Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Autoren: Eva Ehley
Vom Netzwerk:
einige bewundernde Blicke von Trainingskameraden erntet. Zufrieden mit sich und der Welt schließt Kreuzer seinen Schrank auf, um das Duschzeug herauszunehmen, als ein Klingelton wie bei einem amerikanischen Telefon ertönt. Das Display auf Kreuzers Handy zeigt die Backsteinfassade des Westerländer Kriminalkommissariats, und am Telefon ist der diensthabende Kollege von der Schutzpolizei.
    »Moin, moin, habe ich dich aus dem Bett geholt?«
    »Da muss ich dich enttäuschen. Heute ist Freitag, mein Schönheitstag, du weißt schon, Fitnessstudio.«
    »Na, da bist du ja schon auf dem Weg.«
    »Auf dem Weg wohin?«
    »Wir haben eine weibliche Leiche am Westerländer Strand. Die Frau ist blutjung, splitterfasernackt und mausetot. Erwürgt würde ich sagen, ohne allerdings dem Rechtsmediziner vorgreifen zu wollen.«
    »Das ist ein schlechter Scherz zu früher Stunde, oder?«
    »Mit Toten scherzt man nicht, das solltest du als verantwortungsbewusster Kriminalhauptkommissar am besten wissen.«
    Bastian schweigt für einige Sekunden und wischt sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn. Es fällt ihm nicht ganz leicht vom Frühsport auf die Ermittlung umzuschalten. Mit kurzatmiger Stimme fragt er: »Wo genau finde ich euch?«
    »Wir sind direkt hinter der Sylter Welle . Kannst du gar nicht verfehlen, wir haben oben auf dem Deich und auch hier unten schon alles abgesperrt. Zum Glück hat ein früher Jogger die Tote entdeckt, bevor die ersten Kinder über sie stolpern konnten.«
    »Okay, ich bin in zehn Minuten da. Sagst du Sven Bescheid?«
    »Mach ich. Hoffentlich habe ich nicht wieder seine vorlaute Tochter am Telefon, die mich zu sämtlichen Details befragt, bevor sie den Apparat gnädigerweise an ihren Vater weiterreicht.«
    »Ich drück dir die Daumen, Kollege, bis gleich.«

Freitag, 17. Juni, 7.06 Uhr,
Strandpromenade Westerland
    Oberkommissar Sven Winterberg biegt mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz an der Sylter Welle ein. Das Spaßbad liegt im Westerländer Zentrum direkt hinter der Kurpromenade und dient mit seinen Becken, Rutschen und Saunen nicht nur den Urlaubern als Ort der Erholung an kalten Tagen. Zu dieser frühen Stunde ist der Parkplatz allerdings leer, so dass Sven dicht an die deichartig angelegte Kurpromenade heranfahren kann. Der schlanke, fast grazil wirkende Kommissar mit den stets sorgfältig frisierten dunklen Locken verlässt sein Auto und springt die wenigen Stufen zur Promenade hinauf. Die betonierte Flaniermeile, die sich längs des gesamten Strandes erstreckt, wirkt verwaist, jedenfalls wenn man den Trubel kennt, der tagsüber hier herrscht. Doch wer jetzt schon durch Zufall oder Gewohnheit hier ist, der steht gebannt und beobachtet das ungewöhnliche Treiben der Polizei unten am Strand.
    Auch Sven nimmt sich Zeit für den grotesken Anblick, der fast wie ein Filmset wirkt.
    Der Strand ist weiträumig mit rotweiß gestreiftem Flatterband abgesperrt. Im Licht der niedrig stehenden Sonne werfen die Strandkörbe lange Schatten auf den feuchten Sand. Vor zwanzig Minuten ist ein Wolkenband über die Insel getrieben und hat sich in einem heftigen Regenschauer entladen. Kurz darauf funkelte die Insel wieder wie frisch abgespült im Morgenlicht, der Himmel war blau und blank geputzt, und niemand, der mit dem Inselwetter nicht vertraut ist, hätte einem den Regenschauer geglaubt. Doch auf den Strandkörben perlt noch das Wasser. Sie alle sind leer bis auf den einen in der Mitte des abgesperrten Areals. Im Schutz der geflochtenen Muschel sitzt eine nackte rothaarige Schönheit. Ihr Körper lehnt entspannt im Strandkorb, obwohl er sie möglicherweise nicht ausreichend gegen den Regen geschützt hat. Denn die langen Haare sind feucht und legen sich wie Schlangen um Hals und Schultern. Die Tote wirkt wie Aphrodite, die eben erst dem Meerwasser entstiegen ist. Und sie hat es geschafft, sehr schnell für Aufsehen zu sorgen. Der Polizeifotograf bemüht sich um sie, als sei sie ein begehrtes Model, das ausnahmsweise nackt posiert. Rundherum wuseln Techniker, uniformierte Beamte und die Kollegen von der Spurensicherung über den Strand. Am Rand der Absperrung haben sie ihre diversen Utensilien aufgebaut oder abgestellt, um im Inneren nicht unnötig Spuren zu verwischen.
    Unnahbar und bewegungslos thront die schöne Frau in ihrer Mitte.
    Obwohl Sven sicher ist, dass Bastian irgendwo dort unten schon auf ihn wartet, lässt er die abstruse Szene noch länger auf sich wirken. Was sagt dieser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher