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Männerfrei: Roman (German Edition)

Männerfrei: Roman (German Edition)

Titel: Männerfrei: Roman (German Edition)
Autoren: Gemma Burgess
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gegenüber meinen sechsundzwanzig–, was richtig erfrischend war. Genug von diesen Bubis, dachte ich, ich will einen Mann. Der schlaue Henry war sehr lässig drauf und schlug coole, erwachsene Sachen vor wie zum Beispiel Programmkino oder neue, noch unbekannte Restaurants, oder Kunstmärkte, wo wir Cognac aus seinem Flachmann tranken und uns Expertenkritiken ausdachten. Er gab sich immer ein wenig ernst und distanziert, aber ich schob das auf sein Alter. Ich war glücklich.
    Dann, ein knappes halbes Jahr später (meine persönliche Beziehungsrekordzeit), eröffnete der schlaue Henry mir, dass er in die Staaten gehen und einen MBA in Harvard machen würde, da er es leid sei, » einen Hungerlohn« zu verdienen, und » richtig Asche machen« wollte. Aus diesem Grund trennte er sich von mir, und ich lief heulend nach Hause.
    War ich wirklich am Boden zerstört? Ich weiß nicht. Ja. Glaub schon. Ich hatte es satt. Es kam mir vor, als würde ich schon seit Jahrzehnten nach dem Richtigen suchen. Scheinbar konnten die Männer mich gut leiden, bis sie mich besser kannten. Und dabei versuchte ich immer, wenn ich einen neuen Mann kennenlernte, so positiv und offen und zuversichtlich wie nur möglich zu sein. Ich schloss die Männer immer mehr in mein Herz und fragte mich, ob es Liebe war. Ich dachte, die Männer hätten Spaß. Ich zumindest hatte Spaß. (Allerdings fällt es mir nicht schwer, mich zu amüsieren. Das ist einer meiner Vorzüge.) Trotzdem ging es jedes Mal schief.
    Natürlich lernte ich in all den Jahren auch viele Männer kennen, die bis auf einen großen Minuspunkt fast perfekt waren. Ich glaube nicht, dass ich zu wählerisch bin. Oder möchten Sie mit jemandem gehen, der beim Küssen wie eine Schlange züngelt oder mit offenem Mund kaut oder den ganzen Abend nur über Geld redet oder zugibt, eine Crocs-Sammlung in allen Farben zu besitzen, oder der dumme Sachen sagt wie: » Ich bin mir nicht sicher, ob ich an die Erderwärmung glauben soll.« ( » Das ist nicht die Zahnfee«, war meine Antwort. » Glaube allein ändert nichts.«) Nun, ich jedenfalls nicht. Ein Date reichte mir. Danach ignorierte ich die Typen oder sie mich, völlig egal: Ein schlimmer Fehler ist ein schlimmer Fehler.
    Ach, schlauer Henry, ich hoffe, du machst jetzt richtig Asche. Du Vollidiot. Hätte ich bloß geahnt, was mich als Nächstes erwartete. Der Nächste war Rick.
    Ich kann den Gedanken an Rick im Moment nicht ertragen. Es geht einfach nicht. Egal, ich bin ohnehin gleich im Büro.
    Ich steige am Piccadilly Circus aus und gehe am Burger King in meine Ecke in Soho vorbei. Ich liebe das Viertel morgens um halb zehn. Die Straßen sind dreckig, und frische Luft mischt sich mit dem Sündenmief von gestern Abend, aber die Sonne scheint auf ihre geistesabwesende Art, die typisch ist für London, und Soho wirkt klein und intim. Nicht wie das große berühmte verrufene Soho, sondern wie mein eigenes kleines hübsches Soho mit der winzigen versteckten Kaffeebar, wo man weiß, was ich möchte, ohne dass ich jedes Mal langwierig erklären muss: » Eine Latte mit einer nicht so dicken Schicht Macchiato und einer größeren Schicht Milch.«
    Ich arbeite in einer winzigen Werbeagentur in einer kleinen Seitenstraße nahe dem Golden Square, gleich um die Ecke des Piccadilly Circus. Mein allererster Chef, Cooper, hat irgendwann seinen Job in der (großen, glänzenden, seelenlosen) Werbeagentur hingeschmissen, wo wir früher zusammenarbeiteten, und machte sich selbstständig. Nachdem ich mir ein paar Monate die macchiavellistische Politik in der großen Agentur angeschaut hatte, zögerte ich nicht, Cooper zu folgen. Ich habe einen lockeren Job, nichts Ernsthaftes wie Ärztin oder Lehrerin. Aber er macht mir Spaß. Egal, mehr will ich im Moment über meine Arbeit nicht sagen. Das Einzige, was noch langweiliger ist als Geschichten über den Arbeitsalltag anderer Leute, sind Geschichten über die Träume anderer Leute.

Kapitel 3
    » Ich hatte einen toootaaal abgefahrenen Traum letzte Nacht!«, kräht Laura, als ich das Büro betrete. Sie ist unser » Mac Äffchen«, sprich: eine Nachwuchswerbetexterin. Ziemlich durchgeknallt, sehr süß, immer staunend und begeisterungsfähig für alles.
    » Wirklich?«, sage ich, schalte meinen Computer an und nehme an meinem Schreibtisch Platz. Ich sitze ganz hinten in der Ecke, von wo aus ich den ganzen Raum überblicken kann. Wenn ich mich auf meinem Stuhl ein Stück kleiner mache, kann mich hinter meinem Monitor
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