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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald
Autoren: Jason Dark
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werde ich es dir erzählen. Ich schwöre dir, dass jedes Wort, das du gleich hören wirst, der Wahrheit entspricht. Es ist nichts geschönt oder getürkt. Ich habe in dieser Nacht gelernt, anders zu denken. Ob du es glaubst oder nicht.«
    »Bitte, dann sag es endlich.«
    Er räusperte sich, trank noch einen Schluck Bier und begann mit seinem Bericht, in den er natürlich auch Lord Britton mit einschloss.
    Marisa konnte sich nicht daran erinnern, in ihrem Leben schon mal so gespannt zugehört zu haben. Sie lauschte mit offenem Mund, sie schüttelte hin und wieder den Kopf oder stöhnte leise auf. Auch als ihr Mann nichts mehr sagte, war sie nicht in der Lage, eine Antwort zu geben, und blieb starr sitzen.
    »Und ? Was sagst du dazu?«
    »Es ist unbegreiflich«, flüsterte die Frau. »Ich – ich habe keine Erklärung dafür. Ich stehe vor einem Rätsel. Es tut mir Leid, ich kann es nicht begreifen.«
    »Das sehe ich auch so, Marisa. Es ist nicht zu begreifen. Ebenso wie die Rückkehr unserer Tochter. Ich wundere mich darüber, wie ruhig wir sind. Normalerweise müssten wir durchdrehen. Stattdessen sitzen wir hier und nehmen das Ungewöhnliche und Unerklärliche als völlig normal hin. Das ist doch verrückt.«
    »Die Welt hat sich verändert, Peter.«
    »Oder sie war immer so. Wir haben es nur nicht gesehen, wenn du verstehst. Wir sahen nur das, was es gibt, aber wir konnten nicht hinter die Kulissen schauen. Und nun wissen wir, dass dieser Märchenwald ein Monsterwald ist, der auch unsere Tochter verschluckt, sie aber nicht getötet hat.« Peter hob den Blick. »So ist es doch gewesen – oder?«
    »Ja, so war es.«
    »Und sie hat nichts getan?«
    »Nein, ich habe sie nur gesehen. Alina war so groß. Eine Riesin, das musst du mir glauben.«
    »Klar, ich streite nichts mehr ab. Ich frage mich, was wir jetzt unternehmen sollen. Wir sitzen hier auf einem verdammten Pulverfass, Marisa. Ja, auf einem Pulverfass, an dem schon die Lunte glimmt. Anders kann ich das nicht erklären. Der Wald hat sich geöffnet, und ich will nicht, dass er auch uns schluckt, wie er es bei Alina getan hat. Das verstehst du doch – oder?«
    »Ja, das verstehe ich, Peter.«
    Peter Benson nickte. »Es ist alles so, wie in den Legenden geschrieben oder wie man es sich erzählt. Ich habe es nie geglaubt, aber jetzt haben wir den Beweis. Dieser Wald ist...«, er hob seinen Kopf an, »... ja, er ist verhext.«
    »Genau«, sagte Marisa. »Und unsere Tochter ist ein Opfer dieser verfluchten Kraft geworden.«
    »Richtig.«
    »Aber kann man sie erlösen?«
    Peter schwieg. Er hatte seine Tochter nicht gesehen, aber er glaubte auch nicht daran, dass sie beide die Macht hatten, einen Menschen, der sich so verändert hatte, zu erlösen.
    »Wie sollte das geschehen?«
    »Bitte, frag dich das nicht nur, sondern denk darüber nach, wie wir es anstellen können. Es muss einen Weg geben! Ich will es nicht akzeptieren.«
    »Den gibt es vielleicht auch, aber...«
    Sie unterbrach ihren Mann. »Ich weiß, dass du nicht aus dem Bauch heraus etwas entscheiden kannst. Das ist mir längst klar. Wir können auch nichts erreichen, wenn wir hier sitzen bleiben und uns nur Gedanken machen. Es muss etwas in die Tat umgesetzt werden, Peter. Und das können wir nur, wenn wir vorausschauen und aktiv werden, will ich mal sagen. Wir müssen in den Wald!«
    Er sagte nichts.
    Nach ungefähr fünfzehn Sekunden sprach Marisa wieder. »Hast du nicht gehört? Wir müssen in den Wald gehen. Nur dort finden wir die Lösung des Rätsels.«
    »Das ist mir klar.« Gedankenverloren schaute er durch die große Scheibe über die Wiese hinweg. »Aber ich sage dir, dass ich nicht sofort losgehen werde, um...«
    »Nein, nicht bei Dunkelheit. Es dauert nicht lange, dann wird es hell. Ich denke, dass wir dann...«
    Die weiteren Worte blieben ihr im Hals stecken. Marisa Benson konnte nichts mehr sagen, weil etwas passierte, mit dem sie nicht gerechnet hatte.
    Ein Tier huschte vom Haus her über die Wiese. Zuerst dachte sie an einen Fuchs oder an einen Marder, doch das traf nicht zu. Das Tier war ein Hund, ihr Hund.
    Sie sprang auf. »Himmel, das ist Ricky!«
    Der Förster gab keinen Kommentar ab. Auch er verfolgte gebannt den Weg des Tieres. Der Hund jagte über die Wiese auf den Waldrand zu. Er musste etwas gewittert haben.
    Jetzt schnellte auch der Förster von seinem Sessel hoch und rannte auf die rechte Seite des Fensters zu. Dort drückte er auf einen Knopf. Ein leises Summen erklang, und einen
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