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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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nicht. Weißt du, dass heute zwei Mädchen da waren, die sie in die Türkei zurückschicken wollen, weil sie kein Kopftuch tragen wollen?“
    „Quasi zur Umerziehung?“
    „Nicht so direkt. Bei ihnen daheim haben nur alte Frauen Kopftücher auf, so ähnlich wie bei uns auf dem Land. Aber wer will schon von Wien, wo man aufgewachsen ist, in ein Bergdorf in Anatolien? Dann eben lieber Kopftuch.“
    Ich habe eine Idee. Vielleicht finde ich einen Weg, Janas neuen Lieblingsclub doch in meine Story zu bringen. „Habt ihr auch über den Bestseller diskutiert?“
    „Darüber gibt es nichts zu diskutieren.“
    „Wäre es nicht besser, zuerst zu lesen und dann zu urteilen?“
    „Du liebe Güte, der ist doch einfach öd. Vom Verlag aufgemotztes Sexmännchen. Ich will mich da gar nicht damit beschäftigen. Reicht es nicht, was man in den Medien liest? Oder findest du etwa auch, dass dieser Pauer neue Perspektiven eröffnet, wie unser absurder Vizekanzler gesagt hat?“
    „Okay. Ihr regt euch also über ein Buch auf, das ihr nicht gelesen habt.“
    „Ich reg mich nicht auf, ich will bloß nicht, dass er, weil sich alle aufregen, mehr Bücher verkauft. Du solltest über was Interessanteres schreiben.“
    „Meine Reportage wird keine Lobeshymne.“ Das sage ich jetzt auch schon ziemlich laut. Die liebe Jana geht mir heute ganz schön auf die Nerven.
    „Weißt du, wie viele Frauen keine Chance auf einen ordentlichen Job haben? Und das nicht nur, wenn sie keine gute Ausbildung haben. Auf der Uni gibt’s Dreiervorschläge für Professuren. Da kommen jetzt auch Frauen vor. Bloß, die meisten will man nicht, und die werden dann so schlecht bewertet, dass man sie leider ganz objektiv nicht nehmen kann. Und unter dieser miesen Bewertung haben sie dann jahrelang zu leiden. Da überlegt man sich, ob man sich bewirbt.“
    Ich sehe auf die Uhr. Ich will heim. Und kochen. Wenn ich Jana das sage, frisst sie mich wahrscheinlich. Sie hat meinen Blick gesehen. Das reicht.
    „Der nächste Termin? Was Wichtiges? Ein Bankmanager vielleicht? Ich hab immer toll gefunden, was du machst. Weil du hingeschaut hast, wenn andere weggeschaut haben …“
    Frauengesichter und Arme und Beine und Rücken gleiten weiter über die Wand, alle angetreten, um mich anzuklagen. Ich komme mir ja selbst mies vor. Aber auch im Recht. Irgendwie.
    „Das kann nur Mira Valensky sein“, sagt eine Stimme hinter meinem Rücken. Können diese Videofrauen sprechen? Ich ducke mich, ich bin in der Minderheit. Total. Aber ist Jana nicht immer für Minderheiten? Warum ist sie dann nicht für mich?
    Jana beginnt zu lächeln. Allerdings an mir vorbei. Mit welchen Methoden arbeiten die da? Ich drehe mich langsam, beinahe vorsichtig um. Mir gegenüber steht eine rundliche Frau, sie ist mindestens einen Kopf kleiner als ich. Dichte, glatte graue Haare, freundliche dunkelbraune Augen. Vielleicht eine Südamerikanerin. Nachfahrin der Maya. Sie trägt Jeans und ein unbedrucktes gelbes T-Shirt. Ich bin ihr unendlich dankbar, dass sie wenigstens auf ihrer Brust keine Botschaft vor sich herträgt. Sie streckt mir die Hand hin. „Sandra Alman.“
    „Sandra leitet ‚frauen.com‘, sozusagen“, erklärt Jana und lächelt immer noch.
    „Sozusagen, es braucht eben immer jemanden, der den öffentlichen Stellen gegenüber verantwortlich ist“, ergänzt die Frau im gelben T-Shirt. „Schade, dass Sie keine Zeit hatten, früher zu kommen.“
    Nein. Nicht noch eine, vor der ich mich rechtfertigen soll. „Ich bin leider aufgehalten worden.“
    Sandra Alman sieht mich an. „Ich hab einen Teil eures Gesprächs mitbekommen, Jana war laut genug. Das gibt’s eben, dass sich nicht alles ausgeht. Da braucht es keine Vorwürfe. Und es gibt ohnehin viel zu viele, die sich ununterbrochen moralisch im Recht fühlen.“
    „Jana ist eben engagiert“, murmle ich und zwinkere der Tochter meiner besten Freundin zu.
    Jana starrt auf den Kopf einer Asiatin, der sich langsam die Wand hinauf bewegt. Zartes Gesicht, geschlossene Augen, man weiß nicht so genau, will sie sich vor der Welt verstecken, ist sie müde, ist sie glücklich? „Tut mir leid, Mira.“ Sie zwinkert zurück. „Aber in der Sache hab ich recht.“
    „Vielleicht können Sie mir noch einiges über Ihren Club erzählen“, schlage ich der Leiterin von „frauen.com“ vor. „Würde ganz gut zu meiner Story passen. Zur Abrundung, sozusagen.“
    „Zur Abrundung!“, spottet Jana. „Wie nett! Das Wichtige ist das Buch von diesem
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