Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
Shelley?« fragte sie nach einer Weile.
    »Nur auf einen Alligator, Emerelda. Es gibt eine ganze Menge Alligatoren in dieser Gegend. Ich muß gut aufpassen. Und jetzt ruhe dich ein wenig aus.«
    »Aber, Shelley, ich brauche noch mehr von diesen Steinen. Du hast mir heute nur wenige gebracht ...« Ihre Hand tastete die Decke ab. Dann wandte sie sich von uns ab und schien einzuschlafen, die Juwelen drückte sie fest gegen die Brust.
    Captain Shelley packte mich am Arm und führte mich in die Küche. Dann öffnete er die Tür und begann die restlichen Juwelen auf das Regal zu legen, auf dem ein halbes Dutzend Konserven standen. Eine dünne Eisschicht bedeckte den Kühlschrank sowie alles andere in der Küche, aber die Wände blieben davon unberührt.
    »Wer ist sie?« fragte ich, als Shelley eine Dose öffnete. »Sollten wir nicht versuchen, sie von hier wegzubringen?«
    Shelley blickte mich wieder mit dem für ihn typischen zweifelnden Ausdruck an. Er schien etwas zu verheimlichen. Er senkte die Augen. »Sie ist meine Frau«, sagte er mit einer seltsamen Betonung, als wäre er sich dieser Tatsache selbst nicht ganz sicher. »Emerelda. Hier ist sie sicherer, solange ich nach Marquand Ausschau halten kann.«
    »Warum sollte er ihr etwas antun wollen? Ich fand ihn ganz normal.«
    »Er ist ein Irrer!« sagte Shelley mit Nachdruck. »Er hat sechs Monate in einer Zwangsjacke verbracht! Er will Emerelda zurück in sein verrücktes Haus inmitten der Sümpfe bringen.« Und er fügte hinzu: »Sie war mit Marquand verheiratet.«
    Während wir das kalte Fleisch direkt aus der Dose aßen, erzählte er mir von dem Architekten Charles Foster Marquand, der verschiedene große Hotels in Miami gebaut hatte und dann ganz plötzlich vor zwei Jahren seine Arbeit niedergelegt hatte. Er hatte Emerelda schon wenige Stunden, nachdem er sie in einem Vergnügungspark kennengelernt hatte, geheiratet, und dann hatte er sie in sein Heim gebracht, das er inmitten von Haien und Alligatoren im Sumpf gebaut hatte. Nach Shelleys Erzählungen hatte Marquand nach der Hochzeit nie mehr mit Emerelda gesprochen und hatte sie daran gehindert, das Haus zu verlassen. Außer einem blinden Negerdiener gab es dort niemanden. Als Emerelda endlich entfloh, und zwar mit der Hilfe Captain Shelleys, war Marquand wahnsinnig geworden und hatte ein halbes Jahr in einer Anstalt verbracht. Jetzt war er zurückgekehrt, mit dem einzigen Ziel, zusammen mit Emerelda in sein Haus in den Sümpfen zurückzukehren, und Shelley war davon überzeugt, daß Marquands Nachstellungen für Emereldas Krankheit verantwortlich waren.
    Gegen Abend verließ ich die beiden und machte mich auf den Weg in Richtung des Flusses, der, wie Shelley mir gesagt hatte, eine halbe Meile entfernt lag. Ich hoffte, auf die Stadt Maynard zu stoßen. Wenn ich Glück hatte, hatte man am äußersten Rand der Kristallisationszone eine Armee-Einheit postiert, und die Soldaten würden imstande sein, meinen Spuren zu folgen, um den Captain und seine Frau zu retten.
    Shelleys Mangel an Gastfreundschaft erstaunte mich nicht. Indem er mich hinaus in den Wald schickte, benutzte er mich als Köder; denn er war sicher, daß Marquand sofort versuchen würde, mich zu erreichen, um Nachricht von seiner früheren Frau zu erhalten. Während ich mich durch die dunklen Kristallgrotten hindurchkämpfte, lauschte ich auf seine Schritte, aber in den Glasdecken der Bäume ertönten tausend Stimmen, während sich der Wald in der Dunkelheit abkühlte. Über mir, durch die Gitter zwischen den Bäumen hindurch, konnte ich den Mond sehen. Um mich herum zwischen den gläsernen Wänden glitzerten die reflektierten Sterne wie Myriaden von Leuchtkäfern.
    Jetzt merkte ich auch, daß meine eigene Kleidung begonnen hatte, in der Dunkelheit zu glühen, das feine Eis, das meinen Anzug bedeckte, leuchtete im Sternenlicht auf. An den Zeigern meiner Armbanduhr hatten sich kleine Kristallnadeln gebildet.
    Gegen Mitternacht erreichte ich den Fluß. Ich war gezwungen, ihn wieder zu verlassen, nachdem ich mehrmals in tiefe Spalten gerutscht war. Ich näherte mich den Außenbezirken von Maynard, kam an dem fahrbaren Labor vorbei, das das Landwirtschaftsministerium aufgestellt hatte. Um das Labor herum standen der Anhängers die Tische und die ganze Ausrüstung; alles war von Kristallen überzogen, die Zweige in der Zentrifuge hatten sich wieder in blitzende Edelsteine verwandelt.
    In der Dunkelheit schimmerten die Dächer der Häuser in der Stadt fahl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher