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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald
Autoren: Jason Dark
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dass sie zurückkehrte, um gewisse Dinge zu erledigen. Davon musste sie ausgehen.
    Sie lag auf der Couch, schaute nach draußen, trank ab und zu einen Schluck Wasser aus der Flasche und stellte fest, dass sie allmählich müde wurde. Der Körper verlangte sein Recht, denn ihr fielen die Augen zu.
    Es war alles so anders. Selbst der Schlaf, der sie überfallen hatte. Träume wüteten. Sie sprach mehrmals im Schlaf und wachte plötzlich sehr heftig auf, weil sie von etwas an der Schulter berührt worden war.
    Marisa Benson fuhr hoch – und sah eine Gestalt neben der Couch stehen. Es war kein Fremder, sondern Peter, ihr Mann, und ihr fiel ein Stein vom Herzen.
    »Du?«
    »Ja, wer sonst?«
    »Aber du wolltest doch bei Lord Britton übernachten.«
    Er winkte ab. »Es war nicht mehr nötig.«
    »Und wie spät ist es?«
    »Drei Uhr am Morgen durch.«
    »Ah ja.« Mehr sagte Marisa Benson nicht. Sie schaute auf ihren Mann, der sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank geholt hatte und sich nun in einen Sessel setzte. Er trank die ersten Schlucke und leckte danach Schaumreste von seinen Lippen fort.
    »Wo ist der Hund?«, fragte Marisa.
    »In seiner Hütte.«
    »Gut.« Marisa schaute wieder zu, als ihr Mann den nächsten Schluck trank. Er versuchte, einen ruhigen Eindruck auf sie zu machen, aber sie kannte ihn besser. Ruhig war er nicht. Es musste etwas passiert sein, sonst hätte er sich nicht hingesetzt, um mit ihr zu reden.
    »Warum liegst du nicht im Bett, Marisa?«
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Und weiter?«
    »Wieso? Muss es denn ein Weiter geben?«
    »Das denke ich schon. Es muss ein Weiter geben, alles andere kannst du vergessen.« Er lächelte seine Frau an. »Ich weiß, dass es einen Grund geben muss, der dich davon abhält, ins Bett zu gehen. Darüber sollten wir reden.«
    »Und bei dir, Peter? Gibt es auch bei dir einen Grund? Du machst mir nicht eben den Eindruck eines zufriedenen Menschen.«
    »Das bin ich auch nicht.«
    »Lag es an Lord Britton?«
    »Nein, nur indirekt. Es ging dabei um etwas anderes, das mir aufgezeigt hat, wie begrenzt das Denken eines Menschen ist. Ich hätte nie gedacht, so etwas zu erleben, aber ich muss jetzt damit anfangen, umzudenken und Dinge zu akzeptieren, über die ich sonst gelacht habe.«
    »Und was ist das, Peter?«
    »Es sind Vorgänge, die sich auf einer anderen Ebene abspielen. Aber sie haben mit dem Wald zu tun.«
    »Wie auch bei mir«, flüsterte Marisa.
    »Wieso?«
    Sie hatte sich entschlossen, ihm alles zu erzählen. »Das kann ich dir sagen. Ich habe unsere Tochter gesehen. Sie ist aus dem Wald gekommen, und sie hatte sich auf eine kaum vorstellbare Art und Weise verändert, denn sie ist zu einer Riesin geworden.«
    Jetzt war es heraus, und Marisa wartete gespannt auf eine Reaktion ihres Mannes, die allerdings nicht erfolgte. Er blieb in seinem Sessel sitzen und machte einen so unnatürlich ruhigen Eindruck, dass sie davor beinahe schon erschrak.
    »Was ist los?«
    »Du hast sie gesehen?«, hauchte er.
    »Ja, und sie war verändert. Sie kam als riesige Gestalt, aber ich weiß, dass sie es gewesen ist. Daran gibt es nichts zu rütteln. Es war Alina, die als gewaltiges Gespenst aus dem Wald kam und plötzlich auf der Wiese hinter dem Haus stand.«
    »Dann ist sie nicht tot?«
    Marisa musste lachen. Es klang schrill und war von einer leichten Panik erfüllt. »Nein, tot ist sie nicht, aber sie zeigte sich so verändert, dass ich – mein Gott, ich finde keine Erklärung dafür.« Sie presste ihre Hände gegen die Wangen und schüttelte den Kopf.
    »Eine Riesin«, sprach der Förster leise vor sich hin.
    »Ja, so ist es gewesen.« Marisas Hände sanken wieder herab. »Aber wieso bist du so ruhig? Glaubst du mir denn so einfach, was ich dir hier gesagt habe?«
    »Ja, ich glaube dir.«
    »Und warum ?«
    »Weil ich mittlerweile vieles glaube, über das ich gestern noch gelacht habe.«
    Marisa Benson stellte keine weitere Frage, aber sie schaute sich ihren Mann schon sehr genau an, der in tiefes Schweigen versunken war und nicht mehr von seinem Bier trank.
    »Sag was, Peter.«
    »Ja«, murmelte er, »ich sage etwas, und ich möchte dich fragen, ob du schon mal mit einem sprechenden Baum kommuniziert hast.«
    Mit dieser Frage hatte Marisa nie im Leben gerechnet. Sie starrte ihren Mann an, als hätte ihr dieser etwas besonders Schlimmes gesagt. Ihr Mund blieb dabei offen, und sie schüttelte einige Male den Kopf.
    »Du glaubst es nicht?«
    »Ich weiß nicht, Peter.«
    »Dann
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