Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
Nacht wird ein Ungeheuer am Himmel erscheinen, und es wird alle eure Hütten verbrennen. Dann wird immer noch Zeit sein, uns zu folgen. Wir gehen jetzt.«
    Unterwegs sprach er mit Holmyard, der ihm versicherte, für das eindrucksvolle Schauspiel zu sorgen.
    Auf einem nahen Berg warteten sie die Dunkelheit ab. Unten in der Ebene lag das Dorf. Die beiden Monde waren gerade untergegangen, als das Schiff erschien. Es verdunkelte die Sterne, und die am See zurückgebliebenen Horowitz ergriffen Hals über Kopf die Flucht. Keine Minute zu früh, denn in diesem Augenblick zuckte am Bug des Schiffes ein Blitz auf und fuhr mitten unter die Hütten, die sofort Feuer fingen. Dann verschwand das Schiff wieder lautlos, wie es gekommen war. Carmody fing die entsetzt davonlaufenden Horowitz ab und sorgte dafür, daß sie ihre Pferde und Wagen holten und sich ihm anschlossen. Sie baten ihn um Vergebung und versprachen, nie mehr wieder seinen Unwillen zu erregen. Von diesem Tag an war ihr Verhältnis zueinander nicht mehr dasselbe wie früher. Carmody bedauerte zwar den Zwischenfall, bei dem es sogar einige Tote gegeben hatte, aber er sagte ihnen auch, daß er besser wisse als sie, was gut für sie sei. Sie betrachteten ihn nun mit mehr Respekt als je zuvor, auch Tutu. Sie fürchteten ihn. Vorbei war die Zeit, da er mit ihnen am Feuer saß und sie seinen Reden lauschten. Der Abstand zwischen ihnen war zu groß geworden.
    »Sie haben ihnen die Furcht vor Gott gezeigt«, meinte Holmyard einige Tage später dazu.
    »Nein, Doc. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß sie mich für einen Gott halten?«
    »Das nicht gerade, aber sie werden glauben, Sie seien sein Abgesandter. Vielleicht auch ein Halbgott. Sie können nicht anders, wenn sie nicht mehr wissen – und wollen Sie ihnen vielleicht die ganzen Zusammenhänge zu erklären versuchen? Das ist völlig unmöglich, denn die Wahrheit würden sie noch weniger verstehen können. Nein, was immer Sie auch anstellten, Carmody, die Horowitz haben es mißverstanden.«
     
    Vergeblich versuchte Carmody in den nächsten Tagen, das alte, vertraute Verhältnis zu Tutu wiederherzustellen. Der ganze Stamm begegnete ihm mit einer Hochachtung, die an Verehrung grenzte. Er begnügte sich damit, sie weiter zu unterrichten. Als er eines Tages Salpeter und Schwefel fand, zeigte er ihnen, wie man Schießpulver herstellte. Er ließ Tutu chemische Formeln aufzeichnen und erklärte ihr die Grundbegriffe der elementaren Mathematik. Holmyard verhehlte ihm seine Bedenken keineswegs.
    »Sie übernehmen sich, John. Es ist unmöglich, den Horowitz in einem einzigen Jahr das beizubringen, wozu sie unter normalen Umständen ein ganzes Jahrtausend brauchen. Hören Sie auf damit. Sie haben genug getan, ihnen den Beginn der Sprache und Schrift zu zeigen. Jetzt müssen sie ihren Weg allein weitergehen. Es ist die Aufgabe späterer Expeditionen, offiziell Kontakt mit ihnen aufzunehmen und weiteres Wissen zu vermitteln. Sie können nicht alles allein machen.«
    »Sie haben wahrscheinlich recht«, gab Carmody zu. »Aber ich mache mir Sorgen um sie. Was verstehen sie schon von Ethik? Es müßte mir doch gelingen, ihnen da einige positive Richtlinien mit auf den Weg zu geben.«
    »Sie schaffen sich ihre eigene Ethik.«
    »Die falsche, Holmyard.«
    »Können wir das beurteilen? Eine Ethik, die gut für uns ist, kann für sie den Untergang bedeuten. Wir müssen nicht alles mit unseren Maßstäben messen.«
    Carmody seufzte.
    »Viel Zeit habe ich ohnehin nicht mehr. In einem Monat muß ich wieder auf Wildenwooly sein. Die Horowitz sind dann sich selbst überlassen.«
    Der Stamm wanderte weiter nach Norden, nahezu vier Wochen lang.
    Die heißen Steppen lagen nun weit zurück, und es war kühler geworden. Das Gelände war stetig angestiegen. Rechts und links türmten sich hohe Gebirge in den Himmel. Immer wieder fanden sie einen Durchgang, von klaren, reißenden Flüssen in die Felsen genagt. Nachts mußten große Feuer angefacht werden, um die beißende Kälte zu vertreiben. Carmody zeigte den Horowitz, wie man aus Fellen warme Kleider herstellt.
    Zwei Wochen bevor sie den Paß zu dem fruchtbaren Tal erreichten, lag Carmody nachts wach. Er spürte das Pulsieren in dem Ei auf seiner Brust. Das Küken begann sich seinen Weg in die Freiheit zu picken. Als der Morgen graute, fielen die lederartigen Schalen ab.
    Es war ein männliches Junges, gesund und kräftig. Seine Augen waren blau. Tutu konnte ihr Entzücken nicht verbergen.
    »Alle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher