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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt
Autoren: dtv
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ihren von Alan Rickman gespielten Mann, wie er heimlich in einem Juwelierladen einkauft. Zuhause findet sie in seinem Mantel eine Halskette und nimmt selbstverständlich an, dies sei ihr Weihnachtsgeschenk. Bei der Bescherung überreicht ihr Mann ihr aber statt des Colliers die letzte CD von Joni Mitchell mit der Bemerkung:»Zur Weiterführung deiner emotionalen Ausbildung.« Diesen bitteren Moment der Erkenntnis, dass ihr Mann eine Geliebte haben muss, für die der Schmuck gedacht war, kommentiert die Frau neben Arno mit einem kehligen »Du Hund! Genau! Du Hund!«, wobei sie mit ihrer Handtasche ausholt, in weitem Bogen neben sich drischt und dabei Arno mitten ins Gesicht trifft, so dass der Metallverschluss der Handtasche eine Wunde unterhalb seines rechten Auges reißt. Arno schreit kurz auf. Die Frau erschrickt.
    »Um Gottes willen, habe ich Sie verletzt?«
    Arno wischt sich kurz über die Backe, sieht auf seine Finger. »Ich blute.« Die Frau wendet ihren Blick von der Leinwand und kramt hektisch in ihrer Handtasche. »Pflaster. Ich habe doch irgendwo immer Pflaster mit.«
    Emma Thompson hat sich inzwischen in ihr Zimmer zurückgezogen und die geschenkte CD aufgelegt. Mit schmerzvernarbter Stimme singt Joni Mitchell:
    I‘ve looked at love from both sides now,
from give and take, and still somehow
it’s love’s illusions I recall.
I really don’t know love at all.
    Auf der Leinwand bricht Thompson schier zusammen, und vor der Leinwand schluchzt Arnos Nachbarin laut auf. Sie schiebt Arno ihre Handtasche rüber – »suchen Sie selbst« – und dreht sich von ihm ab. Jetzt hat sich Emma Thompson wieder gefangen, sieht ihrem Schicksal erhobenen Hauptes entgegen, denn, so will uns der stumme Blick sagen, nur ein angenommenes Schicksal kann man ändern. Arnos Nachbarin scheint da anderer Meinung zu sein. Mit einem »Ach, hör mir doch auf!« winkt sie in Richtung Leinwand ab. Dann verfolgt sieden Film regungslos bis zum Ende. Noch bevor das Saallicht angeht, steht sie auf und verschwindet.
    Schlusstitel hatten Arno schon immer fasziniert, dieser erst am Ende sichtbare Namenseisberg, dessen kleine Spitze die Anfangstitel bildeten. Arno saß sie immer aus, beeindruckt davon, wie viele Menschen es brauchte, um einen Film herzustellen, der dann wie heute Nachmittag von vielleicht 15 Leuten gesehen wird. Auch diesmal war er wieder unter den Letzten, die aus dem Kino auf die Straße traten. Stadtlärm, Gerüche, abendliche Betonhitze, die Wirklichkeit war dabei, sich Arno wieder zu schnappen.
    »Kaffee?«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie Zeit auf einen Kaffee?«
    Seine Kinonachbarin war plötzlich vor ihn getreten. Arno musterte sie kurz, konnte aber nicht einschätzen, ob sie gut aussah, da sie ihre Augen hinter einer dunklen Ray-Ban-Brille verbarg. Blonde, hinten locker hochgesteckte Haare, viel Kinn, das sich mit der Nase um die Vorherrschaft in diesem Gesicht zu streiten schien, das waren alles quasi separate Einzelstücke, die ohne die Augen kein sinnvolles Ganzes ergaben.
    »Jetzt? Hier?«
    »Okay. War nur ’ne Frage. Blöd von mir. Tschüss dann.«
    »Nein, nein. So war das nicht gemeint. Klar … Klar, ich habe
    Zeit, klar. Hier gegenüber ins San Francisco?«
    »Nein, das da nicht. Kennen Sie was anderes?«
    »Das Cuba Livres, fünf Minuten von hier. Mein Stammcafé.
    Wenn es Ihnen nicht zu weit ist?«
    »Ihr Stammcafé. Das könnte Ihnen doch …?«
    »Was?«
    »Unangenehm sein?«
    »Nur wenn Sie sich benehmen wie vorhin im Kino.«
    »Gehen wir.«
    Sie sprach ihren Ausraster überhaupt nicht an. Der Schlag mit der Handtasche schien für sie nicht mehr zu existieren. Dabei hätte sie Arno nur ansehen müssen, um durch das Pflaster auf seiner Backe daran erinnert zu werden. Arno wollte ihr die Chance geben, sich zu erklären, aber da sie das nicht tat, entstand eine unangenehme Pause, als sie sich auf den Weg ins Cuba Livres machten. Die muss sich durch Stummheit mit mir duellieren, dachte Arno. Bitte schön.
    Nach der zweiten Fußgängerampel kapitulierte sie.
    »Warum gehen Sie in solche Filme? Die sind doch nicht für Männer gemacht.«
    »Was wären denn Filme für mich?«
    Sie blickte Arno kurz an. »Filme mit Blut zum Beispiel.«
    »Dann war ich ja nicht im falschen Film.«
    Auch dieses Versöhnungsangebot schlug sie aus. Stattdessen verkündete sie: »Ich hasse romantische Komödien.«
    »Und trotzdem …?«
    »Eben deswegen. Ich schau sie mir an, weil ich sie hasse.«
    »Gut, manche sind auch ganz schön
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