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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald
Autoren: Jason Dark
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trotzdem grünen Hindernisse aus Büschen, die an einigen Stellen zertreten aussahen, denn hier hatte sich der Riese seinen Weg gesucht.
    Wohin er sich zurückgezogen hatte, war von diesem Ort aus nicht zu sehen. Ich würde ihn suchen müssen, und ich ging davon aus, dass er sich dort aufhielt, wo sich seine Familie befand und auch der Lord steckte. Eine andere Lösung gab es nicht für mich.
    Ein Geräusch hinter mir störte mich. Das Wasser war in Bewegung geraten. Es warf Wellen, die klatschend gegen das Schilf schlugen und die Rohre gegeneinander rieb.
    Kehrte der Riese zurück?
    Ich wollte es genau wissen und fuhr herum. Mein Blick fiel auf den Teich, dessen Oberfläche sich in Bewegung befand.
    Das hatte seinen Grund. Aus der Tiefe war etwas erschienen, das mit seinem Kopf über die Oberfläche hinwegragte.
    Ich wusste nicht, was das für ein Tier war. Zuerst dachte ich an eine Schildkröte, aber es hätte auch ein Wasserschwein sein können. Möglicherweise war es eine Mischung aus beiden.
    Eine dunkle Farbe. Fell, das klatschnass auf dem Körper lag. Ein flacher und trotzdem spitzer Kopf. Das Tier paddelte mit heftigen Bewegungen auf die Uferseite zu, an der ich stand.
    Ob es an Land ebenso schnell wie im Wasser war, wollte ich erst gar nicht herausfinden. Deshalb sah ich zu, dass ich so schnell wie möglich wegkam. Auch wenn die Büsche dicht wie eine Wand aussahen, es gab immer einen Weg oder eine Lücke, durch die ich mich schlängeln konnte.
    Auf der Flucht vor dem Riesen war ich gekrochen.
    Das kam jetzt nicht mehr in Frage. Hier musste ich meine Beine einsetzen, um schnell wegzukommen. Natürlich ging das nicht lautlos, und ich blieb irgendwann stehen, um meine Umgebung abzuhorchen.
    Ich hatte Glück. Es gab keine Verfolger. Entsprechende Geräusche drangen nicht an meine Ohren. Auch das Wesen aus dem Teich hätte sich nicht lautlos bewegen können. Die einzigen Geräusche produzierte ich durch mein heftiges Atmen.
    Es ging wieder voran, und das war wichtig. Mit Glück und Geschick hatte ich mich vorläufig gerettet und war nun wieder in der Lage, zu reagieren. Ich wrang so gut wie möglich meine Kleidung aus, säuberte zudem mein Gesicht und strich die Haare glatt.
    Dass ich mich großartig umschaute, hatte keinen Sinn. Es war sowieso nicht viel zu sehen. Ich musste erst weg von den Büschen, dann würde ich mehr von der Umgebung sehen können.
    Der einzige Weg, den ich kannte, war der zur Hütte hin. Sie war zusammengebrochen. Sie konnte mir keinen Schutz mehr bieten, aber ich wählte den Ort als Ausgangspunkt.
    So groß zu sein wie ein Riese konnte auch Nachteile haben. Sollte er sich normal bewegen, war er nicht zu übersehen, und das wiederum würde mir die Gelegenheit geben, ihn zu verfolgen.
    Noch sah ich nichts. Ich konnte mich in diesem Teil des Landes Aibon mutterseelenallein fühlen.
    Die Kleidung klebte nass an meinem Körper. Es war kein angenehmes Gefühl. Ich fing zudem an, leicht zu frieren, aber das ignorierte ich einfach.
    Ich ging weiter. Das Buschwerk blieb, aber es gab immer wieder schmale Gassen, durch die ich mich zwängte. So gelangte ich in eine Region, in der die Büsche schmaler und kleiner wurden und schließlich gar nicht mehr vorhanden waren.
    Dann sah ich die Trümmer der Hütte. Sie verteilten sich auf dem ganzen Platz. Die Hütte war regelrecht zusammengetreten worden. Die Riesen schienen nach meiner Flucht noch ein. weiteres Mal zugetreten zu haben, denn so hatte ich sie nicht in Erinnerung.
    Ich hatte sie mir zwar als Fixpunkt ausgesucht, doch wenn ich ehrlich gegen mich selbst war, dann wusste ich nicht, wie es weitergehen sollte.
    Ich stand nur da, schaute mich um, sah keinen Riesen und erst recht keinen Gefangenen.
    Die Riesen hatten sich mit ihrer Geisel zurückgezogen, und was sie mit Lord Henry Britton vorhatten, stand in den Sternen. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht dem Kannibalismus frönten.
    Plötzlich war alles anders. Und das innerhalb weniger Sekunden, denn ich hörte etwas, das mir Hoffnung gab.
    Die Klänge einer seltsamen Flötenmusik erreichten meine Ohren. Da spielte jemand, bei dem sich die Klänge anhörten, als müsste er noch mal richtig üben, doch so schrill und unmelodisch diese Musik auch war, als ich sie hörte, verzog sich mein Mund zu einem breiten Lächeln, denn ich wusste, wer da spielte.
    Es war der Rote Ryan.
    Und keine zehn Sekunden später stand er vor mir!
    ***
    Wer jemals den Papageno in Mozarts Oper »Die Zauberflöte« auf
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