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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Autoren: Kate Brady
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aber sie war trotzdem clever genug, um zu wissen, dass die Silhouette einer Frau, die einer anderen Frau in einem silbernen Abendkleid eine Pistole in den Rücken drückt, möglicherweise die Aufmerksamkeit der Nachbarn erregte. Die Gestalten von zwei Frauen hingegen, die am See entlangspazierten, wenn auch eine davon die Hand tief in der Manteltasche vergraben hatte und eine Hutschachtel bei sich trug, war weit weniger auffällig.
    »Wohin?«, fragte Dani. »Wohin gehen wir?«
    »An einen Ort, an dem wir ungestört sind, wenn Mitch mit den Fotos kommt.«
    Sie kamen zu einem gepflasterten Weg. Er führte auf einen Spielplatz, dessen Gerüste in der Dunkelheit wie gigantische schlafende Monster aussahen. Dahinter erstreckten sich weite Rasenflächen, und seitlich davon lag der See glitzernd im Mondlicht.
    Dani wandte sich um. In manchen Häusern brannte noch Licht, aber keines war weniger als zweihundert Meter von ihnen entfernt. Zu weit, als dass jemand mitbekommen könnte, was hier vor sich ging. Und es war zu dunkel. Dani vermochte außer den Spielplatzgeräten kaum mehr zu erkennen als das Ende eines Abwasserrohrs, das als Durchlass unter dem Weg am Seeufer endete. Das Tröpfeln von Wasser drang an ihr Ohr.
    Sie gingen ein paar Schritte über den Spielplatz hinaus und befanden sich wieder am Ufer, das hier flach war, nur von dem Ende des Abwasserrohrs durchbrochen.
    Dani starrte auf eine Vielzahl dunkler Schatten, die wie riesige Pilze am Seeufer standen. Dann begriff sie, dass es sich um Gänse handelte, Kanadagänse, für die der Sedalia Park bekannt war.
    Sonst war nichts zu erkennen. Dani suchte die Umgebung mit Blicken ab. Niemand.
    »Bleib stehen«, befahl Mia, und Dani tat es gehorsam. »Setz dich.«
    Dani wollte sich nicht hinsetzen. Es war schon schlimm genug, dass sie noch an den Händen gefesselt war. »Nein.«
    Fump.
    Dani zuckte zusammen, als die Kugel dicht an ihrem Ohr vorbeipfiff. Verdammt, sie hatte den Schalldämpfer vergessen. Mia konnte das ganze Magazin leeren, ohne dass etwas zu hören wäre.
    »Ich sagte, setz dich.«
    Dani tat, wie ihr geheißen. Mia ließ ihre Tasche ins Gras gleiten und stellte die Hutschachtel vorsichtig daneben. Die Derringer locker in der Hand haltend, ging sie am Ufer auf und ab.
    »Und was jetzt?«, fragte Dani. »Wirst du mich erschießen und in den See werfen?«
    Mia drehte sich zu ihr um, und Dani sah trotz der Dunkelheit das Glitzern in ihren Augen. »Nein, das erledigt Mitch für mich.«

54
    G ibbs Street!«, rief Mitch, als Neil rasant mit dem Wagen um die Ecke bog.
    »Ich dachte, es wäre Bells Ferry. Bist du dir sicher?«, fragte er.
    Neil drosselte das Tempo und fuhr jetzt im Schneckentempo die Gibbs Street entlang. Die Ungeduld schien Mitch förmlich aufzufressen. »Ja. Da vorn.«
    Neil hielt an und sah in die Richtung, in die sein Bruder zeigte. Da war es. Der Einstieg ins Ablaufrohr, das Schutzgitter war neben der Bordsteinkante eingelassen.
    »Verdammt, ja«, stieß Neil hervor.
    Er parkte so geschickt, dass die Scheinwerfer seines Geländewagens auf das Gitter gerichtet waren. Die beiden Männer stiegen rasch aus: zwei Gestalten in Smokings mit Revolvern unter den Jacketts. Eine davon im Begriff, durch das Rohr in die Kanalisation hinabzusteigen.
    »Wann hat es zuletzt geregnet?«, frage Neil, als sich Mitch an dem Gitter zu schaffen machte.
    »Mittwochabend. Ein heftiges Gewitter, aber mittlerweile dürfte der Wasserstand niedrig sein.«
    »Und du kennst dich ganz sicher noch aus? Das da unten ist ein verdammtes Labyrinth.«
    »Klar, ich weiß Bescheid. Herrgott, Neil, wir haben unsere halbe Kindheit da verbracht.«
    »Hier. Ich habe zwar keine Taschenlampe, aber wenigstens ein Feuerzeug. Nimm es.«
    Das tat Mitch auch. Er klopfte seitlich sein Jackett ab, um sich zu vergewissern, dass die Waffe fest saß, stieg in das Loch und hielt sich am Betonrand fest. Mit zehn Jahren war es zwar leichter gewesen, durch die Öffnung zu steigen, aber er kam zurecht. Eine Sekunde später hatte er sich fallen lassen und war – platsch  – unten aufgekommen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Neil von oben.
    »Ja. Das Wasser reicht mir nicht einmal bis zu den Knöcheln. Jetzt mach schon, verdammt. Geh zu Dani.«

    Dani erblasste und reckte das Kinn vor. Mia wollte es so aussehen lassen, als hätte Mitch Dani ermordet? Sie musste wirklich vollkommen verrückt sein. »Du wirst Mitch niemals dazu bewegen, mich zu ermorden«, stieß sie hervor.
    »Ach, wirklich?« Mia
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