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Männerfrei: Roman (German Edition)

Männerfrei: Roman (German Edition)

Titel: Männerfrei: Roman (German Edition)
Autoren: Gemma Burgess
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grottenfalsch ist. Der Slogan (oben in großer Schrift) ist neu. Die Produktbeschreibung (darunter in kleinerer Schrift) enthält nur eines der drei Schlagwörter, die der Kunde uns vorgegeben hat. Sie klingt seltsam förmlich statt jugendlich und freundlich, wie sie sein sollte. Außerdem fehlen die Teilnahmebedingungen– also der Text in Minischrift ganz unten, der den Leuten sagt, was sie zu tun haben (zum Beispiel online eine Gratisprobe bestellen oder den Abschnitt als Rabattgutschein oder was auch immer ausschneiden). Das hier ist nichts weiter als ein zusammengewürfelter Text aus Satzbausteinen, die von mir stammen, bloß dass sie falsch zusammengesetzt sind. Und ich habe einen Satzzeichenfehler entdeckt. Das ist großer Mist.
    (Habe ich schon erwähnt, dass Geschichten aus dem Arbeitsalltag anderer Leute langweilig sind? Sorry, Leute, aber ich habe die Muschel. Hihi.)
    » Den kenne ich noch gar nicht«, sage ich und sehe Andy an. Er zuckt mit den Achseln.
    » Von wem ist der Text?«, versuche ich es wieder und erröte leicht. Es fällt mir schwer, mit Andys unverhohlener Verachtung umzugehen. Ich rufe mir mein Mantra ins Gedächtnis: Haltung ist Stärke, Schweigen ist Gelassenheit. (Ich weiß, das ist kein besonders schlaues Mantra, aber es bewahrt mich davor, in schwierigen Situationen in nervöses Stammeln zu verfallen. Und es hilft mir, eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen.)
    » Von mir«, antwortet er frech. Er meint, er hat meine alten Texte abgeschrieben beziehungsweise abgeändert, der Scheißkerl. » Charlotte gefällt er.« Charlotte ist unsere Account-Managerin. Sie ist dafür verantwortlich, dass die guten Leute von Shiny Straight mit unserer Arbeit zufrieden sind, und gibt gerne Bewertungen wie » Das ist maßgeschneidert und persönlich auf den Kunden zugeschnitten« ab, ohne zu merken, dass das inhaltlich doppelt gemoppelt ist. Charlotte ist nicht für die Texte verantwortlich. Wenn jemand hier in dieser Zwölf-Mann-Agentur für die Texte verantwortlich ist, dann ist das Cooper oder eben ich. » Lies einfach nur Korrektur, Sass. Das ist keine große Sache.«
    » Warum, äh, hast du den Entwurf geändert?«, frage ich und bemühe mich, nach außen hin die Ruhe zu bewahren, während ich auf den verpfuschten Text auf dem Monitor starre. » Warum hast du nicht vorher Rücksprache mit mir gehalten?«
    » Das ist ein Eilauftrag. Ich hatte nicht die Zeit, dich einzubeziehen. Aber ich bin gut genug über den Kunden informiert, um zu wissen, was in der Anzeige stehen muss«, antwortet er. » Außerdem zählt in erster Linie das Layout. Der Text ist nur Beiwerk, wie es so schön heißt.«
    Ich sehe ihn an, und vor lauter Wut beginnt meine Kopfhaut zu jucken, als ich bemerke, dass er selbstgefällig zu seinen Werbedesignern hinübergrinst.
    » Tja, ich finde das, äh, nicht gut«, bemerke ich. Meine Wangen glühen. » Ich kann diesen Entwurf nicht befürworten.«
    Die gesamte Kreativabteilung– Andy, seine zwei Art Designer und der freiberufliche Illustrator– schaut mich an. Laura, die auf meiner Seite des Großraumbüros sitzt, weil sie eine Frau ist und diesen Männerclub stören könnte, starrt zu mir herüber. Selbst Amanda, unsere Empfangsdame/Office-Managerin (sie bevorzugt die zweite Bezeichnung, weshalb ich sie als Amanda, die Office-Managerin, in meinem Kopf abgespeichert habe), sagt » Einen Augenblick, bitte!« und legt den Anrufer in die Warteschleife, damit ihr nichts entgeht.
    Am liebsten würde ich Andy klarmachen, dass die Anzeige großer Mist ist und der Text ganz sicher nicht nur Beiwerk und dass er ein dummes Arschloch ist, aber das bringe ich nicht fertig. Wie Sie wissen, hasse ich Konfrontationen. Außerdem glaube ich, dass Andy hier sehr beliebt ist, auch wenn ich mir das beim besten Willen nicht erklären kann, und dass mich die anderen wahrscheinlich auslachen werden.
    » Tja, ich werde sicher nicht den ganzen verdammten Abend hier herumsitzen und warten, bis du den Text überarbeitet hast. Also, lies einfach Korrektur, oder ich hole Charlotte.«
    » Cooper…«, beginne ich zögernd. Ich bin mit Cooper befreundet, jedenfalls besser als alle anderen, und das ist allgemein bekannt. Darum vermeide ich es, Cooper als Bauernopfer in Auseinandersetzungen dieser Art einzusetzen. Ich frage mich, ob das der Grund ist, weshalb ich immer verliere.
    » Cooper wäre es vor allem wichtig, dass wir nicht die Deadline für die Druckerei verpassen. Die übrigens in zehn Minuten abläuft.
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