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Männerfrei: Roman (German Edition)

Männerfrei: Roman (German Edition)

Titel: Männerfrei: Roman (German Edition)
Autoren: Gemma Burgess
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niemand sehen. Der perfekte Arbeitsplatz, um sich an einem Tag wie heute zu verstecken.
    » Ich habe geträumt, du hast Mark Ronson geheiratet! Kannst du dir das vorstellen? Mark Ronson? Hahaha! Und weißt du, du hattest dieses supertolle Brautkleid aus cremefarbener Thai-Seide an, nein, oh, wie heißt das noch gleich, äh… Hm, nein, so heißt das nicht, nicht Thai-Seide, ich meine einen anderen Stoff. Er ist schwerer und glänzender, aber kein Billigstoff, sondern ein ganz edler.«
    » Satin?«
    » Genau! Und das Kleid war gerafft, hier und hier, mit einem großen Dingsbums hier, und wir waren in einer großen Kirche, und Coop war auch da, doch er strich die Wände, nein, keine Wände, sondern die Puzzlefenster, weißt du? Die bunten, durch die man durchsehen kann. Die… das Licht bunt färben, weißt du?«
    » Buntglasfenster?«
    » Genau!«
    Ich lasse Lauras Erzählfluss freien Lauf. Coop ist diese Woche nicht da. Er ist in Deutschland, um einen ehemaligen Kunden als neuen Auftraggeber zu gewinnen. Das ist ein Glück, denn ich bin den ganzen Vormittag nicht richtig bei der Sache. Ich überarbeite einen Text, den ich gestern entworfen habe, surfe zur Ablenkung auf den Promi-Klatschseiten und studiere in der Mittagspause ausgiebig die Angebote von topshop.com, shopbop.com und netaporter.com. Eine virtuelle Shoppingtour als seelischer Trost und Therapie, bequem von meinem Schreibtisch aus. Ich bestelle natürlich nichts. Jedes Produkt, das ich am Tag nach einer Trennung erwerbe, wird immer mit dem Makel » aus Liebeskummer gekauft« behaftet sein. Außerdem nutze ich netaporter.com nur, damit ich die Designermode kenne, die später bei Zara und H&M verramscht wird.
    » Sass, ich brauche dich kurz zum Korrekturlesen«, sagt eine tiefe männliche Stimme.
    Ah ja, das habe ich Ihnen noch nicht erzählt– ich bin Werbetexterin. Das bedeutet, theoretisch denke ich mir, äh, Ideen für die Werbung aus. (Falls sich das nicht widerspricht.) Wir sind eine recht kleine Agentur, was heißt, dass wir keine Kreativteams haben, wie sie in großen Agenturen üblich sind, und ich im Prinzip alles mache, was mit Text zu tun hat: Plakate, Websites, E-Mails, Flyer und Millionen andere Dinge, die täglich von Ihnen gelesen werden und die ja irgendeiner schreiben muss. Und ich lese Korrektur.
    » Sofort«, fügt die Stimme hinzu.
    Ich sehe auf. Es ist unser Art Director Andy. Er ist Ende dreißig, klein, ungepflegt, hat einen Bauch und krause, leicht fettige Haare. Er kleidet sich wie viele Hobbit-Klone in der kreativen Branche, die hip sein wollen: speckige schwarze Röhrenjeans, ausgefranster Nietengürtel, gelbes T-Shirt mit Siebziger-Jahre-Motiv und zu kurzen Ärmeln, die den Blick auf seine unterentwickelte Muskulatur offenbaren. Die meiste Zeit gibt er durchschaubare, herablassende, gegenkulturelle Kommentare in lautem Ton und mit künstlichem Cockney-Akzent von sich.
    Andy ist außerdem ein ungebildeter Sexist, was ihn Sachen wie » Jane Austen? Olle Liebesschnulzen im Korsett« sagen lässt, was natürlich in mindestens zehntausendfacher Hinsicht sehr dumm ist. Seltsam, dass er sich für einen begnadeten kreativen Individualisten hält– ähnlich wie Arty Jonathan–, aber natürlich verfolgt er nur eine andere Parteilinie. Es gibt viele brillante und witzige und originelle Art Directors wie Cooper. Doch es gibt auch welche wie Andy. (Ich brauche ja nicht extra zu erwähnen, dass ich mit einem Kerl wie ihm niemals ausgehen würde, oder? Das ist wahrscheinlich ein weiterer Grund, warum ich so viel ausgehe: Ich werde nie den richtigen Mann über die Arbeit kennenlernen.)
    » Welcher Text?«, frage ich, während ich von meinem Schreibtisch aufstehe und Andy folge. Er ist bereits ein paar Meter vor mir, da er weiß, dass ich ihm nachgehe. Arroganter Scheißkerl.
    » Shiny Straight«, antwortet er und lässt sich mit einem Seufzen schwungvoll auf seinen Drehstuhl fallen. » Shiny Straight« ist eine Shampoomarke, für die wir Werbung machen.
    Ich nicke und richte den Blick auf seinen Monitor. Andy macht sich nicht einmal die Mühe, mir den Text ausgedruckt zu geben, damit ich richtig Korrektur lesen kann. Es geht um eine DIN-A 5 -Werbebeilage für Zeitschriften wie Cosmopolitan oder Elle. (Richtig, diese nervigen Werbezettel, die immer herausfallen, wenn man die Zeitschrift aufschlägt… Irgendjemand muss sie ja machen. Sorry.) Aber diesen Text sehe ich zum ersten Mal.
    Während ich ihn überfliege, sehe ich sofort, dass er
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