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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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konnte.
    Â»Die Wahrheit?«
    Â»Wenn ich nur nicht so dumm gewesen wäre.«
    Â»Hier.« Sie ging wieder zu ihm und drückte ihm das Glas in die Hand. Er trank einen Schluck und sagte: »Manchmal ist die Wahrheit einfach falsch.« Magdalena wartete.
    Â»Mein Freund Paolo und ich, wir hatten das mit der Liebe irgendwie nicht eingeplant.« Magdalena hielt die Luft an, jetzt kam endlich der ominöse Paolo ins Spiel.
    Â»Die Mädchen fielen uns vor die Füße wie reife Pflaumen, wir mussten uns nicht mal strecken, um sie zu pflücken.« Seine genaue, etwas blumige Art, sich auszudrücken, gefiel ihr sehr. Magdalena merkte, dass sie ihn gegen ihren Willen sympathisch fand.
    Â»Als ich Heidi kennenlernte, war ich genau auf diesem Trip: einfach nur genießen - und dann weiter zur Nächsten.« Er sprach den Namen ihrer Mutter sogar richtig aus, mit einem H, für das er extra eine Portion Luft zu holen schien.
    Â»Ich habe diese Geschichte bis jetzt nur einem einzigen Menschen erzählt: ihr.« Er schüttelte bedauernd den Kopf, und Magdalena hätte dabei zu gerne seine Augen gesehen.
    Â»Eines Abends versuchte Paolo mich zu überreden, er wollte heimlich die Mädchen tauschen, das hatten wir schon zwei-, dreimal vorher geschafft.«
    Magdalena musste sofort an Roberto denken, ihr wurde ganz
flau im Magen, und sie spürte, wie ihre gerade gewonnene Sympathie für Tiziano aus ihr entwich, wie Luft aus einem Fahrradreifen. Betont sachlich fragte sie: »Wie habt ihr das denn hinbekommen?«
    Â»Wir waren beide nicht hässlich, waren immer zusammen unterwegs, haben dann irgendwo im Zelt probeweise mal zu der anderen rübergelangt, und dann mehr … das ging schon manchmal.«
    Â»Aber in diesem Fall?«
    Â»Aber in diesem Fall wollte ich es nicht, ich war verliebt und wollte Heidi nicht teilen, und ich hatte auch keine Lust auf diese Holländerin. Sie war zwar ein schönes Mädchen, aber …«
    Â»Margo!«
    Â»Du weißt ihren Namen, kennst du sie?!«
    Â»Nein. Nur aus dem Tagebuch meiner Mutter.«
    Â»Freiwillig würde auch Heidi es nicht machen, das wusste ich, also ließ ich mich von Paolo überreden. Er hat mir so einen Schwachsinn erzählt: Wir Männer lassen die Liebe lieber weg, damit fahren wir besser, wir lassen uns von Frauen nicht aussaugen, hat er immer gesagt. Er hatte ziemlich genau den gleichen Körperbau wie ich und einen Plan. Es musste dunkel sein, und wir durften nicht reden, kein einziges Wort. Dann haben wir uns Details erzählt, wie wir es machen, unsere Liebestechnik, unsere Art. Es war interessant und abartig zugleich.« Er unterbrach sich. »Verstehst du alles, was ich sage?«
    Â»Und mehr «, gab Magdalena zur Antwort. Sie sah alles vor sich, das Zelt, das Meer, eine Nacht ohne Mond, zwei junge Männer, die über den Strand huschten und …
    Â»Wir haben alles durchdacht, Paolo war ein Meister darin. Vorher viel Wein für die Mädchen, keine Feuerzeuge in der Nähe, Taschenlampen verstecken, sogar ein kleines Zeichen haben wir uns gemacht, wir haben uns beide ein Pflaster an eine
unsichtbare Stelle geklebt, von der jeweils Margo und Heidi wussten.« Er schnaubte verächtlich bei der Erinnerung.
    Â»Und, hat es Spaß gemacht?« Sie wollte kein Mitleid mit ihm haben.
    Â»Ich habe es für ihn getan und um mir meine eigene Coolness zu beweisen - so würde man das wohl heute nennen - und aus Angst vor zu vielen Gefühlen für diese Deutsche, die mir so unwahrscheinlich gut gefiel. Danach haben wir natürlich wieder getauscht, sind unter einem Vorwand raus und bei der richtigen Frau wieder rein ins Zelt. Ich habe mich so geschämt und war höllisch eifersüchtig. Und als sie mir am nächsten Morgen sagte, dass es gestern so anders gewesen wäre, so ganz besonders, und alles wäre so schön mit mir, und … Eine Katastrophe! Ich musste immer an Paolo denken, was hatte er mit ihr nur angestellt, sie war ganz aufgekratzt, albern und fröhlich.«
    Â»Und dann seid ihr hoch zur Santa Lucia gegangen und habt euch verewigt.«
    Â»Nein, das war vorher, nachher wäre es nicht mehr möglich gewesen. Ich habe mir nach dieser Nacht selbst nicht mehr geglaubt. Liebte ich sie denn wirklich, wenn ich zu so etwas in der Lage war?«
    Magdalena nickte. »Und deswegen hast du dich nicht mehr gemeldet, und als sie feststellte, dass sie schwanger
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