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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
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Lainey. Sie warfen sie sich über die Schulter wie Lumpenpuppen und trugen sie durch das Zuckerrohrdickicht zur Vorderseite des Hauses. Überall standen Feuerwehrwagen. Der Abendhimmel war in rotes und blaues Licht getaucht.
    Und leuchtende orange Flammen.
    Bobby sah sich noch einmal um nach dem Inferno, das die Nacht erhellte. Überall flüsterte das raschelnde Zuckerrohr und tratschte aufgeregt in den böigen Wind. Der Sturm, den Bobby hatte kommen sehen, war da. Blitze zuckten über den Himmel und beschrieben Zickzacklinien in beunruhigender Nähe.
    Er hat sie! Er hat Katy!
    Bobby schloss die Augen, und im gleichen Moment stürzte das Haus der Schrecken in sich zusammen.

 

91
     
    «Wie geht's dir, Shep?»
    In anthrazitgrauem Anzug mit schwarzer Seidenkrawatte stand Zo Dias an seinem Krankenhausbett, einen Blumenstrauß in der übergroßen Hand. Der Anblick war so ungewohnt, dass Bobby eine Sekunde lang dachte, er sei tot. Er wollte mit einem smarten Spruch kontern, doch das Sprechen schmerzte zu sehr - trotz all der Drogen, die man ihm gegeben hatte. Sie hatten ihn erst gestern Abend vom Beatmungsgerät genommen und auf die Intensivstation für Brandopfer verlegt. Er konnte nur nicken.
    «Das wird dir gefallen, LuAnn.» Zo lachte. «Er kann nicht reden. Die Wünsche einer Ehefrau werden wahr, was?»
    LuAnn nahm die Blumen und stellte sie in einen der leeren Plastikkrüge, die die Schwestern gebracht hatten. Das Zimmer war bereits mit Blumenkörben, Topfpflanzen und Luftballons gefüllt - von denen mehr als einer auf Zos Rechnung ging. «Ich schätze, davon träumen eher die Ehemänner, Zo», erwiderte Lu­Ann mit einem müden Lächeln. «Wir wollen, dass unsere Män­ner mehr reden. Dass sie uns sagen, was ihnen durch den Kopf geht. Du solltest dir öfter mal Oprah ansehen.»
    «Hmm ... du meinst, mehr Quatschen würde Camilla glück­lich machen? Und ich dachte immer, sie meint es ernst, wenn sie sagt, ich soll die Klappe halten.» Er zog sich einen Stuhl ans Bett, und sein Gesicht wurde ernst. «Du bist ein Riesenglückspilz, Kumpel, das muss ich dir sagen. Eigentlich müsstest du tot sein.»
    LuAnn griff nach Bobbys Hand und drückte sie. Er drück­te zurück. «Eine Minute länger in dem Haus, und er wäre tot gewesen», sagte LuAnn mit zitternder Stimme.
    «Wie lange, bis du wieder joggen gehen kannst?»
    «Der Arzt sagt, seine Lungen sind ziemlich mitgenommen», antwortete sie. «Er hat viel Kohlenmonoxid eingeatmet. Eine Weile wird er jedenfalls keinen Marathon laufen.»
    «Wo wir gerade von Leuten sprechen, die tot sein könnten - da fällt mir das kleine Mädchen ein, das du gerettet hast. Ich glau­be, sie wird morgen aus dem Joe DiMaggio entlassen.» Das Joe DiMaggio Children's Hospital war das Kinderkrankenhaus in Broward County, in das Lainey wegen einer schweren Rauch­vergiftung mit dem Rettungshubschrauber geflogen worden war. «Ich habe Larry und Ciro gestern zu ihr geschickt, um sie zu ver­nehmen. Es wird Jahre dauern, bis sie die Geschichte verarbeitet hat. Wenn du so weit bist - sie möchte dich gerne sehen.»
    Bobby nickte.
    «Und vielleicht interessiert dich, dass ihre verrückte Mutter danke sagt. Aber freu dich nicht zu früh. Bevor du sagen kannst, verklagt sie dich wahrscheinlich wegen Entzugs der ehe­lichen Lebensgemeinschaft, weil ihr pädophiler Ehemann näm­lich die nächsten zwanzig Jahre auf dem Land verbringt. Am Freitag hat LaManna seine Anhörung, und dabei sind die Klagen der Stieftöchter, an denen er sich vergriffen hat, noch nicht mal eingereicht.»
    «Das Schwein», sagte LuAnn.
    Bobby nickte. «Feiding?», formte er mit den Lippen.
    Zo hielt inne. «Wir haben zwei Leichen aus der Asche gezo­gen. Feldings Zahnarztunterlagen passen zur Leiche im Keller. Die andere wurde oben gefunden, wo mal das Ess- oder Wohn­zimmer war, wie uns der Kollege von der Brandursachenermitt­lung erklärt hat. Weiblich. Der Gerichtsmediziner sagt, Todesursache war nicht Rauchvergiftung, sondern die Ladung Schrot in ihrem Kopf. In der Asche haben wir die geschmolzenen Reste einer Winchester 12 Gauge gefunden.»
    «Wer ist sie?», fragte Bobby tonlos.
    Zo antwortete nicht.
    «Wer?», wiederholte Bobby.
    «Wir wissen es noch nicht», sagte er schließlich.
    «Katy?», brachte Bobby flüsternd heraus.
    «Besorg mir ihre Zahnarztunterlagen», antwortete Zo leise.
    LuAnn unterdrückte ein Schluchzen und schloss die Augen. «Ich rufe den Kieferorthopäden an und bitte ihn, sie an die
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