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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren
Autoren: Paula Fabian
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mehr gesehen!« Das wollte ich gar nicht sagen, ist mir einfach so rausgerutscht.
    »Ja, ich war im Urlaub«, geht Simon sofort auf meine Bemerkung ein.
    »Im Urlaub?« erwidere ich verwirrt.
    »Ja.« Er lacht. »Das gibt es. Leute fahren manchmal für ein paar Wochen in Urlaub. Du weißt schon, die Sache, wenn man mal gar nichts tut und einfach nur ausspannt.«
    »Ach so.« Franzi, wieso bist du denn auf diese Möglichkeit nicht selbst gekommen? Klar war er im Urlaub! Jeder fährt mal in den Urlaub! »Ich dachte schon, dir hätte unsere Wurst nicht mehr geschmeckt.«
    »Davon kann doch gar keine Rede sein«, meint Simon, »ich würde immer nur hier Fleischwurst kaufen, sie schmeckt einfach zu gut. Außerdem«, fügt er hinzu und lächelt dabei freundlich, »finde ich, dass eure Metzgerei einen gewissen, nun ja, Unterhaltungswert hat.«
    Ich werde rot und weiß genau, was er meint. »So, dann mach ich dir mal dein Päckchen fertig«, wechsle ich schnell das Thema. Herr Paslewski kommt vom Büro in den Verkaufsraum.
    »Da ist der Jung’ ja wieder«, stellt er bei Simons Anblick freudig fest. »Hab ich dir doch gesagt, dass der wiederkommt«, meint er dann zu mir und geht zurück ins Büro. Ich starre angestrengt auf das Zellophanpapier in meiner Hand, mittlerweile bin ich wahrscheinlich so rot wie ein Feuermelder. Mit zitternden Händen packe ich die Wurst ein und drucke den Kassenbon aus. Tief einatmen, aufblicken. Simon das Päckchen geben. Geschafft!
    »Danke«, sagt er, »schönen Abend noch.«
    Dann ist er aus der Tür.
    Franzi, meldet sich eine innere Stimme, als ich Simon noch verträumt hinterherblicke, du hast dir was geschworen! Was denn? Ach so, ja, ich wollte ihn nicht mehr gehen lassen, wenn er noch einmal aufkreuzt. Aber das hat sich doch erledigt, sage ich mir selbst, schließlich war er nur im Urlaub. Und ab heute kommt er sicher wieder jeden Tag, also kein Grund zur Panik. Und dann?, fragt die innere Stimme. Dann verkaufst du ihm weiterhin seine Wurst, Tag für Tag, Woche für Woche. Und irgendwann, wenn ihr beide alt und grau seid, hat er vielleicht mal den Mut, dich zu fragen, ob du mit ihm ausgehen willst. Und dann sagst du: »Ach, das wollte ich dich auch schon seit dreißig Jahren fragen.« Na, so lange wird es wohl nicht dauern, widerspreche ich mir selbst im Geist. Und wenn doch?
    Franzi, jetzt oder nie, nutze deine Chance!
    »Okay, ich tu’s«, sage ich laut, streife meine Schürze ab und renne, so schnell ich kann, raus auf die Straße. Etwa hundert Meter entfernt biegt Simon gerade um die Ecke. Ich sprinte hinterher. Was soll ich denn sagen?, überlege ich, während ich ihm nachhetze. Irgendwas wird dir schon einfallen, beruhigt mich die innere Stimme. Hoffentlich!
    Simon schlendert gemütlich die Straße entlang, auch ich verlangsame meine Schritte ein wenig. Es muss ja nicht unbedingt so aussehen, als wäre ich wie der Teufel hinter ihm hergerannt. Außerdem möchte ich ihn noch eine Weile beobachten, bevor ich mich in mein Glück – oder Unglück? – stürze.
    Bei den Mülltonnen neben einer Garageneinfahrt bleibt Simon stehen, greift in seine Tasche, holt das Päckchen Fleischwurst hervor – und schmeißt es einfach weg. Ich traue meinen Augen kaum. Simon wirft die Wurst, die er eben erst gekauft hat, in eine Mülltonne? Mit schnellen Schritten hole ich ihn ein – das will ich nun aber genau wissen.
    »Was war das denn gerade?«, frage ich, als ich fast auf gleicher Höhe mit ihm bin. Erschrocken fährt er herum und sieht mich an.
    »Was?«
    »Na, du hast doch eben die frische Fleischwurst weggeworfen.« Simon wird augenblicklich rot, es ist ihm offensichtlich mehr als peinlich, dass ich die Szene beobachtet habe. »Ist die Fleischwurst nicht gut?«, frage ich, als er immer noch nicht antwortet.
    »Äh, nein, das nicht«, stottert er.
    »Was dann?« Ich werde hier nicht eher weggehen, bevor ich nicht eine Erklärung für sein seltsames Verhalten habe. Und es ist mir sogar egal, dass er nun denken muss, dass ich ihn verfolgt habe.
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Ich würde aber gern wissen, weshalb du in die Metzgerei kommst und Fleischwurst kaufst, die du hinterher gleich wieder wegwirfst!« Und außerdem würde ich gern wissen, weshalb du nicht auf meine Nachricht reagiert hast, würde ich gern noch sagen, aber ich traue mich nicht so richtig. Dafür habe ich später noch Zeit.
    »Ja, also, ähm …«
    »Nun sag schon!« Ich komme mir vor wie Flo, der hat auch so eine
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