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Märchenprinz Sucht Aschenputtel

Märchenprinz Sucht Aschenputtel

Titel: Märchenprinz Sucht Aschenputtel
Autoren: VICTORIA PADE
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einem frischen, herben Rasierwasser, dessen Duft Tanya genüsslich einatmete.
    Er trug ein schlichtes weißes T-Shirt und Jeans, die sowohl JoBeth als auch seine Mutter weggeworfen hätten, weil sie ausgefranst und verwaschen waren. Ihm standen sie jedoch fantastisch.
    Das solltest du besser übersehen, ermahnte sie sich, als sie ihm ins Haus folgte.
    „Neben dem Kühlschrank steht eine offene Flasche Wein“, erklärte er und deutete mit dem Kopf in die Richtung, während er selbst zum Frühstückstresen zurückkehrte, um Gemüse zu schneiden.
    Und wieder bemerkte sie seinen freundschaftlichen, lockeren Ton, der keinerlei Flirtversuch verriet.
    Ein Glück. Wenn sie sich beide daran hielten, konnte überhaupt nichts passieren.
    Tanya blickte sich in dem Gästehaus um, das in etwa so groß war wie das Häuschen ihrer Mutter. Auch hier waren die offene Küche und das Wohnzimmer nur durch den Frühstückstresen getrennt, der mit seiner Oberfläche aus Granit auch als Arbeitsplatte diente.
    Die ganze Einrichtung war geschmackvoll, aber nicht exklusiv. Wie seltsam, dass Tate freiwillig hier wohnte, wo er doch im luxuriösen Haupthaus ebenfalls Platz genug hatte.
    „Du wohnst jetzt also hier draußen?“, fragte sie im Plauderton, schenkte sich ein Glas Wein ein und gesellte sich dann zu ihm.
    „Ja, seit ein paar Monaten.“
    „Und warum?“
    Er lächelte geheimnisvoll und zuckte die Achseln, ohne von den Paprika aufzuschauen, die er geschickt in schmale Streifen schnitt.
    „Schwer zu sagen“, antwortete er. „Die einfachste Antwort ist wohl, dass ich zurzeit nicht besonders gut schlafe. Ich stehe oft mitten in der Nacht auf und laufe herum, versuche wieder einzuschlafen, stehe erneut auf und so weiter und so fort. Hier draußen brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass ich damit die ganze Familie wecke. Und ich brauchte auch ein bisschen Zeit für mich allein.“
    Mehr wollte er dazu wohl nicht sagen, denn er deutete auf das Sieb voller Gemüse, das in der Spüle stand, und bat: „Könntest du das für mich abtrocknen?“
    „Gern.“ Tanya stellte ihr Glas ab – der Rotwein war fantastisch –, riss ein Papiertuch von der Küchenrolle ab und tupfte das Gemüse trocken.
    „Wann und wo hast du kochen gelernt?“, versuchte sie es mit einem neuen Thema.
    „Vor einigen Jahren. Es war aus purer Notwendigkeit. Während unserer Zeit am Krankenhaus hat Buzz – erinnerst du dich an Buzz?“
    „Natürlich. Ihr beiden wart unzertrennlich. Und ich habe gehört, dass er im Irakkrieg getötet wurde. Das tut mir sehr leid.“
    Tate nickte, ging aber nicht auf ihre Beileidsbekundung ein.
    „Als wir beide am Krankenhaus anfingen, haben wir uns eine Wohnung geteilt. Wir mussten fast rund um die Uhr arbeiten, hatten ständig Bereitschaftsdienst und kamen kaum zum Schlafen. Deshalb wollten wir so nah wie möglich beim Krankenhaus wohnen, sodass wir wenigstens die Fahrtzeit sparten. Das bedeutete aber auch, dass wir uns selbst ums Essen kümmern mussten, und irgendwann hatten wir genug von Fertiggerichten. So haben wir gelernt, schnelle und einfache Gerichte selbst zu kochen.“
    Über seinen toten Freund zu sprechen, schien gemischte Gefühle in ihm hervorzurufen, deshalb wusste Tanya nicht sofort, was sie antworten sollte. Sie war froh, als Tate nach kurzem Schweigen fragte: „Und du? Kannst du kochen?“
    „Ein bisschen. Als ich nach Kalifornien aufs College ging, habe ich erst im Wohnheim gelebt und mir dann so schnell wie möglich eine eigene Wohnung gesucht. Essen gehen konnte ich mir selten leisten, und Fertiggerichte waren auch nicht nach meinem Geschmack, deshalb musste ich mir etwas ausdenken. Aber ich habe eine Zeit lang in Restaurants gearbeitet und ein paar nützliche Dinge aufgeschnappt.“
    „Auf welchem College warst du?“
    „Auf der Universität von Südkalifornien in Los Angeles. Deine Mutter hat ein Empfehlungsschreiben für mich verfasst und mir geholfen, ein Stipendium zu bekommen.“
    „Das wusste ich nicht. Was genau hast du studiert?“
    „Fernsehjournalismus.“
    Er griff nach einem Bund Möhren. „Ist das nicht ziemlich riskant, sich auf so einen speziellen Bereich einzuschränken? Was fängst du damit an, wenn …?“
    „… wenn jemand dafür sorgt, dass ich vom Sender freigestellt werde?“, unterbrach sie ihn.
    Tate hatte immerhin den Anstand, etwas zerknirscht zu lächeln. „Davon abgesehen, was machst du, wenn du plötzlich eine riesige Warze auf der Nase bekommst, die sich nicht
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