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Magic Cleaning

Magic Cleaning

Titel: Magic Cleaning
Autoren: Marie Kondo
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haben, was sie noch harmonischer und ästhetischer gestalten könnten. Manchmal bekomme ich nach einem halben oder einem Jahr Fotos geschickt. Im Vergleich zum Zustand direkt nach dem Kurs sind meist noch weniger Dinge zu sehen, dafür aber neue Wohntextilien, veränderte Lichtlösungen oder perfekt abgestimmte Wandfarben. Vom Rückfall in das alte Chaos kann also selbst nach dieser vergleichsweise langen Zeit (wenn man bedenkt, wie schnell man die Inhalte anderer Kurse wieder vergessen hat) keine Rede sein. Im Gegenteil: Auf den Fotos sehe ich wunderbare Räumlichkeiten, in denen sich die Bewohner ausschließlich mit geliebten und geschätzten Dingen umgeben.
    «Erstaunlich», sagen Sie jetzt, «plötzlich werden Ordnungsdilettanten fähig, ihre Wohnungen aufzuräumen – nur weil sie einen Kurs absolviert haben?» Ja, genau so ist es! Denn meine Kurse sind deshalb so tiefgreifend und nachhaltig wirksam, weil darin weit mehr vermittelt wird als der reine Ablauf. Aufräumen an sich ist ja schließlich kein Buch mit sieben Siegeln. Im Gegenteil, es ist einfach, denn es geht um sehr simple Handlungen, wie etwa einen Gegenstand in ein bestimmtes Regalfach zu stellen oder ein Kleidungsstück in die entsprechende Schublade der Kommode zu legen. Schon ein Erstklässler sollte das können. Wenn dies aber nicht klappt oder wenn nach dem Aufräumen alles bald wieder so aussieht wie vorher, dann hapert es entweder an unserem Verhalten oder an unserer Einstellung. Beides sind psychologische Probleme. Mit «Verhalten» meine ich, dass wir uns neue Gewohnheiten antrainieren müssen, also zum Beispiel beim Nachhausekommen die Jacke
nicht
aufs Sofa zu pfeffern,
sondern
sie an der Garderobe auf einen Bügel zu hängen. Unter «Einstellung» verstehe ich den festen Willen, zum inneren Schweinehund laut und deutlich «Aus! Ruhe jetzt!» zu sagen, wenn er uns weismachen will, dass die Jacke auf dem Sofa doch gar nicht stört. Ohne die richtige Einstellung wird jeder, der nicht als Aufräum-Genie zur Welt gekommen ist, früher oder später scheitern – egal wie viel weggeworfen wird oder welche ausgeklügelten Aufbewahrungs- und Verstauungsstrategien zum Einsatz kommen.
    Doch wie eignet man sich die richtige Einstellung an? Indem man die Fähigkeit zum Aufräumen entwickelt und stärkt, denn diese Fähigkeit haben wir alle in uns. Wir müssen nur lernen, ihr zu vertrauen. Dann werden wir ganz intuitiv die richtigen Entscheidungen treffen, was wir wegwerfen und was wir aufheben möchten, welcher Gegenstand wo seinen festen Platz bekommen soll, wie wir die Dinge um uns herum mit mehr Achtsamkeit behandeln können und so weiter.
    Obwohl also jeder von uns grundsätzlich fähig ist zum Aufräumen, bedeutet dies nicht, dass ausnahmslos alle meine Klienten zu Ordnungsspezialisten geworden sind. Ein paar (allerdings sehr wenige!) Kunden brachen den Unterricht ab, weil sie enttäuscht waren. Sie hatten gedacht, die KonMari-Methode sehe vor, dass
ich
für sie aufräumen würde, so wie es ja auch andere Dienstleistungen im Haushaltsbereich gibt. Nun bin ich zwar stolz darauf, eine professionelle Aufräumerin und eine Aufräumfanatikerin zu sein, doch ich weiß, dass, selbst wenn ich mit vollem Einsatz durch das Haus einer anderen Person wirbeln würde, selbst wenn es hinterher so perfekt aussehen würde wie in einem Werbespot für ein neues Aufbewahrungssystem, ich es im Endeffekt doch nicht wirklich «in Ordnung» gebracht hätte.
    Wir müssen nicht unbedingt wissen, wie Bettwäsche zusammengelegt wird, wie man Schriftstücke sortiert oder wo im Sommer Handschuhe und Schals hinkommen. Viel wichtiger ist es, sich mit der eigenen Existenz auseinanderzusetzen, seine Wertmaßstäbe zu definieren und die sehr persönliche Frage zu klären, in welcher Umgebung und mit welchen Dingen man in Zukunft leben möchte. Normalerweise ist diese Frage schnell beantwortet, denn fast jeder Mensch wird sagen: «Ich möchte a) eine immer aufgeräumte Wohnung, b) nur schöne Dinge, die ich liebe, um mich haben, c) eine angenehme, positive, kraftspendende Atmosphäre, d) glücklich sein.» Doch anstatt die Verwirklichung der Wünsche a) bis d) zur Chefsache zu machen, denken sich die meisten Aufräum-Willigen: «Das ist doch völlig unmöglich, das schaffe ich nie! Ich habe doch schon sämtliche Tipps und Tricks ausprobiert, aber nach ein paar Tagen sah es wieder genauso schlimm aus wie vorher.» Bitte streichen Sie solche Gedanken aus Ihrem Repertoire und vertrauen
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