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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Lisowsky
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Beil zur Hand. »Scher dich hier weg. Die Stadttore stehen dir offen. Solange du nur raus willst und nicht wieder rein.«
    »Na gut. Dann danke.« Raigar hatte einen sauren Geschmack im Mund. Er wuchtete seinen Sack wieder auf den Rücken und wandte sich zur Tür. »Danke für Eure Zeit.« Neben ihm baumelte von einem Haken an der Decke ein Fleischstück, das einmal zu einem Kalb gehört haben mochte. Er boxte so hart dagegen, dass es gegen die Wand klatschte.
    Der Metzger rief ihm einen Fluch hinterher. Der Thekenjunge draußen war verschwunden.
    ***
    Eine halbe Stunde später saß Raigar auf dem Rand eines Brunnens, einen Fleischspieß in der Hand, den er sich vom Rest seines Vermögens geleistet hatte: einigen wenigen Kupferstücken und Eisenmünzen, von denen die Hälfte schon Rost angesetzt hatte.
    Er wog seine Möglichkeiten ab, während er das Fleisch aß. Gab es überhaupt Möglichkeiten? Abgesehen von der, dass er sich weiter durchs Handwerkerviertel fragen und Beleidigungen sammeln konnte?
    Neben ihm tollten Kinder am Brunnen herum und schippten sich gegenseitig mit den Händen Wasser ins Gesicht, das aus den Mündern von steinernen Fischgestalten plätscherte. Raigar sah den Kleinen lächelnd zu, während er langsam seinen Fleischspieß abnagte. Die Jungen jagten sich gegenseitig mit nassen Händen um das runde Becken, und zwei Mädchen balancierten auf dem Brunnenrand. Als eines strauchelte, schob Raigar rasch seine Hand hin, um ihm Halt zu geben. Die kleine Artistin hielt sich an seiner Hand fest, und Raigar setzte sie vorsichtig zurück auf den Boden. Er verfolgte das Spiel weiter und aß. Am Ende hielt er nur noch den Metallspieß in der Hand, und in seinem Rachen brannten die scharfen Gewürze. Er beugte sich über das Brunnenbecken und schöpfte mit der Hand Wasser. Es löschte den Brand nur mäßig, also nahm er mehrere Schlucke. Schließlich wischte er sich den Mund ab und erhob sich wieder. Die Kinder waren verschwunden.
    Auch die Erwachsenen, die den Brunnen passierten, machten einen großen Bogen. Ein Dutzend gerüsteter Männer näherte sich ihm. Ihre weiten Wappenröcke mit dem Löwen darauf ließen sie wie Priester erscheinen, aber an ihren Seiten baumelten Schwerter.
    Der Erste, ein Kerl mit einem hellen Bart, der wie schmutzige Sonnenstrahlen um sein Kinn herum strahlte, kam auf ihn zu. »Ist es nicht gefährlich, dir so etwas Spitzes in die Hand zu geben?« Er zeigte auf den Bratenspieß in Raigars Hand.
    »Ich habe nur gegessen.« Raigar legte den Spieß auf dem Brunnenrand ab.
    »Hm, gegessen.« Die Truppe hinter dem Anführer war zum Stehen gekommen. Der Mann ging vor ihnen auf und ab und rieb sich über den Kinnbart. »Gegessen. Wahrscheinlich dem Kaiser die Haare vom Kopf?«
    Gelächter von den jungen Männern. Einige hielten sich die Bäuche. Raigar versuchte sich an einem Lächeln. »Es war nur ein Bratenspieß, Hauptmann. Ich habe dafür gezahlt, mit meinem letzten Geld.«
    »Oh, wie tragisch.« Der Bärtige schob die Unterlippe vor. »Mit seinem letzten Geld . Na, dann trifft es sich gut, dass du da, wo du hingehst, kein Geld mehr brauchen wirst. Wir haben nämlich eine Meldung bekommen, von einer Fleischerei, dass ein Hüne mit grauen Haaren Ärger macht …«
    Raigar stand auf und zog sein Gepäck zu sich. »Ich habe nach Arbeit gesucht. Aber bisher habe ich nur Beschimpfungen gehört und Prügel angedroht bekommen.«
    »Dann sei froh, dass es dir nicht schlimmer ergangen ist. Der Kaiser duldet euch Söldner hier nicht mehr.«
    Raigar sah die jungen Männer an, die im Rücken des Anführers standen. »Der Metzger hat etwas von … einem Friedensreich erzählt, das der Kaiser errichten will.«
    »Ganz recht«, sagte der Hauptmann und hakte die Daumen hinter seinen Gürtel. »Ein Reich, in dem für euch Hunde kein Platz mehr ist. Der Krieg ist vorbei.«
    Hunde . Hunde des Krieges.
    Raigar richtete sich hoch auf. »Ich bin nicht als Krieger hier, sondern um für euch zu arbeiten. Ihr tragt selbst Schwerter …«
    »Gewiss. Weil wir das gemeine Volk vor Übergriffen schützen müssen. Übergriffe von dir zum Beispiel, großer Mann.« Der Gardehauptmann trug die Worte mit eiskalter Ruhe vor. »Wir müssen auch gar nicht mehr lange reden, weißt du, damit verschwenden wir nur unsere Zeit. Lass dir brav die Ketten anlegen.«
    »Ich habe nichts getan.« Raigars Griff um den Gepäcksack wurde fester. »Ich schwöre es vor eurem Gott.«
    »Unser Gott ist tot. Lange tot.« Der Anführer
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