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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4
Autoren: Jilliane Hoffman
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Lautner. Es sah aus wie ein Mädchen­zimmer aus dem Katalog, bis hin zu dem kleinen herzförmigen Teppich und dem schicken Kronleuchter aus Glas. Das Einzige, was fehlte, war natürlich der Computer. Ihre neuen Sachen wa­ren den großzügigen Spenden von Hunderten Fremder auf der ganzen Welt zu verdanken, die anscheinend Anteil an ihrer «scho­ckierenden Geschichte» genommen hatten.
    Channel Six hatte am meisten gespendet, doch Debbie Emer­ son hatte ihrer Tochter verboten, das Geld anzurühren, bis sie aufs College ging.
    Alles um sie herum sah perfekt aus, doch Laineys Leben war alles andere als normal. Hier saß sie in ihrem hübschen Schlaf­zimmer, jede Lampe eingeschaltet, und hatte Todesangst davor, was vor ihren Fenstern oder auf dem Flur lauerte, und ihr Herz klopfte so heftig, dass sie dachte, sie würde sterben. Sie hatte Angst zu schreien, Angst, sich wieder hinzulegen, Angst, auch nur einen Muskel zu bewegen. Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie sein schemenhaftes Gesicht. Zach. Der Mann im Wagen. Der Teufel. Schnaubend, grinsend, schreiend, fluchend, predigend. Es war Wochen her, und doch schaffte sie es kaum, fünfundvierzig Minuten am Stück zu schlafen. Wenn es so weiterging, wäre sie dreißig, bis sie wieder eine Nacht durchschlafen konnte.
    «Lainey? Alles klar bei dir?» Es war Liza, die mit dem Handy in der Hand in ihrer Tür stand und sie missmutig ansah.
    Lainey schüttelte den Kopf.
    «Schlaf wieder ein. Alles ist gut. Hier ist niemand. Okay?»
    Lainey nickte, wischte sich die Tränen von den Wangen und drückte das Kissen an ihre Brust.
    Liza ging zurück in ihr Zimmer. Es war ein paar Wochen her, seit das Drama beendet war, und die Geduld mit ihrer kleinen Schwester und deren Panikattacken ging langsam zur Neige. Auch in ihrem Leben war jede Menge Scheiße passiert - man musste eben sehen, wie man damit zurechtkam. Sie konnte nicht begreifen, dass Lainey sich immer noch deswegen in die Hose machte.
    Andererseits war sie natürlich nie wochenlang in einem Ver­lies eingesperrt gewesen.
    Ihre Mutter war noch bei der Arbeit, die Schicht beim tele­fonischen Auftragsdienst dauerte bis eins. «Ich tue, was ich tun muss», hatte sie Lainey seufzend erklärt, «damit wir was zu essen auf dem Tisch haben.» Seit Todd im Gefängnis war, gab es nur noch das eine Einkommen, wie sie jeden gern erinnerte. Und ob­wohl Lainey es hasste, allein zu sein - das war ihre größte Angst -, war es besser, wenn ihre Mutter arbeitete und nur sie und Bradley und Liza da waren. Denn wenn ihre Mutter zu Hause war, hing sie ständig bei Lainey hemm - stand an der Tür, kam ins Zimmer, fragte Lainey, was «dieser Mann» ihr angetan hatte, oder fragte, was sie «da unten im Keller» gesehen hatte. Fragte, ob es nicht doch irgendeine Fluchtmöglichkeit gegeben hatte, wenn sie nicht gefesselt war - irgendeine. Und immer war da der stille Vorwurf, bildete sich Lainey ein, dass sie sich überhaupt in diese Lage ge­bracht und damit ihrer aller Leben vollkommen über den Haufen geworfen hatte.
    Niemals würde Lainey ihrer Mutter sagen können, was ihr der Teufel angetan hatte. Sie konnte es niemandem sagen. Sie wollte nur vergessen, sich nicht erinnern. Sie drückte das Kissen fest an sich und gab sich alle Mühe, sein Gesicht vor dem Fenster aus­zublenden - ein Gesicht, das sie nie richtig gesehen hatte, das ihre Phantasie zu einer entsetzlichen rotäugigen Fratze verzerrt hatte, zu einem nach Dosenspaghetti riechenden Monster mit bleicher, pockennarbiger Haut und großen Zähnen mit Kaffeeflecken. Sie wollte ihn nicht in den Nachrichten sehen. Sie wollte nicht sehen, wie Mark Feiding wirklich ausgesehen hatte, denn dann würde sie nie wieder irgendjemandem in die Augen sehen können. Sie könnte niemals wieder vor die Tür gehen. Niemandem mehr vertrauen. Es war besser, sich den Teufel als verzerrtes Monster vorzustellen - zu glauben, sie würde das Böse beim nächsten Mal erkennen -, als mit der Angst zu leben, dass es jeder sein konnte, der neben ihr in der Menge stand, an der Straßenecke, im Zug, und sie mit einem «ganz normalen» Lächeln und einwandfreien blauen Augen angrinste.
    Beim nächsten Mal. Sie wurde den Gedanken nicht los. Sie wiegte sich im Bett hin und her. Normal Was für ein Wort. Wann wür­de ihr Leben wieder normal sein? Wann würde sie sich wieder sicher fühlen? Die Mitschüler an der Sawgrass Highschool hatten sie wie eine Aussätzige behandelt, als sie zurückkam, also war sie
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