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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
Autoren: Benjamin Wagner
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gesehen und wenn mich nicht alles täuschte, war er sogar auf unserer Schule, allerdings in der Oberstufe, und deren Schüler bekam man eher selten zu Gesicht, da sie ihr eigenes Gebäude hatten. Der Typ war, glaub ich, in der Dreizehnten. Zumindest sah er aus wie 18 oder 19.
    „Hi!“, freute er sich, als er Henning sah.
    „Hi.“ Henning begrüßte ihn sehr herzlich. Es war nicht nur ein einfaches Händeschütteln. Die beiden lagen sich fast in den Armen. Und sofern ich zwischen den immer wieder vorbeilaufenden Menschen auf dem Flur alles richtig erkannte, strahlte Henning über das ganze Gesicht, als er diesen Typen begrüßte.
    Verdammt noch mal, wer ist das? Was geht da ab?
    „Wie ist's gelaufen?“, fragte der Typ Henning.
    „Ich hab die Wahrheit gesagt. Ich wollte erst nicht und hab auch erst den ganzen Scheiß von Lara und Sara erzählt, aber dann konnte ich einfach nicht mehr.“
    Der Typ hörte sehr aufmerksam und verständnisvoll zu. Das war mir vielleicht eine komische Situation.
    „Aber dann hab ich noch mal darüber nachgedacht, was du mir gestern Abend gesagt hast. Ich hab einfach keinen Grund, David irgendetwas Böses zu wollen.“
    Gestern Abend? Die beiden scheinen ja viel miteinander zu tun haben.
    „Ich wollte dich nur mal dazu bringen, nachzudenken, wer dir wertvoller ist. Deine Freundin, die dich in kriminelle Intrigen reinziehen will, oder ein Junge, der dir nichts, aber auch gar nichts getan hat, sondern dem du ganz im Gegenteil sehr wichtig bist, wenn ich das alles richtig verstanden hab.“
    Der Typ ist klug, ohne Frage. Aber was hat der, was ich nicht hab? Und überhaupt, was soll dieser Scheiß? Henning macht voll auf Hetero, schlägt mir eins auf die Fresse, nur weil ich ihm gesagt hab, dass ich ihn liebe und jetzt turtelt der mit so 'nem komischen älteren Typen rum.
    Mir qualmte der Kopf. Nichts auf dieser Welt passte so recht zusammen. Meine liberale, weltoffene Mutter war nun doch nicht so liberal und weltoffen, und der überhaupt nicht schwule Henning war wohl doch nicht so ganz nicht-schwul.
    Ich versuchte mir vorzustellen, was in diesem Moment bei Lara, Sarah und ihren Eltern so los sein würde. Der Gedanke, dass es ein richtiges Donnerwetter für alle geben würde, brachte mich einen Moment zum Schmunzeln.
    Ich sah zu Henning und seinem komischen Typen zurück.
    „Komm mit“, sagte der, „ich bin mit'm Auto da. Wir können noch 'ne kleine Spritztour machen.“ Beide lachten.
    Als sie weggingen, sah ich, dass der Typ seinen Arm um Henning gelegt hatte und sich dieser offenbar überhaupt nicht gestört fühlte.
    Ich darf ihn noch nicht mal anfassen und mit diesem komischen Spinner da geht er Arm in Arm über die Gänge. Was ist hier los?
    „David?“, hallte es über die Gänge. Ich war entspannt auf der Bank sitzen geblieben, um noch ein paar Minuten überlegen zu können, wie es weitergehen soll.
    „David, wo bleibst du? Ich steh die ganze Zeit am Wagen und warte auf dich. Ich hab schon drei Zigaretten geraucht, ich hab bald keine mehr.“
    War das wirklich meine Mutter, die mich da suchte? Und ich war mir ganz sicher, sie wäre abschiedslos verschwunden.
    „David, was ist los?“
    Ich sah hoch. Meine Mutter stand vor mir und sah zu mir runter.
    „David, ist irgendwas? Ist doch alles gut gelaufen? Jetzt komm mit, wir gehen ein Eis essen oder so und dann ab nach Hause.“ Sie schien gut gelaunt, wie meistens, aber vielleicht tat sie nur so.
    „Willst du überhaupt noch mit mir in einem Haus leben?“, fragte ich sie ohne Umschweife.
    Da merkte sie so langsam, dass mich irgendwas Gravierendes belastet.
    „David, was redest du da?“ Sie setzte sich zu mir. „Natürlich will ich das. Ich bin froh, dass alles gut ausgegangen ist und dieser Henning dich da gerettet hat und jetzt würde ich gerne mit meinem Sohn nach Hause und alles wird wie früher.“
    „Und wenn Henning recht gehabt hat?“
    „Womit? Was meinst du?“ Meine Mutter war doch sonst nie so schwer von Begriff.
    „Du weißt doch, was er am Ende gesagt hat. Dass ich ...“
    „Dass du schwul bist? Na und, ist doch interessant, einen schwulen Sohn zu haben. Den kann eine Mutter doch viel besser beraten, wenn's um die Partnerwahl geht. Und abgesehen davon, als Mutter weiß man so was meistens schon lange von dem Sohn. Ich ahne das schon seit Jahren.“ Meine Mutter fing an zu kichern.
    „Dann hast du vorhin gar nicht geweint?“
    „Geweint? Quatsch, wie kommst du darauf?“
    „Sah so aus.“
    „Ich hab
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