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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Lisowsky
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der Wachmannschaft schaute ungeduldig nach hinten. »Meine Männer legen dir jetzt die Ketten an. Wenn du Widerstand leistest, nun, wir haben auch einen Hund bei uns.«
    Vier der Jüngeren näherten sich, eiserne Ketten und Schellen für Füße und Hände im Schlepptau. Das Eisen schleifte über das Pflaster. Dort, wo die Soldaten gestanden hatten, wurde der Blick auf den Hund frei, ein Ungetüm mit schwarzem Fell, dessen Schultern den Gardisten bis zum Bauchnabel reichten. Drei Männer hielten das Biest an Lederleinen. In seinen Augen tanzten Flammen umeinander, und wenn es den Mund öffnete, stieß es Rauch aus. In seinem Rachen leuchtete Feuer.
    Flammenbeller. Das Ergebnis von Tierversuchen der Magier und gefürchtete Waffen im Krieg.
    Raigar breitete die Arme aus. Die Jungen schnallten ihm das Schwert vom Rücken und durchwühlten seinen Gepäcksack.
    »Es ist ungerecht«, sagte er nur.
    Die Jungen widersprachen nicht, und als er sie ansah, senkten sie die Blicke. Einer presste die Lippen zusammen und ließ die Eisenschellen um Raigars Handgelenke zuschnappen. Auch um seine Fußgelenke schloss sich das Metall. Wenn er die Arme anspannte, knirschten die Fesseln nahe am Zerbersten. Aber da waren die Männer, und da war der Flammenbeller, der aus unergründlichen Augen das Geschehen verfolgte. Raigar ließ die Arme wieder locker.
    »Nein«, sagte der Bärtige. »Von Gerechtigkeit sollte niemand sprechen, an dessen Händen Blut klebt. Wir kennen dich und deine Kumpane, du bist nicht der Erste von euch, den wir erwischen. Nicht der Erste, der Ärger macht. Ihr habt das Blut nicht nur auf euren Schlachtfeldern vergossen, sondern auch hier. Und wenn es da nicht rechtens ist, dass wir euer Blut nehmen, dann wird mir der Herr Schulmeister das mit der Gerechtigkeit noch einmal erklären müssen.«
    Die Kette zwischen Raigars Handschellen straffte sich. Er wollte stehen bleiben, aber einer der Jüngeren stieß ihn vorwärts. »Ich verstehe nichts. Überhaupt nichts. Warum wollt Ihr mein Blut?«
    Der Bärtige ging neben ihm, und zusammen bildeten sie die Spitze eines Pflugs, der die Menschenmenge auf der Straße zerteilte. Sogar Eselstreiber zogen ihre Tiere beiseite.
    »Nimm das mit dem Blut nicht so wörtlich.« Der Hauptmann sah ihn schon nicht mehr an. »Vielleicht knüpfen wir dich auch einfach nur auf, dann gibt es gar kein Blut. Ja, eigentlich wäre das die einfachste und sauberste Methode. Ich werde mit dem Scharfrichter reden.«
    »Bei den Himmeln und den Gestirnen, ich habe nichts getan !« Er schrie fast, und die Frauen am Wegesrand vergrößerten ihren Abstand zu ihm.
    »Noch nicht«, sagte der Bärtige mit eisiger Ruhe. »Aber wie würdest du es mit einem Fuchs halten, der um deinen Hühnerstall herumschleicht? Wenn du warten würdest, bis er etwas getan hat, na, dann könntest du es auch ganz sein lassen.«
    Raigar sah ihn verständnislos an. »Falls Ihr mir jetzt noch sagt, dass Ihr an das glaubt, was Ihr da redet, dann ist Wahnsinn in dieser Stadt wohl wirklich ansteckend.«
    »Ah! Beleidigung eines kaiserlichen Bediensteten. Das setzt womöglich dein Strafmaß herauf, und damit die Zeitspanne, bis wir dir auf dem Richtplatz den Gnadenstoß gewähren.«
    »Was für ein blutiges Märchen ist das hier?«
    Aber er erhielt keine Antwort mehr. Wie ein Tier wurde er abgeführt. Aber wenn sie sein Leben wollten, dann würde er auch wie ein Tier darum kämpfen.
    Er sah nach hinten zu dem Flammenbeller, der ihm dichtauf folgte, und konzentrierte sich dann wieder auf den Weg.

Kapitel 3:
DER GLASKNOCHENMANN
    Eine mit Bandagen umwickelte Faust fuhr Nairod ins Gesicht, drosch ihm Lippen und Wange gegen die Zähne und peitschte seinen Kopf herum. Er taumelte zurück, suchte mit seinen Füßen auf dem Stein des Hinterhofs nach Halt, aber er glitt aus und prallte mit dem Rücken heftig auf den Boden. Er biss die Zähne zusammen. Sein Gegner stand dicht über ihm, ein blonder Junge im Unterhemd, mit harten Muskeln. Er hatte die Fäuste noch immer oben.
    Der Lehrer, kahlrasiert und mit Bauchansatz, klatschte in die Hände. »Das war’s für heute, Jungs.«
    Die Jungen, die zwischen dicht behängten Wäscheleinen an den Häuserwänden saßen, erhoben sich, wickelten sich die Stofflagen von den Fäusten und strömten vom Hof. Der Lehrer klopfte Nairods Gegner auf die Schulter, und gemeinsam machten die beiden sich ebenfalls auf den Weg.
    In Nairods Schädel dröhnte der letzte Schlag noch nach, und er blieb ausgestreckt auf
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