?“, fragte Yildiz.
    Sperrmüll-Jochen kratzte sich am Kinn. „Das weiß ich leider auch nicht. So ein Unbekannter. Der hat nur gesagt, der Sessel wird heute abgeholt.“
    Yildiz warf Knopik einen Blick zu. „Merkwürdig. Sehr, sehr merkwürdig!“
    „Haben Sie vielleicht mal eine Schere oder ein Messer?“, erkundigte sich Oma Osti.
    „Selbstverständlich.“ Sperrmüll-Jochen ging in seine Werkstatt und kam sogleich mit einem Messer zurück.
    Vorsichtig trennte die alte Dame die frisch genähte Naht am Sessel wieder auf. Dann griff sie in das Polster und zog nach kurzem Tasten einen alten Lederbeutel hervor. Sie löste einen Knoten, drehte ihn um und eine Perlenkette, ein paar Ohrringe, ein schönes Silberarmband und ein schmächtiges Bündel großer roter Geldscheine kullerten auf die Sitzfläche.
    „Alles noch da“, seufzte Oma Osti.
    Die drei Mädchen bekamen leuchtende Augen. „Uromi hat einen Schatz, Uromi hat einen Schatz!“, riefen sie.
    „Ach, ich bin so froh!“, sagte Oma Ostis Enkelin.
    „Und ich erst!“ Ihr Mann strahlte über beide Ohren.
    „Na dann!“ Yildiz sah jedem der Anwesenden einmal der Reihe nach ins Gesicht. „Dann ist ja wohl alles in Ordnung, oder?“
    „Oh ja“, sagte Oma Osti. „Ich denke schon.“
    „Und wie kommt der Sessel jetzt zu Ihnen nach Hause?“, erkundigte sich Knopik. „In unseren Streifenwagen passt der nämlich nicht.“
    „Keine Sorge“, erklärte Sperrmüll-Jochen. „Den bringe ich, wenn Sie mir die Adresse sagen.“
    Er packte den Sessel und trug ihn nach vorne auf die Straße, wo sein Pritschenwagen geparkt stand. Dort stellte er ihn vorsichtig auf die Ladefläche.
    Oma Osti lächelte verzückt. „Darf ich vielleicht in meinem Sessel sitzen auf der Rückfahrt? Ich habe ihn so vermisst.“
    „Nein“, sagte Yildiz, „Das ist gegen die Vorschrift.“
    „Aber Yildiz“, murmelte Knopik. „Ist ja nur dreimal um die Ecke. Wir drücken eben ein Auge zu und fahren mit Blaulicht voraus. Dann passiert nichts.“
    Yildiz verzog das Gesicht.
    „Geht auch auf meine Kappe“, beharrte Knopik.
    „Na gut“, lenkte Yildiz ein. „Ausnahmsweise. Aber wir fahren höchstens zwanzig km/h!“
    So kam es, dass wenig später ein höchst merkwürdiger kleiner Konvoi durch die Neuköllner Straßen fuhr. An der Spitze ein Polizeiwagen mit Blaulicht, aus dessen Fenster drei aufgeregte Mädchen den Passanten zuwinkten. Dahinter fuhr ein alter Laster. Auf seiner Ladefläche stand ein riesiger roter Sessel, von dem aus eine alte Dame glücklich in die Welt schaute.
    Niemand aber bemerkte die drei Kinder, die über die Mauer eines Hinterhofs sprangen, weiter zur Straße liefen und von dort den Wagen hinterhersahen. Niemand bis auf einen Zeitungsreporter, der plötzlich auf einem Motorrad angefahren kam.

    „He, Kinder! Was war denn hier los?“, fragte er atemlos. „Wir haben einen Anruf bekommen, die Polizei soll hier sein. Brennt es? Gab es einen Überfall? Ist jemand verletzt?“
    „Nee“, sagte Addi. „Genau wissen wir das auch nicht. Aber die fahren in die Selchower. Es geht irgendwie um einen total ehrlichen Handwerker, der einen Schatz in einem Sessel gefunden hatund dann die Polizei alarmierte, damit die Besitzerin den Schatz wiederbekommt.“
    Der Reporter zückte seinen Notizblock. „Ehrlicher Handwerker“, notierte er sich. „Das ist eine Schlagzeile wert, das findet man nicht alle Tage.“
    „Er heißt Plischka“, ergänzte Ağan. „Jochen Plischka. Und seine Werkstatt liegt direkt hier im Hof.“
    Der Reporter nickte. „Prima! Das gibt einen guten Bericht für den Lokalteil. Dieser Plischka wird bald viele neue Kunden bekommen. Da kann er sich freuen.“
    Ağan lächelte. „Das wird er bestimmt.“
    „Soll sein!“, rief der Reporter und gab Gas. „Und jetzt
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