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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial
Autoren: Eva Karnofsky
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den Abgeordneten und 38,9 Prozent bei den Senatoren sogar übertroffen. In Nicaragua existiert zwar keine Quote, doch 37 der 92 Abgeordneten der Nationalversammlung sind Frauen, das sind 40,2 Prozent. Rosario Murillo, die umtriebige Frau von Präsident Daniel Ortega, hat dafür gesorgt, dass dessen Partei, die
Frente Sandinista de Liberación Nacional
(FSLN, dt.: Sandinistische Front der Nationalen Befreiung), bei den letzten Wahlen besonders viele Frauen aufstellte. So sind 34 der 62 sandinistischen Abgeordneten weiblich. Von Isabel Perón hieß es, ihr Innenminister José López Rega sei der starke Mann im Hintergrund, von Daniel Ortega sagt man, Rosario Murillo sei die starke Frau hinter ihm, die politisch die Fäden ziehe. In Ländern, die keine Quote vorschreiben, ist die Zahl der weiblichen Abgeordneten ansonsten besonders niedrig, so in Paraguay, wo nur 14 Prozent der Parlamentarier Frauen sind. Doch auch in Irland sind es nicht mehr. Der lateinamerikanische Durchschnitt lag Ende 2011 bei 22 Prozent. In der Europäischen Union lag er Ende 2009 bei 24 Prozent.
    Die deutschen Millionenstädte Berlin und Hamburg warten noch auf eine Regierende Bürgermeisterin; die Geschicke der brasilianischen 20-Millionen-Metropole São Paulo lagen bereits von 1989 bis 1993 in den Händen von Luiza Erundina,der Stadtrat des bolivianischen Regierungssitzes La Paz wählte 1993 Mónica Medina de Palenque zur Bürgermeisterin, seit 2010 wird Perus Hauptstadt Lima mit ihren knapp acht Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen von der Journalistin und Menschenrechtlerin Susana Villarán regiert. Und als man für eine der gewalttätigsten Städte des Kontinents, das kolumbianische Apartadó, einen Bürgermeister suchte, der diese Gewalt würde eindämmen können, fand man Gloria Cuartas.
BEWAFFNETER UND FRIEDLICHER PROTEST UND WIDERSTAND
    Lateinamerikanische Frauen gründeten machtvolle Menschenrechtsbewegungen wie die Argentinierin Azucena Villaflor, die dafür mit ihrem Leben bezahlte, und sie kämpfen als Gewerkschafterinnen für bessere Lebensverhältnisse wie die Bolivianerin Domitila Barrios de Chúngara. Andere wiederum setzen sich an vorderster Front für die Rechte der Indigenen ein, so z. B. die Guatemaltekin Rigoberta Menchú. Letztere wurde dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Oder sie kämpfen für den Erhalt der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung wie die ehemalige brasilianische Umweltministerin und grüne Präsidentschaftskandidatin Marina Silva, die zudem eine der wenigen schwarzen Frauen auf dem Kontinent ist, die in der Politik an vorderster Front mitmischt.
    Wie schon Manuela Sáenz, schreckte auch später so manche Lateinamerikanerin nicht vor Gewalt zurück. Die Deutsch-Argentinierin Tamara Bunke und die Deutsche Monika Ertl beteiligten sich am revolutionären Kampf in Bolivien und die Kubanerin Haydée Santamaría nahm als Chefin einer Frauenkampfgruppe an der kubanischen Revolution teil. In den kolumbianischen Guerillabewegungen sind bis heute rund ein Drittel der Kämpfer Frauen. Der deutschstämmigen KolumbianerinVera Grabe gelang, was nur wenige schafften: Sie stieg zur Kommandantin auf. Später war die Ethnologin Parlamentsabgeordnete und Senatorin und schließlich Kandidatin für die Vizepräsidentschaft. Die Medizinerin Ana Guadalupe Martínez kämpfte in El Salvador ebenfalls in der Guerilla, stieg in deren Führung auf und ist heute stellvertretende Parteivorsitzende der Christdemokraten. Ihre Mitkämpferin und -kommandantin Nidia Díaz ist heute stellvertretende Vorsitzende des PARLACEN, des Zentralamerikanischen Parlaments. Die mutige Yoani Sánchez schließlich hat sich eine neue »Waffe« gesucht: Sie ist durch ihren regimekritischen Internet-Blog zur international bekanntesten Dissidentin Kubas geworden. Auch die chilenische Studentin Camila Vallejo setzt wie Sánchez auf friedlichen Protest: Die junge Kommunistin war die Anführerin der landesweiten Studentendemonstrationen für ein gerechteres Bildungssystem.
WIRTSCHAFT, KULTUR UND SPORT
    Aus dem Wirtschaftsleben sind Frauen ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Sie erben ein Unternehmen und machen einen Konzern daraus, wie die argentinische Verlegerin Ernestina Herrera de Noble oder ihre »Landsfrau«, die kürzlich verstorbene Zementwerksbesitzerin und Kunstsammlerin Amalia Lacroze de Fortabat. Beide zählen bzw. zählten zu den reichsten Frauen Lateinamerikas. Graça Foster dagegen, die neue Chefin von Petrobras, einem der größten
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