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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Wahrheit entsprach. Meine Briefe hat sie nie beantwortet.«
    Magdalena nahm seine Hand.
    Â»Ich verzeihe dir«, sagte sie und drückte sie fest. Es war die Hand ihres Vaters. Alles war mit einem Mal ganz einfach.
    Â 
    Als Matteo sie so fand, strich er sich über den Hinterkopf, als ob er seine Haare vermisste, und wollte gleich wieder gehen.
    Â»Warte«, sagte Magdalena, drückte noch einmal Tizianos Hand, bevor sie sie losließ, und stand auf. Sie ging auf Matteo zu, er wich zurück.
    Â»Nachher haust du mich wieder!«, sagte er und grinste.
    Â»Sie macht nämlich alles kaputt, was sie mag«, rief er Tiziano zu, »nehmen Sie sich in Acht!«
    Â»Wenn du mich freiwillig küsst, könnte ich mir diese hundsgemeine Charaktereigenschaft für den Rest meines Lebens vielleicht abgewöhnen.«
    Er küsste sie.

Epilog
    E in Vater, den man nicht kennt, ist wie ein Teil von einem selbst, der im Schatten liegt. Magdalenas Augen folgen Tiziano, der sich auf der Tanzfläche seinen Weg zwischen zwei hingeworfenen BMX-Rädern und einem Skateboard bahnt. Sie lächelt, denn er geht, ohne anzustoßen, wie von einer unsichtbaren Hand geleitet.
    Jetzt verschwindet Tiziano unter den Pinien, sie weiß, er ist unterwegs zu seinem Lieblingsplatz, dem alten, von grüner Patina überzogenen eisernen Pavillon, den Matteo auf der freien Fläche zwischen Zitronenbäumen und Brunnen aufgestellt hat. Irgendwo auf dem Land in der Nähe von Lucca hat Magdalena ihn entdeckt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zehn Holztische mit Marmorplatten und siebenunddreißig türkisblaue Caféhausstühle standen kreuz und quer übereinandergestapelt daneben. Sie hat alles sofort gekauft, obwohl Matteo sie für verrückt erklärte. Jetzt stehen sechs Tische vor der Orangerie und die restlichen vier unter und neben dem Pavillon, der Lack blättert wie welkes Herbstlaub von den Stühlen ab, doch Magdalena hat Matteo verboten, sie zu streichen. Die Kissen leuchten in der gleichen Farbe wie die Zitronen im Laub, es sieht fantastisch aus.
    All die langen Jahre hatte sie nicht gewusst, wer für ihre andere Hälfte verantwortlich war, wen sie bewundern, gegen wen sie sich auflehnen sollte. Aber es war schließlich gar nicht mehr
nötig gewesen, sich gegen Tiziano aufzulehnen. Seit ihrem Treffen vor einem Jahr hier unter den Zitronenbäumen hatte er Magdalena mit allem vertraut gemacht, was zu ihm gehört: Sie hat mit seiner alten Mutter und seiner Exfrau in Livorno Bekanntschaft gemacht, also mit dem nicht gerade wohlwollenden Teil seiner Familie. Sie hat in seiner Wohnung hoch über Portoferraio übernachtet, ihn in seinem Amtszimmer in der comune besucht, mit seinen Freunden zu Abend gegessen und - ganz wichtig - seine Söhne kennengelernt. Tiziano hat ihr seine wenigen Fotos von Heidi überlassen, dazu Heidis Halsschmuck, den sie ihm damals geschenkt hatte, ein schwarzes Band mit einer Feder aus Silber daran, und er hat seinen größten Schatz mit ihr geteilt: seine Erinnerungen an die Tage ihrer Liebe, im Sommer vor zweiunddreißig Jahren.
    Â 
    Matteo taucht mit seinem in Leder eingebundenen Buch zwischen den Bäumen auf. Jede Adresse, jeder Name, jede Telefonnummer ist hier eingetragen, das Buch ist sein Masterplan, Herz und Hirn des Konzepts. Sie sieht, wie er für sie unsichtbare Haken hinter unsichtbare Worte macht, und obwohl sie ihn nicht hören kann, weiß sie, dass er laut vor sich hin spricht: »Stromleitungen und Toiletten sind abgenommen, die verordnete Anzahl von Notausgängen auch, Kaffeemaschine - ist da, Putzkolonne - ist weg, Außenlichtanlage - vom Feinsten, Getränke - liefert Beppe morgen, Torten kommen aus der Bar Elba …« Tiziano steuert auf ihn zu, kurz bleiben die beiden Männer beieinanderstehen und reden, bis Matteo weitergeht und mit wiegendem Gang die Tanzfläche erreicht. Fast wäre er über das Skateboard gestolpert, er kickt es an die Seite und murmelt vor sich hin, verdammte Gören. Magdalena beugt sich vor, um ihre Ellenbogen auf die Mauer stützen zu können. Mit dem Kinn in den Händen sieht sie ihn an. Sie liebt dieses Gesicht.

    Er schaut sich um, als wittere er etwas, endlich bemerkt er Magdalena über sich auf der Terrasse und schneidet eine Grimasse. »Wie lange stehst du da schon? Immer beobachtest du mich, demnächst nehme ich Eintritt.« Magdalena lacht, seine Augen
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