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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Autoren: Eva Ehley
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unkonzentriert murmelt sie: »Ach was, unterversorgt.«
    Hubert Mönchinger atmet auf, völlig zu Unrecht, wie sich gleich herausstellen wird, denn sie redet weiter.
    »Ich bin nicht unterversorgt, Hubert, ich bin einfach überbedürftig.«
    »Überbedürftig …« Jetzt ist es an ihm, das Wort bedachtsam hin und her zu wenden.
    Doch seine Frau lässt ihn nicht. »Bitte mach dir keine Sorgen, Hubert. Die Schuld liegt ganz auf meiner Seite. Und ich werde schon irgendwie damit fertig.«
    Was antwortet man auf so eine Bemerkung? Ich weiß es genauso wenig, wie Hubert Mönchinger es gewusst hat. Immerhin rang er sich ein »Das ist bestimmt nicht einfach für dich« ab. Denn langsam begriff er, worauf sie anspielte.
    Im Grunde genommen finde ich diese Replik ganz angemessen. Wenn sie nur nicht so dämlich klingen würde. Das fand wohl auch die rote Marga. Denn anstatt ihn zu trösten, sein Ego zu streicheln, ihre Worte zu relativieren, legt sie nach.
    »Nein, natürlich ist es nicht einfach für mich. Das habe ich auch nicht behauptet. Aber weißt du, ich schaffe es schon.«
    »Kann ich dir denn gar nicht dabei helfen, Marga?«
    Da faucht sie ihn an: »Was sagst du? Helfen? Du willst mir helfen? Ach du liebe Güte, wie willst du mir denn helfen?«
    Fehlt nur noch, dass sie hinzufügt: Ausgerechnet du! Aber das tut sie nicht. Das tut sie gerade nicht. Das ist eben das Perfide an Marga Mönchinger. Sie wirft den Fisch Hubert wieder ins Wasser. Und er darf seine Wunden pflegen, bis er das nächste Mal geangelt wird. Und ich, Manfred Pabst, bin derweil sein Wundarzt. Natürlich. Ich Trottel. Woche für Woche fange ich wieder von vorn an, bekomme den Ursprung des Übels aber nicht zu packen, denn er liegt nicht bei Hubert Mönchinger. Da kann ich suchen, bis ich schwarz werde. Nein, nein, Marga ist es, die die Fäden zieht.
    Und darum ist es gut, dass ich sie mir einmal ansehe. Ungewöhnliche Fälle erfordern eben ungewöhnliche Methoden. So einfach ist das.
    Wenn ich nur nicht so hundemüde wäre. Hätte ich doch bloß einen der Martinis durch einen Kaffee ersetzt, oder am besten gleich alle drei. Aber hinterher ist man immer schlauer. Und ohne die drei Martinis wäre ich vielleicht gar nicht erst losgefahren.
    Wunderschön, dieses Klavierkonzert, geht mir richtig ins Blut, die Melodie. Und links und rechts. Beide Spuren völlig leer. Komisch, ich hab gar nicht gesehen, wo der Alkoholiker vor mir abgeblieben ist. Wahrscheinlich nach Kampen gefahren, erst einen Absacker in der Whiskystraße nehmen und anschließend seine schnucklige Beifahrerin auf dem Rücksitz poppen. Warum auch nicht. Und links und rechts. Da ist wieder dieses Motiv, diesmal bei den Streichern. Mist, das war aber knapp! So ein Ortsschild ganz aus der Nähe sieht nicht gerade einladend aus. Ach, diese Streicher. Und links und rechts.
    Ich bin nicht unterversorgt, ich bin überbedürftig. Mit diesem Ausspruch seiner Gattin geht Mönchinger jetzt durchs Leben. Den Satz nimmt ihm keiner ab. Auch kein Analytiker. Ein Teufelsweib ist das. Ob sie wohl noch wach ist? Angeblich trinkt sie überhaupt keinen Alkohol.
    Das würde alles noch viel schlimmer machen, Hubert.
    Noch so ein Satz.
    Was hat er sich bloß von dem Alkohol versprochen? Willig ist sie doch ohnehin. Daran jedenfalls hat Mönchinger nie einen Zweifel gelassen.
    »Eine Nymphomanin, Herr Pabst.«
    »Das gibt es nicht, Herr Mönchinger.«
    »Doch, Herr Pabst, das gibt es. Sie kennen eben meine Frau nicht.«
    Was sollte ich dazu sagen? Ich kannte eben seine Frau nicht.
    Aber jetzt, in schätzungsweise fünf Minuten, wird sich das ändern. Die Ortseinfahrt von Westerland habe ich gerade passiert, jetzt muss ich nur noch nach links durch diese langweilige Backsteinsiedlung. Irgendwo dort wohnen die Mönchingers.
    Ich stelle den Wagen lieber ein Stück entfernt ab, ein paar Schritte durch die klare Luft können mich nur beruhigen.
    Ein schönes Haus, geschmackvoll. Und ein schöner Vorgarten. Ob die rote Marga wohl auch mit dem Gärtner …?
    Manfred, alter Junge, jetzt halt dich aber zurück!
    Sie macht nicht auf. Es sind auch alle Fenster dunkel. Also Sturmklingeln? Oder doch aufgeben? Halt, da scheint plötzlich etwas durch das Glas der Tür. Das Treppenlicht? Jetzt entriegelt jemand das Schloss.
    »Wer ist da?«
    Ihre Stimme ist schon mal eine Enttäuschung.
    »Mein Name ist Manfred Pabst, gnädige Frau. Ich bin Hubert Mönchingers Analytiker. Ich weiß, dass er Ihnen von mir erzählt hat.«
    »Bitte?
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