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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald
Autoren: Jason Dark
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der Bühne gesehen hatte, und das bei einer konservativen Inszenierung, der konnte sich vorstellen, wie der Rote Ryan aussah.
    Den Namen hatte er wegen seiner roten Haare bekommen, die buschig und ungekämmt auf seinem Kopf wuchsen. Seine Kleidung sah aus, als wäre sie aus lappigen Pflanzenblättern zusammengeflickt. Aber es war Stoff.
    Sein Gesicht war nicht gealtert. Noch immer recht schmal und mit den buschigen, rötlichen Augenbrauen versehen. Ich wusste, dass seine Augen grün waren. Sein Markenzeichen war die geheimnisvolle Flöte.
    Der Rote Ryan war jemand, der auf der guten Seite des Landes Aibon stand. Ich hatte ihn auch als einen Grenzgänger kennen gelernt, der sich an den Schnittstellen der beiden Teile des Landes bewegte.
    Auch jetzt war er in diesen Teil eingedrungen, und der Grund dafür lag auf der Hand.
    Ich war es.
    Wir lächelten uns gegenseitig an, und der Rote Ryan ließ seine Flöte sinken, um den Mund frei zu haben.
    »John Sinclair...« Er nickte. »Mal wieder. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    »Das stimmt.«
    »Und wieder gibt es Probleme.«
    Ich musste lachen. »Hattest du etwas anderes erwartet?«
    »Nein.«
    »Dann bist du nicht grundlos hier erschienen, denke ich mir. Du wolltest mich sehen.«
    »Ich bin so etwas wie ein Wächter. Ich muss Dinge aufnehmen, die sich verändern. Aibon ist nicht tot. Es lebt. Es befindet sich in ständiger Bewegung, und man wird immer wieder mit etwas Neuem konfrontiert. Doch das muss ich dir nicht sagen.«
    »Nein, Ryan. Nur sollten wir trotzdem über die Neuigkeiten sprechen, denke ich.«
    »Die wären?«
    »Riesen«, sagte ich, »mächtige Gestalten. Geschöpfe, wie sie in den Märchen der Menschen Vorkommen.«
    »Ja, ich verstehe. Das ist dir also neu gewesen.«
    »Genau.«
    »So neu ist das nicht, John, das kannst du mir glauben, denn die Riesen gehören zu Aibon. Du bist ihnen bisher nur nicht begegnet.«
    »Aber es sind Menschen, die man zu Riesen machte.« Ich schüttelte den Kopf. »Wie ist das möglich? In welch eine Magie sind sie hineingeraten?«
    »Sie haben eine Grenze überschritten.«
    Ich begriff nicht.
    »Welche Grenze, bitte schön?«
    »Die zu diesem Reich, John. Es gibt keine Geschichte, die davon erzählt, denn die Dinge reichen weit zurück, als es noch niemand gab, der sie aufschrieb. Sie wurden nur mündlich überliefert. Von Druiden zu Druiden. So ist es wahr.«
    »Aha. Und du bist sicher, dass du dabei von den Riesen sprichst, mein Freund?«
    »Das bin ich.«
    »Aber ich nicht. Du müsstest schon etwas konkreter werden, damit ich die Zusammenhänge begreife.«
    »Gern.« Der Rote Ryan lächelte mich an. »Über die Aufteilung des Landes Aibon muss ich dir nichts sagen, John. Du kennst sie selbst. Aber du wirst auch wissen, dass wir uns in einem Zwischenreich befinden, und in jedem dieser Reiche herrschen andere Regeln.«
    »Das weiß ich. Es bringt mich nur nicht weiter.«
    »Dann solltest du an die Entstehung denken, John. An die Engel, die nach Aibon gelangten. Und wenn du an alte Überlieferungen denkst, die dir ja nicht fremd sein dürften, wirst du dich vielleicht daran erinnern, dass sich einige Engel, nachdem sie verstoßen wurden, zu Riesen verändert haben. Nicht überall auf der Welt. Aber manch eine Überlieferung berichtet davon. Engel und Menschen hatten eine Verbindung eingehen wollen. Hier im versteckten Reich der Druiden konnte es geschehen, und so wirst du in diesem Zwischenreich immer wieder mal den einen oder anderen Riesen finden, der auf Menschenjagd geht. So ist das nun mal.«
    Ich nickte ihm zu und flüsterte: »Ja, so war es denn auch. Ich bin von einem Riesen gejagt worden, der aber noch nicht lange in dieser Gestalt umherläuft. Hin, seine Frau und seine Tochter, praktisch eine normale menschliche Familie, hat es erwischt. Sie wuchsen und mutierten zu diesen gewaltigen Geschöpfen. Sie sind also nicht vor Tausenden von Jahren hergekommen.«
    »Das kann auch passieren.«
    Ich lachte ihn an und sagte danach: »Das sagt sich so leicht. Warum passiert es?«
    »Weil in Aibon die Magie lebt, weil sie hier lebendig ist und weil sich dieses Reich manchmal sehr dicht an deine Welt herandrängt. Manchmal sind die Riesen neugierig. Da wollen sie mit den Menschen kommunizieren und von ihnen erfahren, wie es draußen aussieht. Das muss man einfach akzeptieren. Sie haben ein Tor geöffnet oder eine Schleuse, und durch das sind die Menschen in dieses Zwischenreich geraten.«
    »Du weißt, von wem ich
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