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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman
Autoren: Natascha Sagorski
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haben in der Zwischenzeit fast Leonies gesammelten Proseccovorrat gekillt, eine Familienpizza Xtra-Large und drei Becher Kekskrümeleis verputzt. Mittlerweile finde ich Manuel sogar richtig sympathisch. Na ja, bis auf das Fremdgehen.
    »Wieso hasstn du jetzt deinen Exsss betrogen – isch mein, wenn ihr sogga verlobt warrt?«, frage ich ihn, weil ich es immer noch nicht verstehen kann.
    »Weisstu, Anna«, setzt er an, stellt sein schon wieder halb leeres Sektglas ab und hebt den Zeigefinger beim Sprechen. »Isch bin einfach su sexyy für nua einennn Mann«, nuschelt er und prostet mir zu.
    »Quatsch, n’ geiler Bock bist du, mehr nich!«, fällt Leonie ein und stößt dazu bestätigend auf. »Ups, sorry«, kichert sie.
    »Selba Quatsch!«, entgegnet Manuel und macht eine wegwischende Handbewegung, woraufhin zwei leere Flaschen vom Couchtisch fallen. »Abba, Anna, damit dia dassss nisch noch ma passiert, ne, also da müssen wir driiiingend was an deinem Outfittt verändern. Vieeeel ssuu konservativ! Das gefälllt dem Tom beschdimmdd auch nisch«, kichert er und zwinkert Leonie zu.
    Schockiert starre ich ihn an und verschütte den halben Inhalt meines Glases über die Couch, als ich hektisch auf mein neues beigefarbenes Wickeltop zeige und ihn fragend anschaue. »Anna!!!!«, keucht er. »Burberry!!!!! Wir sinn doch nisch in Großbritannnnijen. Bei der Queen. Oder noch schlimma, bei der ARD . Wir sinnnnd doch Bouuulevard. Das gehtt so nisch.«
    »Wiesso?«, jaule ich und denke wehmütig an meinen wunderschönen Trenchcoat, der dringend in eine vertrauenswürdige Reinigung muss.
    »Häääh!«, macht Manuel nur und krabbelt aus dem Wohnzimmer, um kurz darauf mit einem Netbook und einer frischen Flasche Prosecco auf allen vieren zurück ins Wohnzimmer zu kehren. Nicht nur in seinem Zustand eine logistische Meisterleistung. »Wir geehhn jezzz shoppen!«, verkündet er, woraufhin Leonie begeistert in die Hände klatscht. »Für Anna, nisch für disch!«, sabbelt Manuel und ruft erstaunlich zielsicher eine Shoppingseite auf. Und was für eine!
    Ich weiß nicht, wie lange es dauert, aber mein digitaler Warenkorb ist recht schnell ziemlich voll und drei Webseiten später sind wir sicher, dass mein Bedarf an Business-juhu-ich-starte-in-ein-neues-Leben-und-es-macht-mir-gar-nichts-aus-dass-mein-Bräutigam-mich-betrogen-hat-Kleidern in angesagten Knallfarben und diversen schwindelerregend hohen und deswegen unglaublich sexy Schuhen gedeckt ist. Mein Konto ist das zwar wahrscheinlich morgen nicht mehr, aber so ein Neustart kostet eben Geld, und manchmal muss man Opfer bringen. Das Leben geht nämlich weiter! Und eine letzte Flasche Prosecco hat Leonie doch noch gefunden. Es lebe das Leben! Und zwar mein neues.

Die Hello-Kitty-Hölle
    Shoppingbeutetagebuch:
    Tragetaschen: 1 (allerdings ohne Inhalt und nur zum Über-den-Kopf-Ziehen)
    Schuhe: 0 (Kreditkarte gesperrt)
    Knoblauchzehen zum Schutz vor blutrünstigen Vampirellas: 10
    Der nächste Tag in der Redaktion beginnt leider nicht ganz so euphorisch. Mein Kopf brüllt mich an und meine neue Chefin auch … Das heißt, sie brüllt glücklicherweise nicht explizit mich an, sondern die ganze Redaktion, aber leiser ist sie deswegen nicht.
    »Acht Komma neun Prozent Marktanteil!!! Wir waren gestern schlechter als der Vorlauf, und der war eine Talkshow mit einem kochenden Schimpansen als Stargast!!! Ihr habt komplett versagt, alle miteinander!!!«, schreit Verena und läuft dabei knallrot an.
    Es sieht ein bisschen so aus, als ob ihr gleich der Schädel platzt, wobei ein bisschen Farbe im Gesicht sie zumindest etwas menschlicher aussehen lässt. Wenn sie gerade keinen Tobsuchtsanfall hat, ist ihr Gesicht nämlich kalkweiß. In Kombination mit ihren langen, glatten pechschwarzen Haaren und dem spindeldürren Hals sieht sie fast aus wie Draculas Braut höchstpersönlich. Mir macht sie jedenfalls ganz schön Angst, und ich war gestern heilfroh, als ich mich bei ihr nur ganz kurz vorstellen musste, da sofort eines ihrer drei Telefone klingelte und sie keine Zeit mehr hatte, um mich ausführlich ins Visier zu nehmen. Nur mein XXL -Notfall-Shirt bedachte sie mit einem ausführlicheren und sichtlich irritierten Blick, dann war ich nach einer knappen Minute Vorstellungsrunde auch schon wieder aus ihrem Glaskastenbüro entlassen.
    Heute kann ich mich hervorragend zwischen den anderen Redakteuren verstecken, wir sitzen nämlich gerade zur Morgenkonferenz in einem riesigen Aquarium (deckenhohe
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