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Magie

Titel: Magie
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
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Ruhestand geschickt hat«, fuhr Narvelan fort, und aus seiner Stimme waren Traurigkeit und Bedauern zu hören. Hanara sah ihn überrascht an. »Ich hätte nicht aufhören sollen, an Versammlungen teilzunehmen. Wenn ich vernünftig gewesen wäre, hätte er keinen guten Grund gehabt, sich meiner zu entledigen.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie haben mich nur deshalb wütend gemacht, weil sie die Pläne unterlaufen wollten, an denen ich so lange gearbeitet hatte. Mir war nicht klar, dass es einen Weg gab, sie trotzdem wahr werden zu lassen. Einen schnelleren Weg. Ich hatte noch nicht daran gedacht. Wenn es mir nur früher eingefallen wäre... vielleicht hätten sie mir zugestimmt. Wenn das, was ich geplant hatte, nicht so schwierig gewesen wäre.«
    Narvelans Blick war in die Ferne gerichtet. Er verfiel in Schweigen und starrte lange in Richtung Arvice. Grüblerisch. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit abrupt wieder auf seine Umgebung. Er holte tief Atem und seufzte, schließlich lächelte er, als er die Ebenen, die Hügel und die Berge betrachtete und zu guter Letzt den Hügel, auf dem sie standen.
    »Dies ist ein guter Ort. Ich weiß nicht, wie weit es reichen wird, aber wie auch immer, es wird genügen müssen.« Er sah Hanara an.
    Hanara zuckte die Achseln. Narvelan sagte oft unergründliche Dinge, vor allem, wenn er eins dieser einseitigen Gespräche führte. Er beobachtete, wie sein Herr in seinem Bündel stöberte.

    »Wo ist er? Ich weiß, dass er hier irgendwo sein muss. Ah!«
    Er zog die Hand heraus. Seine Faust war um einen Gegenstand geschlossen. Narvelan schaute sich um, dann richtete er seinen Blick auf einen großen, flachen Stein. Der Stein glitt auf ihn zu und kam vor seinen überkreuzten Beinen zum Stehen. Nun griff Narvelan nach einem Felsbrocken, hob ihn hoch und prüfte sein Gewicht.
    »Das sollte genügen.«
    Er öffnete die Faust, und ein glänzender Gegenstand landete mit einem Klirren auf dem flachen Stein. Hanaras Herz setzte einen Moment lang aus.
    Es war der Lagerstein. Der Stein, den die Elyner den Kyraliern überlassen hatten, für den Fall, dass sie je wieder einem Konflikt mit den Sachakanern gegenüberstanden. Narvelan musste ihn gestohlen haben. Die anderen Magier hätten es gewiss nicht gebilligt, dass er ihn mitgenommen hatte.
    Narvelan blickte zu Hanara auf, und ein Ausdruck des Begreifens legte sich über seine Züge.
    »Oh. Es tut mir leid, Hanara. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, was ich mit dir anstellen soll. Ich schätze, wir stecken zusammen in dieser Geschichte.«
    Hanara öffnete den Mund, um zu fragen, warum.
    Dann hob Narvelan den Arm und ließ ihn wieder sinken. Der Felsbrocken traf auf den Lagerstein. Ein Riss erschien in der Oberfläche. Hanara hatte einen Moment Zeit, um sich zu fragen, warum der Riss blendend weiß war.
    Dann fanden alle Gefühle und Gedanken ein jähes Ende.
     
    Der Pfad war schmal und steil. Er wand sich um den schroffen Hang des Berges, stieg in die Höhe und fiel wieder ab, um gewaltige Felsbrocken oder breite Risse im Boden zu umgehen. Jäger hatten Jayan und Prinan den Rat gegeben, zu Fuß zu gehen, da der Weg für Pferde zu schwierig sei.
    Jayan lenkte heilende Magie in seine Beine und spürte, wie der Schmerz verebbte. Während der letzten Tage hatte er dies immer seltener tun müssen. Ich werde vielleicht tatsächlich kräftiger, überlegte er. Als er zurückblickte, bemerkte er, dass der
Staub, der Prinans Kleider, seine Haut und sein Haar bedeckte, nur von dunkleren Schweißflecken unter seinen Armen, auf seiner Brust und seinem Rücken durchbrochen wurde. Und ich sehe genauso übel aus, ging es ihm durch den Kopf. Ich bezweifle, dass irgendjemand von der Gilde uns erkennen würde, und wenn er es täte, würde ihn unser Anblick überaus erheitern.
    Prinan sah auf und grinste. »Ich wünschte, Tessia könnte Euch jetzt sehen. Sie würde herzlich lachen.«
    »Das würde sie gewiss tun«, pflichtete Jayan ihm bei. Ein Stich der Zuneigung zu ihr durchzuckte ihn, gefolgt von einem gleichermaßen starken Stich der Furcht. Es wird ihr gut gehen, sagte er sich zum wiederholten Male. Sie ist die beste Heilerin der Gilde. Von allen Frauen in Kyralia - oder auf der Welt - hat sie die beste Chance, die Geburt eines Kindes zu überleben.
    Aber sie hatte noch nie ein Kind geboren.
    Ja, doch sie hat bei vielen Geburten geholfen. Sie weiß, was auf sie zukommt.
    Vielleicht hatten sie zu lange gewartet.
    Aber sie hatten zuerst noch so viel tun
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