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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald
Autoren: Jason Dark
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sie zusammengewachsen waren und so eine gesamte Einheit bildeten, die auf mich wie ein natürliches Wehr wirkte.
    »Ist es dort?«, fragte ich.
    »Ja, das ist das Zentrum.«
    »Und man kann in die Höhle?«
    »Probiere es aus.«
    »Gut. Was machst du?«
    »Ich bin da.«
    Mit dieser Antwort musste ich mich zufrieden geben.
    Es gab für uns nur noch den Blick nach vorn, und wir mussten noch einige Meter gehen, um den Eingang der Höhle zu erreichen.
    Er war wirklich riesig. Genau das musste er auch sein, um die hier lebenden Personen durchzulassen.
    Ich kam mir schon ein wenig klein und mickrig vor, als ich auf den Eingang zuging. In einem Fall wie diesem wurden Menschen zu Zwergen, aber ich ging davon aus, dass auch Zwerge über sich hinauswachsen konnten.
    Ich zögerte noch, die Höhle zu betreten, und schaute den Roten Ryan fragend an.
    »Willst du nicht, John?«
    »Doch. Aber mich stört die Dunkelheit.«
    »Ob es Licht gibt, weiß ich nicht. Sonst nimm deine Lampe, wenn dich die Finsternis stört.«
    »Sie ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.«
    »Okay, wir gehen zusammen.«
    »He, so habe ich das nicht gemeint.«
    Der Rote Ryan lächelte mir zu. »Keine Sorge, mein Freund, wir schaffen das schon.«
    Ich hatte in meinem Leben Dunkelheiten der verschiedensten Art erlebt. Mal normal, mal völlig leer, mal ausgefüllt mit tiefer Schwärze, aber das bezog sich alles nur auf meine eigene Wahrnehmung.
    Hier stand ich ebenfalls vor einer mit tiefer Dunkelheit gefüllten Höhle. Ich konnte nicht viel sehen, aber ich hatte den Eindruck, dass dort etwas auf mich lauerte.
    Hinter mir stand der Rote Ryan. Er drückte mir seinen Handteller gegen den Rücken. »Willst du nicht gehen, John?«
    »Ja, ja, schon klar.«
    Hier kam mir alles so anders vor. Ich konnte mir vorstellen, dass sich aus der Tiefe der Höhle plötzlich eine Armee von Fledermäusen löste, die sich auf mich stürzten, um mir das Blut auszusaugen.
    Das passierte nicht.
    Und was ebenso schlimm für mich war, das war die verdammte Stille. Ich hörte kein Atmen, keine Stimme, kein Röcheln und auch keine Frage, die mir gestellt wurde.
    Ich fasste nach dem Kreuz.
    Es war nicht kalt, es hatte sich leicht erwärmt.
    Ich wusste nicht, wie ich das beurteilen sollte, denn in Aibon erwärmte sich mein Talisman eigentlich nicht. Dass es jetzt der Fall war, musste schon einen besonderen Grund haben.
    Lag es an der Vergangenheit? Daran, dass die Riesen verstoßene Engel gewesen waren? Es kam mir als einzige Lösung in Betracht.
    Ich tat endlich den ersten Schritt in die Höhle hinein. Zugleich holte ich die Leuchte hervor und schaltete sie ein.
    Das Licht fand seinen Weg. Es gab kein Hindernis. Es fraß sich wie ein Bohrer in die Dunkelheit der Höhle, und es gab auch nichts, was mich aufhielt.
    Die drückende Spannung fiel teilweise von mir ab. Ich konnte mich orientieren, und ich leuchtete rechts und links gegen die Seitenwände, die aus nacktem Fels bestanden. Es gab dort keine Fledermäuse, die sich daran festkrallten.
    Der Rote Ryan blieb an meiner Seite. Ich sah, dass er lächelte.
    »Macht es dir Spaß?«, fragte ich ihn.
    »Ja, ich bin lange nicht mehr hier gewesen. Dabei weiß ich nicht mal, ob der alte Engel noch existiert.«
    »Am besten nicht.«
    »Warte es ab, John.«
    Schritt für Schritt bewegten wir uns tiefer in dieses fremde Terrain. Es tat sich nichts, aber ich wusste genau, dass dies nicht so bleiben würde.
    Und so fühlte ich mich weiterhin von der bedrückenden Dunkelheit eingehüllt, die nur durch den Lichtstrahl zerrissen wurde.
    Irgendwann musste die Höhle ein Ende haben, und ich lauerte mit Spannung darauf, was sie mir offenbaren würde.
    Der Lichtkegel erfasste das Ende zuerst.
    Stein – wie auch links und rechts.
    Ich war enttäuscht. Aber als ich zu Boden leuchtete, fiel mir die Bewegung auf. Ich drehte die Hand etwas nach rechts, um das Ziel genau anzuleuchten.
    Es war ein Mensch, der dort auf dem Boden lag. Und zudem einer, den ich kannte. Er hob den Arm, um sein Gesicht vor der ungewohnten Helligkeit zu schützen.
    »Sir Henry«, flüsterte ich.
    Eine kurze Pause entstand. »John...«
    »Ja.«
    »Kein Irrtum?«
    »Nein, verdammt.«
    »Das darf nicht wahr sein!«
    Als er das letzte Wort ausgesprochen hatte, war ich schon bei ihm und fasste ihn an. Ich wollte ihm auf die Beine helfen, aber er schüttelte den Kopf.
    »Lassen Sie mal, das kann ich allein. Ich habe mich nur hingelegt, weil es hier keinen Stuhl gab.«
    Den
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