Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magic Cleaning

Magic Cleaning

Titel: Magic Cleaning
Autoren: Marie Kondo
Vom Netzwerk:
meinen Bruder. Alle Seiten, die mir besonders gefielen, markierte ich mit einem Eselsohr und malte mir aus, wie ich die dort beschriebenen Rezepte, Tipps und Tricks eines Tages ausprobieren würde.
    Doch warum eigentlich auf ein Später warten? Nachdem ich ein Sonderheft zur Pfennig- oder, wenn Sie so wollen, Yen-Fuchserei gelesen hatte, spielte ich das Spar-Spiel, obwohl ich noch nicht einmal wusste, wie sich der Strompreis zusammensetzte. Ich lief durchs Haus und zog bei allen Elektrogeräten, die gerade nicht in Gebrauch waren, den Stecker. Außerdem klemmte ich eine Plastikflasche in den Spülkasten der Toilette, damit wir weniger Wasser verbrauchten. Dann erschien ein Sonderheft über Aufbewahren, Lagern und Verstauen. Sofort stellte ich aus leeren Milchpackungen Trenneinsätze für Schubladen her und versuchte, aus Videohüllen Regale zu bauen, die man zwischen die Möbel stecken konnte. Auch die Schule war vor mir und meinem Ordnungsfimmel nicht sicher. In den Pausen stahl ich mich heimlich davon (meine Mitschüler spielten indessen Völkerball oder Seilspringen), um die Bücher im Klassenzimmer neu zu ordnen oder den Putzschrank im Gang zu überprüfen.
    Allerdings quälte mich ein Problem, für das es keine Lösung zu geben schien. Egal wo ich die Dinge auch hinräumte, nach kurzer Zeit war sie wieder da: die alte Unordnung. Aus den Milchpackungstrenneinsätzen quollen die Schreibutensilien hervor. Die Regale aus Videohüllen hatten sich mit Post gefüllt, waren bald kaputtgegangen, und der Inhalt lag nun auf dem Boden. Obwohl man beim Kochen oder Nähen, was ja genauso zur Hausarbeit gehört, immer geschickter wird, je öfter man es tut, ist es beim Aufräumen leider nicht so. Man wird nicht automatisch mit jedem Mal besser. Irgendwie bricht sich das übliche Chaos doch wieder Bahn.
    So kam ich langsam zu der Vermutung, dass gegen diesen rätselhaften Mechanismus wohl nichts auszurichten sei: Wenn man in einem Rutsch aufräumt, kommt die Unordnung unweigerlich zurück. Seit ich dies mit fünf Jahren entdeckt hatte, erinnerte mich jedes Sonderheft zum Thema Aufräumen an dieses Problem. Der Rückfall ins Chaos wurde für mich zur Normalität. Wenn ich eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen könnte, gäbe es etwas, das ich mir als jungem Mädchen gerne sagen würde: «Vergiss es! So zu denken ist falsch!» Man muss nur mit der richtigen Methode aufräumen, dann ist die Unordnung ein für alle Mal gebannt. Ganz sicher!
    Bei dem Wort «Rückfall» denken die meisten Menschen an ihre letzte Diät. Man hat sich ein paar Tage brav an den Speiseplan gehalten, doch dann ist da doch plötzlich dieser Schokoriegel aufgetaucht. Aus heiterem Himmel. So ähnlich ist es beim «Aufräumen in einem Rutsch». Plötzlich liegt da doch wieder der Zeitungsstapel auf dem Sofa. Warum ist das so? Es liegt in der Regel daran, dass das Konzept «in einem Rutsch» nicht konsequent genug umgesetzt wird. Die Gegenstände werden nur halbherzig geordnet, aufgeräumt und verstaut. Wenn man jedoch radikal ausmistet, wegwirft und entrümpelt, was nicht mehr gebraucht wird, und dann die Dinge neu sortiert und einräumt, findet eine tiefgreifende Veränderung statt. Nachdem man in einem Rutsch aufgeräumt hat, und zwar bis zur letzten verwaisten Socke in der hintersten Ecke, erstrahlt der Raum am Ende in einem völlig neuen – ordentlichen – Glanz.
    Bitte merken Sie sich: Mit der richtigen Methode kann jeder, auch wenn er es bisher mit der Ordnung nicht so genau genommen hat, dem Chaos die Rote Karte zeigen.

Täglich ein bisschen bringt nichts
    D a man beim Aufräumen in einem Rutsch Gefahr läuft, wieder in die alte Unordnung zurückzufallen, sollte man sich angewöhnen, Stück für Stück aufzuräumen», lautet ein gängiger Haushaltstipp. Dass der erste Teil dieses verführerisch klingenden Satzes falsch ist, haben wir schon im letzten Abschnitt festgestellt. Betrachten wir nun den Vorschlag, der uns im zweiten Teil gemacht wird: «Man sollte sich angewöhnen, Stück für Stück aufzuräumen.» Erscheint uns das nicht irgendwie plausibel? Lassen Sie sich nicht täuschen! Wenn man das Konzept des stückweisen Aufräumens befolgt, bleibt es dabei, dass man für immer und ewig nicht fertig wird.
    Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ihre über lange Jahre hinweg gehegten und gepflegten Gewohnheiten abzulegen. Wer es nicht mehr anders kennt, als das Sofa von herumliegenden Klamotten zu befreien, bevor man sich setzen kann, oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher