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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod
Autoren: Donald E. Westlake
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kamen durch Jersey und fuhren über die Brücke nach Staten Island und über die neue Brücke nach Brooklyn. Dann fuhren wir den Belt Parkway entlang und durch den Tunnel nach Manhattan.
    Smittys Revolver hatten wir behalten. Bill besaß eine Luger, die vielleicht noch funktionierte, aber keine dazugehörige Munition. Er hatte es in Binghamton versucht, aber weder er noch der Verkäufer wussten, welches Kaliber die Patronen haben mussten. Bill wollte in New York nochmals versuchen, welche zu bekommen. Außerdem hatten wir im Kofferraum zwei Jagdgewehre.
    Wir fanden ein ziemlich billiges Hotel mit Garage in der 72th Street, nicht weit vom Broadway. Bill hatte fast viertausend Dollar, ich nicht ganz hundert. Die Air Force hatte den zweiten Hunderter meines Ausmusterungssoldes ins Krankenhaus geschickt. Der Himmel mochte wissen, wohin der dritte Hunderter gehen würde. Das musste sich bald erweisen. Im nächsten Monat waren zwei Monate seit meiner Entlassung vergangen. Ich konnte es kaum glauben.
    Schon kurz nach zwei Uhr bezogen wir das Hotel. Zwei Ecken weiter fand Bill eine Bank. Er zahlte in ein Gemeinschaftskonto dreitausend Dollar ein. Wir leisteten beide unsere Unterschrift und erhielten sofort ein Scheckbuch. Das gefiel ihnen gar nicht, denn sie hätten uns lieber eines gegeben, in dem unsere Namen bereits auf den Schecks eingedruckt waren.
    Nach dem Mittagessen kehrten wir ins Zimmer zurück und setzten uns auf die Betten. »Und was nun?«, fragte Bill.
    »Wir haben zwei Spuren«, antwortete ich. »Eine ist Smittys Nummernschild. Allerdings glaube ich, dass der Wagen gestohlen war. Die andere ist Dad selbst. Er war früher Rechtsanwalt in New York und hatte irgendwie mit der Unterwelt zu tun.«
    »Das ist nicht wahr. Der Kerl hat gelogen.«
    »Nein. Irgendwas aus dieser Zeit hat zu seiner Ermordung geführt. Vielleicht haben sie Ausschau nach ihm gehalten, und er dachte, es wäre ungefährlich, nach so vielen Jahren wieder nach New York zu kommen. Aber es machte ihn nervös, das Hotel zu verlassen.«
    »Warum dann Ann?«
    »Erzähl mir bitte von ihrem Tod.«
    »Sie hat beim Bürgertheater mitgemacht. Du weißt vielleicht, dort treten Laien auf. Zwei, drei Abende in der Woche hatten sie Proben. Sie fuhr immer mit dem Bus hin, und irgendjemand brachte sie nach Hause. Ich konnte sie nicht abholen, weil einer von uns bei Betsy bleiben musste. Und der Bus fährt nicht mehr so spät. Sie fuhr an dem Abend wie gewohnt mit dem Bus. Von der Haltestelle hatte sie noch drei Blocks weit zu laufen. Sie wollte … sie wollte über die Straße. Es war noch nicht dunkel, erst … erst halb acht. Der Wagen kam aus … kam aus der Neben straße … ganz plötzlich. Sie wurde … sie wurde umgeworfen …«
    »Lass nur«, fiel ich ein. »Reg dich nicht auf. Du brauchst es mir nicht zu erzählen.«
    »Es geht schon«, erwiderte er. Er zündete sich eine Zigarette an. »Der Wagen streifte sie, sodass sie stürzte. Sie fiel rückwärts auf den Bürgersteig. Der Wagen schleuderte sie rück … rück …«
    »Lass nur.«
    »Mein Gott.« Er atmete laut ein und aus und starrte auf das Muster der Tagesdecke. Mit gespreizten Fingern legte er die Hand auf die Decke. »Drei Leute sahen es«, fuhr er fort. »Niemand sah es deutlich. Der Wagen verringerte nicht einmal das Tempo.«
    »Ich möchte wissen, ob es derselbe Wagen war«, bemerkte ich.
    Er sah mich an. »Der hinter euch her war?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht. Vermutlich. Niemand sah ihn genau.«
    Er drückte seine Zigarette aus. Ich ging zum Telefon und sah mir die Telefonbücher an. Es waren die von Manhattan, Brooklyn und der Bronx. Ich fand Chester P. Smith im Brooklyn-Telefonbuch; Adresse: 653 East 99th Street; Telefonnummer: Nightingale 9-9970.
    Eine Frau meldete sich. Ich fragte nach Smitty.
    »Wen wollen Sie?«, fragte sie zurück.
    »Chet. Chester.«
    »Er ist auf der Arbeit. Wer ist dort?«
    »Ich glaube, wir waren zusammen im Dienst«, sagte ich. »Wenn es der richtige Chester Smith ist. Mittelgroß, schmales Gesicht.«
    Sie lachte ausgelassen. »Bei meinem Chester kann keine Rede von schmal sein.«
    »Dann ist es wohl ein Irrtum«, sagte ich.
    Ich legte auf und schlug im Manhattan-Telefonbuch die Leihbibliothek nach. Unter der Adresse 521 West 43rd Street hatten sie eine Zeitungsabteilung.
    »Ich gehe eine Weile aus«, sagte ich.
    »Wohin willst du?«, fragte Bill.
    »In die Bibliothek. Du könntest dir inzwischen überlegen, wie wir etwas über das Kennzeichen erfahren
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