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Magic Cleaning

Magic Cleaning

Titel: Magic Cleaning
Autoren: Marie Kondo
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notgedrungen einen eigenen, mehr oder minder sinnvollen Aufräumstil entwickelt haben.
    Doch nicht nur im Haushalt, auch in den Schulen wird das Thema Aufräumen sträflich vernachlässigt. Wenn man fragt, an was sich die ehemaligen Schüler beim Stichwort «Hauswirtschaft» erinnern, so bekommt man Antworten wie: «Die praktischen Übungen, in denen wir Hamburger machen durften, die aber überhaupt nicht geschmeckt haben.» Oder: «Vorweihnachtliches Topflappenhäkeln, grauenhaft.»
    Das Thema Aufräumen bekommt, verglichen mit Kochen oder Handarbeiten, in den Lehrbüchern für die Grund- und Mittelschule verhältnismäßig wenig Platz. Oft höre ich, dass die wenigen Textpassagen im Unterricht nur der Reihe nach vorgelesen wurden. Schlimmstenfalls heißt es sogar: «Das lest ihr euch bitte selbständig zu Hause durch» (was natürlich niemand tat), um dann schnell zu beliebten Kapiteln wie «Die moderne schnelle Küche» und «Trendgetränke» weiterzublättern. So ist es also um das Erlernen des Aufräumens schlecht bestellt, und sogar unter den Absolventinnen der Hauswirtschaftsschulen gibt es Frauen, die nicht aufräumen können.
    Wie es der Dreiklang «Ernährung, Haus, Kleidung» nahelegt, sollte das Wohnen genauso wichtig sein wie das Essen und die Textilien. Was also ist die Ursache dafür, dass die Kunst des Aufräumens – schließlich eine wichtige Komponente des Wohnens – ausgeblendet wird? Wie oben schon angedeutet, liegt dies wohl an dem unerschütterlichen Glauben, dass Aufräumen etwas ist, das man einfach «tut» und das nicht eine zu erlernende Fähigkeit darstellt. Daraus folgt die Annahme, dass häufiges und zeitintensives Aufräumen irgendwann zur Gewohnheit wird. Und dass diese Gewohnheit schließlich ein gewisses Können erzeugt. Das stimmt leider nicht. Tatsache ist, dass etwa 25 Prozent der Teilnehmerinnen meiner Kurse Frauen in ihren Fünfzigern sind, also sogenannte «gestandene Hausfrauen» mit rund 30 Jahren Erfahrung. Man könnte denken, sie müssten doch viel besser aufräumen können als die jungen Frauen zwischen 20 und 30 . Aber es ist eher umgekehrt. Unter den Veteraninnen gibt es viele, die seit jeher die falschen Aufräummethoden anwenden. Die blindlings auf ein angebliches Allgemeinwissen vertrauen. Die einen Haufen unnützer Dinge horten. Und die sich mit antiquierten, völlig unzweckmäßigen Strategien des Lagerns und des Verstauens abplagen. Sie haben einfach nie die richtigen Herangehensweisen kennengelernt. Dass sie nicht aufräumen können, ist geradezu eine logische Konsequenz – und es würde uns nicht anders gehen.
    Doch niemand braucht nach dieser kleinen Analyse zu verzweifeln. Jetzt ist die Zeit gekommen, Unordnung, Frust und Chaos den Kampf anzusagen. Alle meine Schüler und Schülerinnen, die bei mir in die Kunst des richtigen Aufräumens eingeweiht wurden und ihr Wissen danach in die Praxis umgesetzt haben, leben heute in perfekt aufgeräumten Häusern und Wohnungen.

Jeder kann es lernen
    W enn ich in einem Rutsch aufräume, dann schaffe ich zwar erst mal Ordnung, aber nach kurzer Zeit herrscht wieder das alte Durcheinander.» Auf dieses vermeintliche Gesetz gab es bisher nur eine Antwort: «Da das ‹In-einem-Rutsch-Aufräumen› offensichtlich nicht funktioniert, sollte man Stück für Stück aufräumen.» Ein Standardgrundsatz, den ich schon im zarten Alter von fünf Jahren auswendig hersagen konnte.
    Ich bin die Mittlere von drei Geschwistern. Als meine kleine Schwester zur Welt kam, war meine Mutter ganz und gar mit der Versorgung des Neuankömmlings beschäftigt. Mein zwei Jahre älterer Bruder liebte Computerspiele (die damals noch am Fernseher gespielt wurden), und ich … ich beschäftigte mich alleine. Womit? Am allerliebsten mit Lifestyle-Magazinen und Haushaltspostillen. Wir hatten ein Abonnement von « ESSE », einer Frauenzeitschrift. Wenn das neue Heft mit der Post kam, riss ich den Umschlag auf und vertiefte mich in die Lektüre, noch bevor meine Mutter es in die Finger bekam. Auf dem Weg von der Grundschule nach Hause blätterte ich heimlich im Buchladen noch schnell «Orange Page» durch, ebenfalls eine Frauenzeitschrift. Ich konnte zwar noch nicht so gut lesen, aber es gab viele Bilder von leckeren Gerichten und süßem Gebäck, dazu nützliche Tipps zur Beseitigung von Ölflecken oder viele Tricks, um den einen oder anderen Yen einzusparen. Diese «Lebensweisheiten» waren für mich genauso spannend wie die Computerspiel-Anleitungen für
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