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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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begrüßt hatten, sah er, dass sein Bruder Schahseman seine Farbe wiederbekommen hatte und sein Antlitz wieder gesund geworden war und dass er, nachdem er zuvor nur wenig Speise und Trank zu sich genommen hatte, jetzt wieder mit Appetit aß. Er verwunderte sich darüber und sprach zu ihm: “Mein Bruder, vorher sah ich die Farbe deines Gesichtes gelb, jetzt aber hast du deine Farbe wiederbekommen; erzähle mir doch, wie das zugegangen ist.” Schahseman antwortete ihm: “Wie es kam, dass sich meine Farbe veränderte, will ich dir wohl erzählen; doch verlange nicht, auch von mir zu erfahren, wie ich sie wiedererlangte.” Da sagte er zu ihm: “So erzähl mir zuerst, wie sich deine Farbe änderte und du krank wurdest, dass ich es höre.” Nun erzählte er ihm: “Wisse, mein Bruder, als du deinen Wesir zu mir geschickt hattest, mich zu dir zu holen und ich mich reisefertig gemacht hatte und schon aus der Stadt hinaus ins offene Feld gezogen war, fiel mir ein, dass ich den Edelstein, den ich dir zum Geschenk machte, im Schloss vergessen hatte. Wie ich deshalb wieder umkehrte, fand ich im Bette bei meiner Gemahlin einen schwarzen Sklaven ruhen. Ich tötete beide und kam dann zu dir; doch musste ich fortwährend an diesen Vorfall denken. Das ist’s, warum sich meine Farbe änderte und mein Leib sich verzehrte; wie ich sie aber wiederbekam, danach befrage mich nicht.” Als Schahriar seinen Bruder dies erzählen hörte, drang er in ihn und sprach: “Bei Allahes Willen, ich beschwöre dich, erzähle mir, wie es kam, dass deine Farbe wiederkehrte.” Da erzählte er ihm alles, was er gesehen hatte. Schahriar sagte darauf: “Ich muss es mit eigenen Augen sehen.” Infolgedessen gab ihm Schahseman den Rat: “Tu so, als ob du wieder auf die Jagd gehen wolltest und verbirg dich bei mir; dann wirst du es mit eigenen Augen sehen und dich davon selbst überzeugen können.”
    Da ließ der König sofort ausrufen, dass er wieder einen Ausflug machen wolle; die Truppen zogen aus, die Zelte wurden vor die Stadt geschafft und der König begab sich hinaus ins Lager. Dort angelangt, gab er seinen Pagen den Befehl, niemand vorzulassen, verkleidete sich dann und ging geheim in das Schloss seines Bruders, wo er sich an das Fenster, das auf den Garten hinausging, setzte. Nach einer Weile betraten denn auch wieder die Sklavinnen mit ihrer Herrin und den Sklaven den Garten und verfuhren bis zum Abend in derselben Weise, wie es ihm sein Bruder erzählt hatte. Bei diesem Anblick schwand dem König Schahriar der Verstand aus dem Kopf. Er sprach zu seinem Bruder: “Komm, lass uns unseres Weges ziehen und uns nicht eher wieder um unser Reich bekümmern, bis wir jemand gefunden haben, dem Gleiches wie uns widerfahren ist. Wenn nicht, so ist der Tod für uns besser als das Leben.”
    Schahseman willigte sogleich ein und so machten sich die beiden aus einer verborgenen Pforte des Schlosses auf den Weg und wanderten Tag und Nacht, bis sie zu einem Baum inmitten einer Wiese, bei der eine Quelle floss, am Ufer des Salzmeeres anlangten. Sie tranken dort von der Quelle und ließen sich nieder, um sich auszuruhen. Nach einiger Zeit begann das Meer plötzlich zu toben; eine schwarze Säule erhob sich aus ihm, stieg bis zum Himmel und kam dann gerade auf die Wiese zu. Wie sie das bemerkten, erschraken sie und stiegen in den Gipfel des Baumes, der sehr hoch war und beobachteten von dort, was aus der Sache werden wollte. Und siehe! Da war’s ein Dschinni, ein Dämon von riesenhaftem Wuchs, mit breitem Haupt und weiter Brust, der auf dem Kopfe einen Kasten trug. Nun stieg er ans Land, kam gerade auf den Baum zu, auf welchem die beiden saßen und ließ sich unter ihm nieder. Dann öffnete er den Kasten und holte aus ihm eine Schachtel hervor; nachdem er auch diese geöffnet hatte, stieg ein Mädchen, schön und strahlend wie die leuchtende Sonne, heraus. Nun schaute sie der Dschinni an und sprach zu ihr: “O du Herrin der edel geborenen Frauen, die ich mir in der Brautnacht entführte, ich trage Verlangen, ein wenig zu schlafen.” Darauf legte er sein Haupt in ihren Schoß und schlief ein. Wie nun das Mädchen den Kopf hob und zum Gipfel des Baumes schaute, erblickte sie die. beiden Könige, die dort oben saßen. Da legte sie das Haupt des Dschinni von ihrem Schoß auf die Erde, trat unter den Baum
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