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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren
Autoren: Paula Fabian
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ein Stück von ihm ab.
    »Wie bitte?«
    »Ja«, sagt er und kniet vor mir nieder, »mach mit mir, was du willst. Ich bin dein Sklave.« Was wird denn das jetzt für eine Nummer?
    »Was wird denn das jetzt für eine Nummer?«, frage ich.
    »Bitte«, fährt Georg unbeeindruckt weiter, »du musst mir Befehle erteilen.«
    »Dann steh wieder auf.«
    Georg schüttelt den Kopf.
    »Nein, ich liege dir zu Füßen.«
    »Was willst du denn?« Ich bin mit der Situation doch ein wenig überfordert. Eben hatte ich noch diesen charmanten, zuvorkommenden Mann neben mir sitzen, und mit einem Mal nimmt das, was als vielversprechender Abend begann, eine völlig andere Wendung.
    »Du musst mir sagen, was ich tun soll.«
    »Hab ich schon – du sollst aufstehen!«
    »Nein«, meint Georg wieder, »nicht so etwas. Könntest du nicht«, er überlegt einen Augenblick, »könntest du mir nicht zum Beispiel befehlen, mich nackt auszuziehen und dann deine Wohnung zu putzen, hm?«
    Man muss auch wissen, wann es Zeit ist, sich von jemandem zu trennen. In meinem und Georgs Fall ist es Zeit. Höchste Zeit!
     
    ***
     
    Nach der vergangenen Woche bin ich froh, am Montag wieder einen ganz normalen Tag vor mir zu haben. Einfach nur schön im Laden stehen, die Kunden bedienen und ansonsten darauf warten, dass es sechs Uhr wird.
    Es wird sechs Uhr.
    Es wird halb sieben.
    Es wird sieben. Länger brauche ich den Laden wohl nicht offen zu halten. Simon kommt nicht.
    Er kommt auch nicht am Dienstag, auch nicht am Mittwoch. Überhaupt kommt er gar nicht mehr. Mein Plan mit dem eifersüchtig machen und aus der Reserve locken ist anscheinend fehlgeschlagen. Ziemlich sogar. Trotzdem, das eine schwöre ich mir, während ich traurig eine Scheibe Fleischwurst nach der nächsten verdrücke: Sollte er noch einmal auftauchen, werde ich meine Chance ergreifen! Dann lasse ich ihn nicht mehr gehen!

5
Es muss nicht immer Fleischwurst sein
     
    Einen Monat später ist zu meiner großen Zufriedenheit wieder alles so, wie es einmal war. Na ja, was heißt Zufriedenheit. Sagen wir so: Es ging mir schon schlechter. Ich mache täglich meinen Job in der Metzgerei, meine Mutter nervt mich vier- bis fünfmal wöchentlich mit ihren »Überleg-dir-das-noch-mal-Kind«-Anrufen und zwischendurch taucht Flo bei mir auf, um zu fragen, wie’s mir geht und was ich so denke. Michael hat sich nicht mehr blicken lassen, aber ich habe gehört, dass er sich, nach dem abrupten Ende seiner Beziehung mit Sabine, häufiger auf Fisch-sucht-Fahrrad- und anderen Single-Partys rumtreibt und sich schon dreimal bei »Herzblatt« beworben hat. Bisher hat ihn aber noch niemand gewollt, weder ein Single noch die Leute vom Fernsehen. Alles in allem kann man sagen: same as usual. Das heißt, es gibt doch etwas Neues: Bettina hat sich verliebt! Tatsache! Seit vier Wochen schwebt sie mit 24x15-cm-Rüdiger im siebten Himmel, die beiden sind richtig süß. Zwar ist »Rüdi«, wie Bettina ihn zärtlich nennt, nur etwa 1,65 m groß, und auch was die Sache mit den 15 cm angeht, hat er wohl (zum Glück!) ein kleines bisschen geschummelt, aber laut Bettina hat er alles, was sie sich von einem Mann wünscht. Ich freue mich für sie; Verliebtsein ist schließlich das Schönste auf der Welt!
    »Ach ja, Verliebtsein«, seufze ich, während ich gerade dabei bin, die Aufschnittmaschine zu reinigen. Ich muss an meine verunglückten Verabredungen denken. Und natürlich an Simon. Was der wohl macht? Hoffentlich kauft er jetzt nicht abgepackte Fleischwurst im Supermarkt, das wäre wirklich zu übel! Herr Paslewski hat mich auch schon gefragt, wo denn der nette junge Mann geblieben ist, der hier immer kurz vor Ladenschluss etwas gekauft hat.
    »Der kommt wohl nicht mehr«, habe ich darauf knapp geantwortet. »Ming Deern«, meinte Herr Paslewski, »Stammkunden kommen irgendwann immer wieder.« Dabei hat er mich angezwinkert, und ich könnte schwören, dass da so etwas wie Amüsiertheit in seiner Stimme mitschwang. Selbst Herrn Paslewski ist also die Sache mit Simon nicht entgangen, hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Zwar glaubte ich nicht daran, dass unser »Stammkunde« hier noch einmal auftauchen würde, aber trotzdem dankte ich Herrn Paslewski im Stillen für die aufbauenden Worte.
    »’n Abend, bitte 40 Gramm Fleischwurst.« Gut, mit den Jahren scheint Herr Paslewski sich doch ein bisschen Menschenkenntnis zugelegt zu haben. Mein Herz macht vor Schreck und Freude einen Hüpfer. Simon ist da!
    »Oh, hallo, lange nicht
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