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Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)
Autoren: Peter Hohmann
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Hand zusammen, diesmal nicht eines unguten Gefühls wegen, sondern aufgrund des Erinnerungsechos an einen alten Ablauf, das in ihr weiterlebte. Sie schloss sich genauso, wie sie sich an Reikjol um den Griff des Dolches schloss. Er sah in die Gesichter der anderen. „Also wird der Kralik auch dieses Jahr sein Opfer fordern.“
    „Selbstverständlich“, sagte Toste entschieden, dann lehnte er sich nach vorne. „Was ist los mit dir?“
    „Habe einfach kein gutes Gefühl dabei.“
    Toste schüttelte den Kopf, und ein Flackern der Enttäuschung huschte über seine rauen Züge. „Eigentlich will ich das nicht sagen, aber offensichtlich gibt es kein anderes Mittel, um dich zur Vernunft zu bringen: Erinnerst du dich, was in dem einen Jahr geschah, als du dich geweigert hast, am Ritual teilzunehmen, und ich es deswegen alleine machen musste?“
    Gerom presste die Lippen zusammen.
    „Sag schon, du musst es selbst hören.“ Tostes Stimme war kalt und hart wie ein Hammer, und Gerom war der Amboss, auf den er niederfuhr.
    Wie eine Gräte, die ihm quer im Hals steckte, spuckte er die Worte heraus: „Vlaja ist umgekommen.“
    Toste nickte. „Hast du daraus nichts gelernt?“ Er streckte die Hand aus und umklammerte Geroms Unterarm. „Ich weiß, es ist nicht einfach. Ein Leben auszulöschen bereitet mir ebenfalls keine Freude.“
    Gerom sah seinen Freund an. Er zweifelte an dessen Worten, ahnte, dass dieses Gefühl von Macht Toste sehr wohl zusagte.
    „Es geht nicht anders“, fuhr Toste in versöhnlicherem Tonfall fort. „Das hast du am eigenen Leib erfahren. Ehren wir unser Wort nicht, das wir unseren Vätern gegeben haben, bedeutet das Unheil für Wintertal. Es ist ein guter Tausch, Gerom: Ein Leben für das Wohl aller.“
    „Ich weiß“, antwortete Gerom tonlos, obwohl er eigentlich gar nichts wusste.
    „Ein anderer Punkt noch“, seufzte Toste. „Ein leidiges Thema, aber eines, das mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt. Für mich jedenfalls – und auch für meine Söhne.“ Ein warmer Blick für Ugdar und Rul – und ein kälterer für Gerom.
    Gerom spannte sich. Er wusste genau, auf was Toste anspielte. „Es wird Zeit. Du hast keinen Sohn.“
    „Ich habe meine Bedenken, dass sie das gut aufnehmen wird“, sagte Gerom.
    Ein Muskel zuckte auf Tostes Wange, was im schwachen Licht den Anschein erweckte, als schmelze ein Stück Gesichtshaut weg. „Sie muss es gut aufnehmen!“
    „Laris hat studiert. Sie ist belesen. Sie ist schlau, gebildet. Sie wird es nicht verstehen – sondern sich mit Grausen abwenden!“
    „Du bist ihr Vater. Wenn nicht du einen Weg findest, sie für unsere Sache zu gewinnen, wer dann?“
    „Sie wird nicht mitmachen …“
    „Du musst sie schwören lassen, das Geheimnis zu wahren!“
    Gerom entging die mitschwingende Drohung nicht: Wenn Laris etwas ausplaudern sollte, würde man sie zum Schweigen bringen. Und zwar endgültig. Das war die Regel.
    Sie war hart und brutal – und notwendig, um die grausige Tat einem angeblich wild gewordenen Kralik unterzujubeln. Flögen sie auf, würde die Flammen der Scheiterhaufen alsbald nach ihnen lecken – oder Stricke sich um ihre Hälse legen.
    „Ich habe keine Ahnung, wie ich das anstellen soll.“
    „Du, ich und meine Söhne – wir sind die Letzten. Ich habe die Pflicht bereits weitergegeben. Nun liegt es an dir !“
    Gerom ließ den Kopf sinken. Nie und nimmer wird sie dabei mitmachen.
    „Du hast zu lange gewartet“, sagte Toste. „Mach es endlich, sonst zerfrisst es dich noch weiter!“
    Gerom nickte schwach.
    „Es ist unsere Pflicht“, fuhr Toste in beschwörendem Tonfall fort. „Der Reichtum ist nach Wintertal gekommen, Gerom. Durch uns! Die Heilenden Quellen wachsen, jedes Jahr blubbert an einer neuen Stelle Wasser aus dem Boden. Immer mehr Menschen suchen hier Hilfe – und finden sie auch! Ein Leben, Gerom. Ein Leben, und so viele andere werden gerettet! Oder denk an die Bäume: Sie schießen in den Himmel, werfen so viel Profit ab wie nie zuvor. Deine Taverne ist rappelvoll, du machst gutes Geld! Jedem geht es gut! Wenn wir jetzt einen richtigen Magier opfern, was meinst du, wie positiv sich das erst auswirkt!“
    Erneut nickte Gerom, seine Lippen jedoch blieben verschlossen. Alles in ihm sträubte sich dagegen, wieder zum Dolch zu greifen. Und doch, waren Tostes Erklärungen nicht einleuchtend? Tatsächlich hatte sich in Wintertal alles zum Besseren gewendet. Statt Armut florierte das Geschäft. Reiche Städter ließen viel
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