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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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aufhängen”; doch nun warf Dscha’far ein: “Da nur einer von ihnen der Mörder ist, so wäre es ein Unrecht, den anderen zu hängen.” Der Jüngling aber rief: “Bei dem, der die Himmelsfeste errichtete und die Erde hinbreitete wie einen Teppich: ich bin es, der die Frau getötet hat! Und dies ist die Art, wie sie zu Tode kam.” Als er dann schilderte, was der Kalif gefunden hatte, war dieser überzeugt, dass der Jüngling der Mörder der Frau war. Er wunderte sich aber darüber, wie es um die beiden stehen mochte und fragte: “Aus welchem Grunde hast du diese Frau so unmenschlich zu Tode gebracht? Und aus welchem Grunde hast du den Mord eingestanden ohne Bastonade, bist selbst hierher gekommen und sprichst: sühnet sie an mir?” Da erwiderte der Jüngling: “Wisse, O Beherrscher der Gläubigen, diese Frau war mein Weib und meine Base; und dieser Alte ist ihr Vater, er ist der Bruder meines Vaters. Ich vermählte mich mit ihr, als sie noch Jungfrau war und Allah segnete mich durch sie mit drei männlichen Kindern; sie liebte mich und diente mir und ich sah nichts Arges in ihr, denn auch ich war ihr in herzlicher Liebe zugetan. An dem ersten Tage dieses Monats nun verfiel sie in eine schwere Krankheit, und ich rief Ärzte zu ihr; aber die Genesung kam nur ganz langsam. Dann wollte ich sie ins Bad führen, aber sie sagte: “Ich wünsche etwas, ehe ich in das Bad gehe und ich habe danach ein großes Verlangen.” Ich sprach: “Ich höre und gehorche; was ist es?” Sie antwortete: “Mich verlangt nach einem Apfel, um an ihm zu riechen und ein bisschen davon zu beißen.” Auf der Stelle ging ich in die Stadt und suchte nach Äpfeln, aber ich konnte keine finden; und doch, hätte auch ein einziger ein Goldstück gekostet, ich hätte ihn gekauft. Da war ich betrübt, ging nach Hause und sagte: “O Tochter meines Oheims, bei Allah, ich kann keinen finden!” Und sie war enttäuscht, denn sie war noch schwach und ihre Schwäche nahm stark zu in jener Nacht; so verbrachte ich die Nacht in Sorgen. Als der Morgen dämmerte, ging ich wiederum von Hause fort, zog von Garten zu Garten, fand aber nirgends Äpfel. Schließlich traf ich einen alten Gärtner, den fragte ich nach Äpfeln und er erwiderte: “Mein Sohn, diese Frucht ist selten zu finden und jetzt fehlt sie hier ganz; sie findet sich nur noch in dem Garten des Beherrschers der Gläubigen zu Basra, wo der Gärtner sie für den Kalifen hält.” Nun kehrte ich nach Hause zurück; und meine große Liebe zu meinem Weibe trieb mich dazu, dass ich mich zur Reise entschloss und mich rüstete. Ich machte mich auf und wanderte fünfzehn Tage und Nächte hinaus und wieder nach Hause und ich brachte ihr drei Äpfel, die ich von dem Gärtner in Basra für drei Dinare erstanden hatte. Aber als ich eintrat und sie ihr reichte, hatte sie keine Freude an ihnen und ließ sie beiseite liegen; denn ihre Schwäche und ihr Fieber hatten zugenommen und ihre Krankheit dauerte unvermindert noch zehn Tage lang, dann erst wurde sie langsam gesund. So verließ ich das Haus und begab mich in meinen Laden und saß dort beschäftigt mit meinem Kaufmannsberufe. Während ich nun um Mittag dasaß, siehe, da ging ein schwarzer Sklave an mir vorbei; der hielt in seiner Hand einen der drei Äpfel und spielte damit. Ich rief ihn an: “Mein guter Sklave, wo her hast du diesen Apfel?
    Ich möchte mir einen gleichen kaufen.” Da lachte er und sagte: “Den habe ich von meiner Geliebten erhalten; denn ich war fortgewesen und als ich wiederkam, fand ich sie krank und neben ihr drei Äpfel. Da sagte sie zu mir: “Mein Mann, der Hahnrei, hat ihretwegen eine Reise nach Basra gemacht und sie für drei Dinare erstanden. So nahm ich den einen davon.” Als ich diese Worte von dem Sklaven hörte, O Beherrscher der Gläubigen, da wurde die Welt mir vor den Augen schwarz; ich stand auf, verschloss meinen Laden und ging nach Hause, außer mir vor rasender Wut. Und ich sah nach den Äpfeln, fand aber nur zwei; da fragte ich mein Weib: “Wo ist der dritte?” Sie antwortete: “Ich weiß es wirklich nicht!” Da war ich überzeugt, dass der Sklave die Wahrheit gesprochen hatte; und ich nahm ein Messer und trat von hinten an sie heran, sagte kein Wort, sprang ihr auf die Brust, stieß ihr das
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