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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum
Autoren: V.A.
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etwa.«
    Sie sprachen noch eine Weile miteinander, dann trennten sie sich.
    Auf dem Weg zurück zum Wald hatte Carmody plötzlich das Gefühl, verfolgt zu werden. Er blieb stehen, schaltete die Taschenlampe an und drehte sich schnell um. Der Schein der Lampe fiel auf Tutu.
    »Was machst du denn hier?«
    »Ich ...«
    Ihre Handbewegung war leicht zu deuten.
    »Du bist mir gefolgt? Warum?«
    Sie hatte Mühe, es ihm zu erklären.
    »Raubtiere – böse, dich fressen. Du sterben ... ich ... wie sagen?«
    Ihr Gesicht verriet, was sie sagen wollte. Carmody war gerührt.
    »Du wurdest traurig sein, um mich weinen?«
    Sie nickte, eine Geste, deren Bedeutung sie längst kannte.
    »Ja, ich weinen. Ich dann auch sterben.«
    Er zog sie an sich und bedauerte gleichzeitig, daß sie einen so spitzen Schnabel besaß.
    »Ich habe dich gern«, sagte er und versuchte, sie zu trösten. Sie sah ihn an.
    »Ich habe dich gern«, wiederholte sie und zeigte auf ihn. Dann wechselte sie plötzlich das Thema. »Du bist Mensch. Du kannst fliegen. Du kommst von den Sternen.« Sie hielt den Kopf schief. »Was sind die Sterne?«
    »Ich werde es dir später einmal erklären«, sagte Carmody und zog sie mit sich, dem Lager entgegen.
     
    Tage, Wochen, und schließlich Monate vergingen.
    Carmody führte die Horowitz nach Norden, täglich vier oder fünf Meilen. Er hatte genug Gelegenheit, sie zu unterrichten. Sie fanden das Erz, und er zeigte ihnen, wie man es verarbeitete und Speerspitzen und Messer daraus anfertigte. Er machte ihnen Pfeile und Bögen, zeigte ihnen, wie man damit umging, und befahl ihnen dann, selbst welche herzustellen. Die Folge war, daß der Stamm mehr und besser zu essen bekam als je zuvor. Größeres Wild wurde erlegt und am Feuer zubereitet. Sie schnitten das Fleisch in Streifen und trockneten es; die ersten Vorräte wurden angelegt. Die Horowitz wurden selbstbewußter. Ein wenig zu selbstbewußt, wie Whoot am eigenen Leib erfahren mußte.
    Eines Tages schoß er auf einen Ferallöwen, der im Weg lag und sich weigerte, vor ihm die Flucht zu ergreifen. Der Pfeil bohrte sich tief in den Leib des Raubtieres, das, vor Schmerz gepeinigt, aufsprang und sich auf den Angreifer stürzte. Whoot schoß noch zwei Pfeile ab, ohne einen Schritt zurückzuweichen, dann schlugen die Pranken des Löwen in seine Brust und zerfetzten sie. Die anderen eilten herbei und töteten die Bestie, aber Whoot war bereits gestorben.
    Er war der erste Tote seit Carmodys Ankunft. Zu seinem Erstaunen trauerte der Stamm um seinen Häuptling, ein sicheres Zeichen dafür, wie weit sich die Horowitz bereits vom Tier entfernt hatten. Allerdings hätten sie ihn einfach liegen lassen, eine leichte Beute für die Raubtiere. Carmody zeigte ihnen, wie man einen Toten begrub.
    Später, als er neben Tutu ging, fragte sie:
    »Mein Vater – wo ist er nun?«
    Lange Zeit war Carmody sprachlos. Ohne jede Anregung hatte Tutu das Problem des Lebens nach dem Tode angeschnitten. Sie hatte eine Frage gestellt, die zwar in sein Fach fiel, die er aber genausowenig beantworten konnte wie irgend jemand anderer.
    »Was glauben die anderen?«
    Sie warf einen Blick auf ihre Artgenossen.
    »Erwachsene denken nicht, nur wir Jungen denken. Ich frage dich, weil du mich verstehst.«
    Carmody seufzte. Er begann die Verantwortung zu ahnen, die er sich aufgebürdet hatte. Er durfte Tutu keine falschen Hoffnungen machen, er durfte ihre vielleicht bestehenden Hoffnungen aber auch nicht zerstören. Er wußte nicht, ob Whoot eine Seele besessen hatte. Hatte Tutu eine? Seiner Meinung nach hatten alle halbwegs vernünftigen Lebewesen eine Seele, aber wissen konnte er das auch nicht.
    Er konnte ihr sein Dilemma nicht erklären. Nach sechs Monaten des Lernens kannte sie nicht genug Vokabeln, um ihr den Begriff der Unsterblichkeit klarmachen zu können. Was verstand sie schon von abstrakten Vorstellungen? Langsam und bedächtig sagte er:
    »Du verstehst, daß Whoots Körper zu Staub zerfallen wird?«
    »Ja.«
    »Auf diesen Staub werden Samen fallen, Gras und Bäume werden daraus wachsen. Sie leben von dem, was Whoot einst gewesen ist.«
    »Erde ... Wurzeln ... Nahrung.« Sie nickte.
    »Der Löwe ist auch tot. Ihn fressen die Raubvögel und Schakale, aber auch er wird teilweise zu Staub, wie Whoot. Gras wird von beiden wachsen, und die Antilopen werden das Gras fressen. Etwas von Whoot wird in die Antilopen übergehen.«
    Tutu nickte abermals, heftiger diesmal.
    »Ja, wir jagen Antilopen und essen sie. Whoot
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