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Männerfrei: Roman (German Edition)

Männerfrei: Roman (German Edition)

Titel: Männerfrei: Roman (German Edition)
Autoren: Gemma Burgess
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gesamter Freundeskreis wohnte in Clapham, und er ging auch nie woanders aus als in Clapham. » Ich werde nie aus Clapham wegziehen«, sagte er bei unserem ersten Date. » Es ist das Zentrum des Universums.« Er machte oft Sprüche, die mich zum Lachen brachten, doch im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob diese Bemerkung scherzhaft gemeint war.
    Clapham Brodie also. Ein Spaßvogel. Er alberte ständig herum, und ich liebte es. Wir verbrachten lange lustige Abende im Metro und im Pepper Tree, wo er das Essen sprechen ließ ( » Du darfst mich nicht essen!«, quiekte die Pasta. » Wen nennst du hier ein feiges Huhn?«, schimpfte das Pfannengericht. Ich weiß, was Sie jetzt denken, aber es war echt lustig damals.) Freitags tanzten wir zu Achtziger-Mucke im Café Sol und samstags zu schlechter Musik im Infernos (wenn wir betrunken genug waren), und die Sonntage verbrachten wir im Sun Pub, wo wir die Leute beobachteten und uns Gespräche zwischen Fremden ausdachten. Ich fand Brodie urkomisch, wenn auch ein kleines bisschen von sich selbst eingenommen (einmal korrigierte er meine Aussprache von » Hyperbel«, und das auch noch falsch). Wir führten kein einziges ernstes Gespräch, nie. Da ich kein besonders ernster Mensch bin, kam ich damit gut klar.
    Nach ein paar Monaten Beziehung, die ich persönlich sehr schön fand, bekam ich mit, dass er mich in einem Gespräch mit seinen Kumpels in einer Kneipe als » Freundin… fürs Bett« bezeichnete. Mir lief es kalt den Rücken herunter, aber ich war zu feige, um ihn noch am selben Abend darauf anzusprechen. (Meine alte Angst vor Konfrontation hinderte mich daran.)
    » Wie denkst du eigentlich, äh, über uns und unsere Beziehung?«, fragte ich seinen Teddybär Ivan am nächsten Abend, als wir uns eine DVD in Brodies Schlafzimmer ansahen. (Clapham Brodie unterhielt sich gerne über sein plüschiges Medium.) » Ich Bärrr. Ich mich fühlen rrriesig!«, knurrte der Teddy. (Ivan war Osteuropäer.) Ich drehte den Kopf zu Clapham Brodie. Er wandte den Blick nicht vom Fernseher ab. Ich beschloss, einen zweiten Versuch zu wagen und mich diesmal ein wenig dumm zu stellen, damit er vielleicht reagierte. » Denkst du… wir sind… du weißt schon, ein festes Paar? Mit Händchenhalten und allem Drum und Dran?«, fragte ich mit starkem amerikanischem Akzent, der hoffentlich über meinen hoffnungsvollen Unterton hinwegtäuschte. Clapham Brodie legte daraufhin den Teddy weg und sah mich an. » Ich habe mich schon gefragt, wann du davon anfängst…«, sagte er und gab mir prompt den Laufpass. Hätte ich nicht gefragt, hätten wir noch monatelang so weitermachen können. Als Freunde fürs Bett. Scheißkerl. Ich war ziemlich geknickt wegen Clapham Brodie, wie ich gestehen muss. Die Fähigkeit, albern zu sein, ist sehr reizvoll und seltener, als Sie vielleicht denken.
    Soll ich Ihnen noch rasch von Trennung Nr. 4 erzählen? Okay, also los. Wir sind fast durch auf meiner Herzschmerztour.
    Trennung Nr. 4 : Der schlaue Henry. Knapp ein Jahr nach Clapham Brodie lernte ich den schlauen Henry bei einem Grillfest in Putney kennen. (Leute, die in Putney wohnen, müssen ihre Gäste mit Essen locken, damit sie kommen.) Ich war mit Bloomie dort, die damals mit dem Gastgeber liiert war, einem Mann, den wir inzwischen » Der behaarte Rücken« nennen. Der schlaue Henry war der Cousin des behaarten Rückens. Der schlaue Henry wohnte auch in Putney, in einer schäbigen Reihenhaussiedlung. Er war sehr groß und dünn und schlampig und trug immer ein olles Tweedjackett, das einmal seinem Vater gehört hatte und in dem er aussah wie ein vornehmer angehender Englischprofessor. Der schlaue Henry schien die perfekte Kombination aus alternativem Milieu (er arbeitete freiberuflich für den New Musical Express und berichtete über Filme und Konzerte für den Guardian ), wahrer Intelligenz (er hatte ein Cambridge-Diplom) und höflichem Benehmen (er stand grundsätzlich auf, wenn ich an den Tisch kam, und sorgte immer dafür, dass ich was zu trinken hatte) zu verkörpern, und er war überraschenderweise albern genug für meinen Geschmack (so sah er mich stirnrunzelnd an, wenn ich ihn neckte, und konterte mit Bemerkungen wie » Du siehst schlauer aus, als du bist« oder » Dir sollte man mal den Hintern versohlen«). Er nannte mich immer bei meinem richtigen Namen, Sarah, statt bei meinem Spitznamen Sass, den ich habe, seit ich mich erinnern kann.
    Der schlaue Henry war älter als ich– zweiunddreißig Lenze
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