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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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wollte dem Sender ein ‚modernes‘ Image verpassen und hat mir daher eine Kollegin vorgezogen.“
    „Sie durften die Sportnachrichten moderieren“, ergänze ich. Schon interessant, dass die Verlagschefin nicht antworten wollte. Aber eigentlich auch bloß professionell.
    „Und das Wochenendwetter“, ergänzt die jetzt mit ausdruckslosem Gesicht. – Wie war das? Die Prinzessin hat den Frosch an die Wand geworfen und dann ist ein Prinz daraus geworden.
    „Die überwiegende Zahl von Führungsjobs ist in Männerhand, ganz abgesehen davon, dass Männer deutlich mehr verdienen als Frauen. – Wie kommt es da, dass Sie die Männer für benachteiligt halten?“ Jana, die Tochter meiner besten Freundin, hat mir eingeschärft, mich ja nicht durch Phrasen und Sexsprüche von den Fakten abbringen zu lassen. Als ob ich das täte. Ich blinzle auf die Uhr. Jana. Wir sind verabredet. Eigentlich genau jetzt. Sorry, hat sich alles verzögert.
    Der Bestsellerautor lehnt sich zurück. Diese Frage hat man ihm schon öfter gestellt, das merke ich an seiner entspannten Reaktion. Womit könnte ich die beiden überraschen?
    „Natürlich gibt es zurückgebliebene Weltgegenden, ich setze mich selbstverständlich dafür ein, dass Frauen nicht unterdrückt werden. Aber im Westen ist das längst anders. Die Zahlen der letzten zehn Jahre belegen, dass Frauen auf der Überholspur sind. Und dass wir Männer in vielerlei Beziehung zurückgestellt werden. Frauen bekommen die besseren Jobs, weil es ‚in‘ ist, Frauen in den Führungsetagen zu haben. Männern wird vorgeworfen, sich zu wenig an der Kindererziehung zu beteiligen. Aber in Wirklichkeit hindern die Frauen sie daran. Sie wollen Herrin über die Familie und das Haus bleiben, aber sie wollen auch gleich viel verdienen wie Männer und Karriere machen. Und dann beklagen sie sich über die Mehrfachbelastung. Und es ist Tatsache, dass Frauen in der gesamten westlichen Welt um einige Jahre älter werden als Männer.“
    „Kann das nicht damit zu tun haben, dass sich Frauen mehr um ihre Gesundheit kümmern?“
    „Tja, aber warum ist das so? Vielleicht haben Männer nicht genug Zeit dafür?“
    Das ist ein Randthema, Mira, du musst anderes heimbringen. Saftigeres.
    „Sie schreiben, dass Frauen keine Softies mögen, keine Männer, die immer bloß diskutieren, sie wollen, dass Männer zur Sache kommen. – Waren Sie selbst so ein Softie?“
    Jetzt stutzt er wenigstes für einen Augenblick, runzelt die gebräunte Stirn und wirft seiner Managerin einen kurzen Seitenblick zu.
    „Um das zu wissen, muss man kein abgeblitzter Softie sein“, nimmt sie auch sofort den Ball auf. „Herr Pauer schreibt, worüber seit Jahren in Deutschland nie laut geredet wurde. Weil es die heilige Political Correctness nicht duldet. Weil man für diese – sorry für den Ausdruck, das ist natürlich nicht zur Veröffentlichung bestimmt, Sie führen das Interview ausschließlich mit Herrn Pauer – Weicheier ewig lang Stimmung gemacht hat. Vor allem in intellektuellen Kreisen. Als ob ein denkender Mann kein richtiger Mann sein dürfte.“
    „So ist es“, ergänzt der Bestsellerautor. „Frauen finden es doch schön, wenn ein Mann zeigt, dass er sie attraktiv findet, dass er mehr will als bloß quatschen.“ Er grinst mich an. „Wissen Sie, was eine Frau im Bett am wenigsten mag? Dauernd gefragt zu werden: ‚Wie hättest du es denn gern?‘ ‚Ist es recht so?‘ ‚Möchtest du etwas anderes?‘ Das ist doch der totale Lustkiller. Sie soll sich nehmen, was sie will. Oder sie soll dankbar sein für das, was sie kriegt.“
    Farah Seifried lächelt und sieht auf ihre perfekt farblos lackierten Fingernägel. Das Thema gefällt ihr. Klar, es macht Quote. Sex zieht immer.
    „Oder dankbar sein für das, was sie kriegt?“, wiederhole ich. „Wie viel Nachdruck darf ein Mann hinter seine … Aktivitäten legen?“
    Die Verlagschefin fällt mir ins Wort. „Herr Pauer verabscheut jede Gewalt gegen Frauen, das schreibt er auch ganz deutlich.“
    „Selbstverständlich“, assistiert der Autor.
    „Und Ihre Frau: Ist sie eine starke Frau, die sich nimmt, was sie will?“
    Rascher Blick zwischen Seifried und Pauer. Seifried nickt, Pauer antwortet: „Meine Frau ist eine richtig starke Frau. Sie traut sich sogar, bei den Kindern daheimzubleiben.“
    Klippe geschickt umschifft. Sein Image als Super-Mann bleibt unangetastet und wir haben uns vom Sex zur Kinderbetreuung bewegt. Wie nett.
    Die Verlagschefin sieht auf die Uhr.
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