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MärchenSpiel (German Edition)

MärchenSpiel (German Edition)

Titel: MärchenSpiel (German Edition)
Autoren: Jennifer Schreiner
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wenn man dann einen Blick in die Finsternis warf, in den Abgrund, hatte man manchmal das Gefühl, der Abgrund sah zurück.
    Aber am allerschlimmsten an dieser Tür war das Glasfenster das sich in Kopfhöhe befand. Automatisch blickte man hinein in die Dunkelheit. – Und nie sah man etwas.
    Nur wenn man ängstlich vorbeihuschte, erkannte man die Bewegung. Klar konnte man sich einreden, dass es nur die Spieglung war. Aber warum hatte man grüne Augen, obwohl man in anderen Fenstern, wenn man sich darin spiegelte, farblos war?
    Und warum sah man dieses grün nur, wenn man nicht direkt hinsah, nur aus den Augenwinkeln?
    Die Erklärung meines Psychotherapeuten war so simpel wie oberflächlich: Weil ich selber grüne Augen habe. Ich sah immer einen Teil meiner selbst – einen dunklen, abgründigen Teil? – hinter der Tür herhuschen.
    Frage: Wieso wusste ich dann, dass das Wesen hinter der Tür männlich war?
    Antwort: Weil ich den negativen Teil meiner Selbst zwar in ein Wesen projizierte, das mir ähnlich war, aber gleichzeitig auch mein vollständiger Gegenpart.
    Ne, ist schon klar! Professional Paranoid.
    Die Gründe, die der Therapeut damals vorgebracht hatte, und die mir ziemlich einleuchtend erschienen, verblassten während ich in die Dunkelheit hinter der Glasscheibe starrte.
    Ich hätte den Therapeuten einfach zu dem Keller mitnehmen sollen. Das hätte mir sicherlich jahrelange Sitzungen mit Freudschen, oder von wem auch immer stammenden Erklärungen erspart – und einen Haufen Geld.
    Urängste auf unterschiedlichen Kellerebenen, Bewusstseinsebenen hin oder her ich ging nach oben und rief eine Firma an, die die Kellertür noch am selben Tag austauschen sollte.
    Natürlich erzählte ich weder meinem Mann noch meinen Kindern davon. – Wer wird schon gerne für verrückt gehalten?
     
    Als ich nach zwei Tagen vom Einkauf kam und mein Fahrrad in den Hof stellen wollte, blieb ich entsetzt stehen.
    Wieder die Kellertür.
    Aber das war unmöglich!
    Ich hatte € 200 dafür bezahlt, dass sie ausgetauscht worden war und jetzt war sie wieder zurück – ganz die alte.
    Wenn Made by God draufstand, dann war sie doch mit Sicherheit: Unkaputtbar bei Satan?!
    Ängstlich schlich ich leise an der Tür vorbei. Spielte mir jemand einen Streich? Wollte man mich in den Wahnsinn treiben? Steckte mein Psychotherapeut hinter allem? Abhärtung total? – Denen traute man ja fast alles zu!
    Trotz dieser Gedanken griffen Schuldgefühle nach mir: Die Tür würde sich daran erinnern, was ich ihr angetan hatte. Das ich versucht hatte, sie auszutauschen. Würde diese Tür, egal wo man sie einbaute immer in einen Keller führen?
    Ich hatte die Mitte der ersten Treppe erreicht, als eine seltsame Ruhe in mich hineinstrahlte, meine Bewegungen und Gedanken verlangsamte und mich mit einer Schwere erfüllte, die jegliche Gegenwehr im Keim erstickte. Das Gehen wurde schwerer, als habe die Luft an Dichte zugenommen, das Licht diffuser, dunkler und schien alles zu umschließen, einzuschließen.
    Ich spürte, wie ich langsamer wurde, konnte aber nicht dagegen ankämpfen, wollte nicht dagegen ankämpfen, sondern ließ mich von dem rötlichen Licht umfließen. Oder wurde mir einfach nur rot vor Augen?
    Und obwohl Übelkeit in meinen Eingeweiden um die vollständige Kontrolle kämpfte, wurde mein Mund immer trockener. Ich setzte mich auf die oberste Stufe und kämpfte darum, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Man sollte nicht ohne zu Frühstücken aus dem Haus gehen! Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, nicht zu brechen.
    Als ich sie nach kurzer Zeit wieder öffnete, war zum Glück alles wieder, wie zuvor. Ich erinnerte mich an den roten Nebel, das Gefühl gefangen genommen zu werden und lehnte mich über die Balustrade um die Quell allen Übels zu sehen. Sie stand einen Spalt breit offen. Die Schwärze lächelte mir entgegen, als wenn sie mich verspotten wollte. Ich würgte und ging nach oben. Auf meinen geistigen Notizzettel notierte ich: Dringend Möglichkeiten finden, nie wieder an der Kellertür vorbeizugehen.
     
    Leise schloss ich die Wohnungstür auf. Und starrte auf die Uhr. Zu spät! Zwei Stunden zu spät.
    Ich schluckte. Zwei Stunden waren vergangen, was bedeutete, dass ich entweder von Außerirdischen entführt worden sein musste, jemand an der Uhr gedreht hatte oder ich mindestens für eine Stunde wie gelähmt auf der Treppe gesessen hatte. – Roter Nebel, Fantasie oder Keller hin oder her, die Zeit war weg.
    Als das
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