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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod
Autoren: Donald E. Westlake
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machte ein verwundertes Gesicht, aber nur eine Sekunde lang. Dann wurden seine Züge wieder verschlossen, und er sagte: »Na ja, da sehen Sie’s.«
    »Was sehe ich?«
    »Warum Sie abhauen sollen.«
    »Weil Bills Frau umgebracht wurde?«
    »Sie wollen da nicht hineingezogen werden.«
    »Ich bin schon drin, ob es mir Spaß macht oder nicht. Erzählen Sie mir doch etwas über diesen Ärger, der in New York ausbrechen wird.«
    Er zögerte. Nachdenklich blickte er von mir zu Billy und zurück. Schließlich antwortete er: »Es hat mit der Organisation zu tun. Mehr sage ich nicht, das ist schon viel zu viel.«
    »Was für eine Organisation?«
    »Sie können’s auch Mob, Familie oder Syndikat nennen.«
    »Was habe ich mit dem Syndikat zu tun?«
    »Wegen Ihres Vaters.«
    »Was hat er damit zu tun?«
    »Er hat früher für die gearbeitet.«
    Bill war bei ihm und versetzte ihm zwei Schläge, bevor ich eingreifen konnte. Dann packte ich ihn und zog ihn weg.
    »Reiß dich doch zusammen, verdammt«, sagte ich, »sonst bringe ich ihn weg, und du kannst dich begraben lassen. Willst du in dein Bier heulen, oder willst du mir helfen?«
    »Schon gut, schon gut.« Er machte sich von mir los und setzte sich wieder aufs Sofa.
    Smitty hatte sich mit den Armen geschützt. Jetzt ließ er sie sinken, als ob sie ihn schmerzten. Mit weit aufgerissenen Augen sagte er: »Ich habe doch gar nichts getan. Was hat er nur? Ich wollte Ihnen einen Gefallen tun. Was ist mit ihm los?«
    »Er hat seine Frau verloren.«
    »Nicht durch meine Schuld. Ich wollte Sie warnen. Ich hätte von Anfang an wegbleiben sollen.«
    »Wer hat es getan, Smitty?«, fragte ich. »Wer hat meinen Vater erschossen? Wer hat Bills Frau umgebracht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ihr beiden seid verrückt. Ihr wollt sie aufspüren, und dann werden sie auch mir auf die Spur kommen. Ich wollte euch bloß einen Gefallen tun. Wegen eures alten Herrn. Aber ich will nicht umgebracht werden.«
    »Wie heißen die Leute, Smitty?«
    »Man wird mir auf die Spur kommen. Ich sage nichts mehr.«
    »Bill«, sagte ich.
    Es war eine lange Nacht. Wir ließen die Vorhänge geschlossen. Bill schlug ihn immer wieder zusammen, und ich weckte ihn auf. Aber es gab jemanden auf der Welt, der Smitty aus der Ferne mehr Angst einjagen konnte als wir aus nächster Nähe. Das letzte Mal weckte ich ihn nicht auf. Wir schafften ihn in einen Schrank, schlossen die Tür ab und gingen schlafen.

4
     
    Bevor wir in der Frühe weggingen, wollte Bill etwas Idiotisches tun: Er schlug vor, Smitty im Keller zu begraben oder ihn mit einer Kugel aus seinem eigenen Revolver im Kopf in dem Plymouth auf einer Nebenstraße zu lassen. »Wenn wir ihn nicht erledigen«, sagte er, »fährt er schnurstracks zurück und erzählt ihnen, dass wir kommen.«
    »Nein, das wird er nicht tun«, entgegnete ich. Ich sah Smitty an, während ich mit Bill sprach. »Er müsste ihnen gestehen, dass er mit uns geredet hat. Sie würden ihm nicht glauben, dass er keine Namen genannt hat. Also wird er überhaupt nicht nach New York zurückkehren.«
    »Bestimmt nicht«, bekräftigte Smitty. Seine Worte kamen undeutlich, weil er geschwollene Lippen hatte.
    »Er wird in den Westen gehen und sich einen anderen Namen zulegen«, fuhr ich fort.
    Er griff das Stichwort auf. »Ihr hört nie mehr von mir.«
    Nach einer Weile ließ sich Bill von mir überzeugen und fuhr mit seinem Mercury von der Ausfahrt herunter, Smitty manövrierte seinen Plymouth rückwärts aus der Garage und fuhr los. Er verzichtete darauf, sich nach dem Weg zu erkundigen.
    Bill musste in die Stadt, um sich von seinem Arbeitgeber und seinem Kind zu verabschieden; außerdem wollte er sein Geld von der Bank abheben. Ich blieb zu Hause, packte die Koffer und schloss die Fensterläden. Nach seiner Rückkehr luden wir das Gepäck ein und brachen nach New York auf.
    Es machte mich immer noch nervös, rechts vom Fahrer zu sitzen. Eine Zeit lang versuchte ich zu fahren, aber das ging nicht gut. Es war schwer für mich, Entfernungen einzuschätzen und nach rechts abzubiegen. Außerdem haperte es mit meinem rechten Fuß; er bewegte sich nicht richtig im Gelenk, sodass ich das Gaspedal mit der Ferse betätigen musste, und das war ungeschickt. Also tauschten wir wieder, und Bill fuhr den Rest des Weges. Da wir dem Highway 17 nicht trauten, fuhren wir durch Pennsylvania über den Highway 11 und hinter Carbondale weiter auf dem 106 über die Delaware Water Gap. Die Strecke war nicht länger.
    Wir
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