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Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation
Autoren: V.A.
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aber doch nicht ganz von ihrem ziemlich verbrauchten und gealterten Gesicht ab. Sie erinnerte ihn peinlich an eine Sandviper, die er einmal im Zoo gesehen hatte – aber hier fehlte die schützende Glasscheibe, die damals so beruhigend gewesen war.
    »Was?« Sie runzelte die Stirn und streckte die Hand nach der goldenen Obstschale neben der Couch aus.
    »Ich dachte, ich könnte mit jemand sprechen, der etwas zu sagen hat, sobald die Tests abgeschlossen sind.«
    »Ich habe hier etwas zu sagen«, versicherte sie ihm. »Bist du eigentlich gar nicht überrascht, daß ich deine Sprache so gut beherrsche?«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Schließlich muß jede Rasse, die von einem Stern zum anderen fliegen kann, auch imstande sein, Übertragungsgeräte zu bauen.«
    »Richtig.« Sie runzelte wieder die Stirn und betrachtete den kleinen Kasten in ihrer rechten Hand, in den sie bisher gesprochen hatte. »Dann findest du deine seltsamen Erlebnisse in letzter Zeit also auch nicht überraschend?«
    »Nicht besonders«, antwortete er und wurde allmählich ungeduldig, weil die Unbekannte offenbar nur Konversation machen wollte. »Ich wüßte allerdings gern, ob ich die Prüfung bestanden habe und ob meine Rasse als Mitglied in die galaktische Zivilisation aufgenommen wird.«
    »Deine Rasse? Was kümmert mich deine Rasse? Primitive Halbwilde auf einem schmutzigen kleinen Planeten, habe ich mir erzählen lassen. Kein Umgang für Angehörige meiner Kaste – bestenfalls auf der Grundlage eines Verhältnisses zwischen Herr und Sklave.«
    Bradley verschlug es die Sprache. »Herr ... und ... Sklave?« brachte er mühsam heraus.
    »Selbstverständlich. Ich bin Königin der Fünfzehn Sonnen. Nicht gerade das größte Reich dieser Region, aber auch nicht das kleinste.«
    »Aber ... aber ich habe doch nicht alle diese Proben bestehen müssen, um Sklave werden zu dürfen, oder?«
    »O nein, mit dir habe ich etwas Besseres vor. Ich bin davon überzeugt, daß es auf deinem Planeten die gleichen Probleme gibt, wenn das Alter sich allmählich bemerkbar macht, und du bist genau der richtige Mann, um sie zu lösen. Ich habe mir sogar die Zeit genommen, einige deiner Prüfungen zu verfolgen. Du hast dich wirklich ausgezeichnet geschlagen, das muß man dir lassen.«
    »Vielen Dank.« Bradley atmete erleichtert auf. Eine Position als Flottenkommandant oder Prinzregent war vielleicht gar nicht so übel, wenn man die Sache von allen Seiten betrachtete. »Ich soll also die Regierung übernehmen?«
    Die Königin versuchte mütterlich zu lächeln, was ihr nicht recht gelang, und wies nochmals auf den freien Platz neben sich.
    »Mach dich nicht lächerlich. Du bist völlig unqualifiziert. Aber als mein Liebhaber bist du hervorragend geeignet.«
     
    Wenige Monate später hatte Bradley seinen Schock überwunden und sich an das Leben am Hof gewöhnt. Die Arbeit war nicht schwer, aber er brauchte viel Schlaf; sie war weniger gefährlich als Zweikämpfe mit fremdartigen Lebewesen, erforderte jedoch nicht weniger Phantasie und Erfindungsgabe.
    Wenn er abends auf dem Weg zu den Gemächern der Königin war, hatte er manchmal Heimweh und wünschte sich, er hätte die Erde nie verlassen. Die Verbindung zur Heimat ließ sich eben doch nicht so leicht trennen. Die grünen Hügel der Erde und so weiter.
    Aber er trat trotzdem fest auf und hielt sich gerade. Schließlich wußte er, was er der Würde seines Amtes schuldig war.

Der Deserteur
    (Home The Hard Way)
     
Richard McKenna
     
     
    Chefbiotech Skinner Webb, ein untersetzter, breitschultriger und schon etwas kahler Enddreißiger im grauen Arbeitsanzug der Raumpatrouille, marschierte vor seiner Assistentin her den Weg zur Kristallschlucht hinab. Zu beiden Seiten lösten sich Phytos in allen Größen von ihren Zweigen und flatterten als bunter Schwarm über seinem Kopf. Phytos waren immer neugierig.
    Webb ließ sich auf einem durchsichtigen Quader nieder und starrte ins blaue Wasser hinab, das vierzig Meter unter ihm über milchigweiße Quarzfelsen schoß. In den letzten Wochen dieser Rettungsexpedition war dieser Platz sein Lieblingsaufenthalt geworden, und man hätte an keiner schöneren Stelle ertrinken können. Er gab seiner Assistentin ein Zeichen, sie solle sich ebenfalls setzen.
    »Vry«, sagte er, »ich möchte etwas mit dir besprechen.«
    Vry Chalmers erwiderte seinen Blick ernst. Sie war selbst im Arbeitsanzug schlank und zierlich. Dunkle Locken umrahmten ein herzförmiges Gesicht. Ihre großen
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