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Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen
Autoren: V.A.
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Leichenwagen ließen ihn erblassen und in die entgegengesetzte Richtung schauen.
    Seine Zeit war die Nacht, und seine Heimat die Stadt. Das Land bedeutete für ihn nur den Zwischenraum zwischen zwei Städten, auf den man durch das Busfenster gelangweilt hinaus starrte.
    Die Stadt kostete er in all ihren Extremen aus: von den belebten und hell erleuchteten Straßen bis zu den öden, verlassenen und dunklen Winkeln. Von Automaten, Espressos, Arkaden und verkehrsreichen Kreuzungen, an denen er sich gern gegen Schaufenster von Zigarrenläden lehnte, bis ihn ein Polizist aufforderte, weiterzugehen, zu den Rängen von billigen Kinos, zu Hintertreppenbars ohne Fernsehen, zu den äußersten Enden von Untergrundbahnsteigen; des Nachts spazierte er durch die Parkanlagen, über Brücken und entlang Straßen, in denen die Laternen durch Steinwürfe ausgelöscht worden waren.
    Gegen vier Uhr morgens tauchte er, wenn ihm danach war, bei Franny in O'Phelans Lokal auf. Aber nur, wenn ihm wirklich danach zumute war – Franny konnte nie voraussehen, ob er es tun würde oder nicht. Wenn sich irgend etwas zusammenbraute, dann blieb er aus. Wenn er irgendwo auch nur das kleinste Eisen im Feuer hatte, kreuzte er nicht bei ihr auf. Er gab dafür niemals eine Erklärung ab. Später sagte er ihr, er wäre aufgehalten worden. Und Franny stellte nie Fragen. Wenn er fortblieb, wußte sie, daß sie ihn in ein, zwei Tagen wiedersehen würde, auf alle Fälle aber am nächsten Samstag. Was immer sich während der Woche zugetragen haben mochte, so konnte sie doch ganz sicher sein, ihn am Samstag wiederzuhaben. Am Samstag war seine Zimmermiete fällig.
    Einmal jedoch hatte sie einen Fehler begangen. Seit Tagen schon hatte er sich nicht sehen lassen, und sie vermißte ihn. Es war eine warme Sommernacht. Sie begab sich zu dem Mietshaus, in dem er wohnte, und setzte sich oben im Stiegenhaus auf die Treppe; sie lehnte sich gegen das Geländer aus braunem Holz, um auf ihn zu warten. Kurz vor der Dämmerung hörte sie ihn ein paar Häuserblocks entfernt pfeifen und mit den Fingern schnalzen. Als er, wie ein kleiner Junge immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe heraufkam, erhob sie sich, um ihn zu begrüßen. Er blieb wie angenagelt stehen, hielt die Luft an und starrte sie einen Augenblick bewegungslos an. Dann begann er zu brüllen:
    »Tu das nicht noch mal! Hörst du?«
    »Pst«, flüsterte sie, »pst ...«
    »Ich kann es nicht ausstehn, wenn man mir nachspioniert, verstehst du? Ich dulde es nicht, daß irgendein verdammtes Weibsbild in meinen Angelegenheiten herumschnüffelt!«
    Auf diese Weise schimpfte er noch eine Zeitlang weiter. Seit der Nacht, in der sie ihn kennengelernt hatte, hatte sie ihn nicht mehr so außer sich gesehen. Sie widersprach und versuchte ihn zu beruhigen, aber er hörte gar nicht auf sie. Endlich sagte er: »Und jetzt verschwinde!« Er stieß sie die Treppe hinunter und beobachtete sie vom Treppenabsatz aus, bis sie um die nächste Ecke bog.
    Als sie ihn das nächste Mal traf, erwähnte er den Vorfall nicht mehr, und so sagte auch sie nichts; aber drei Nächte später erfuhr sie den Grund für sein Benehmen. »Du hast mir neulich wirklich einen furchtbaren Schrecken eingejagt, Puppe.«
    Er grinste, und sie wußte nicht genau, ob er es ernst meinte. »Dich erschreckt? Hast du etwa geglaubt, ich wäre ein Polizist oder so was?«
    »Nein – ich wußte, daß du es warst. Ich dachte, du wärst ein ...« Er zögerte. »Ich weiß nicht – ein Geist oder eine – eine Erscheinung oder so.« Bei der Erinnerung daran mußte er lachen. »Jedenfalls hat's mich fast umgeworfen, Baby.«
    Franny streichelte sein Gesicht. »Oh«, sagte sie in einem Ton, mit dem sie Dinge vorläufig abtat, um sie später noch einmal aufgreifen zu können.
    Für Franny bedeutete das Verhältnis mehr als nur eine romantische Liebelei. Trotz seiner Fehler war er für sie die Erfüllung eines Verlangens: sie war einsam und verlangte danach, jemanden zu verwöhnen, für ihn zu sorgen, ihn zu liebkosen und ihm zu raten. Für ihn bedeutete sie eine wirtschaftliche und physische Bequemlichkeit, deren Zeiteinteilung der seinen gut angepaßt war.
    Sie arbeitete in drei oder vier der Bars entlang der Avenue, aber am Ende ihrer Tour fand sie sich stets bei O'Phelan ein, denn hier bewahrte sie ihren Fotoapparat und das Blitzlichtgerät auf. Ihre Kamera war es auch gewesen, durch die sie sich kennengelernt hatten.
    Er hatte mit einer Blonden namens Sheila in einer
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