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Madita

Madita

Titel: Madita
Autoren: Astrid Lindgren
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sagt Madita widerstrebend. »Und deinen Morgenrock auch... Fein, nicht?«
    »Margareta!« sagt Mama.
    Draußen an der Leine flattert die Wäsche in der leichten Som-merbrise, und aus Nilssons Küche dringen muntere Weisen.
    »Schön ist’s zu segeln auf tanzenden Wogen,
    frei ins Weite zu fliegen wie ein Vogel...«
    Abbe singt, während er seine Zuckerkringel bäckt.
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    Richard
    Madita geht nun zur Schule, und das macht großen Spaß. Es macht Spaß, eine Fibel zu haben, die in feines, grünes Papier eingeschlagen ist und ein Etikett hat, auf dem »Margareta 1. Klasse« steht. »Margareta«, nicht etwa »Madita«, ein
    Schulmädchen kann ja nicht »Madita« heißen. Und es macht
    Spaß, eine Schiefertafel zu haben und einen Schwamm, der
    mit einem Bindfaden daran festgebunden ist, und eine alte Haarwasserflasche voll Wasser, das man auf die Schiefertafel spritzt, wenn man sie saubermachen will. Und es macht Spaß, eine Menge Griffel zu haben und einen Federkasten, in den man die Griffel legt, und einen Schulranzen, in den man den Federkasten legt.
    Und das Allerschönste – in der Fibel ist ein Hahn! Und dieser Hahn kann Fünförestücke legen, daß es nur so klirrt, falls man fleißig ist und seine Schularbeiten macht.
    Oh, zur Schule gehen macht wirklich Spaß, und schon am
    ersten Tag seufzt Madita und sagt:
    »Zu dumm, daß wir Weihnachten Ferien haben.«
    Bis zum Fest sind es freilich noch fast vier Monate, aber immerhin!
    Madita zeigt ihre Fibel und die Schiefertafel und den Federkasten allen, Lisabet und Mama und Papa und Linus-lda und
    Alva und Abbe Nilsson. Und sie erlaubt Lisabet, in der Fibel zu 25

    blättern und ein bißchen auf der Schiefertafel zu kritzeln, wenn auch mit vielen Ermahnungen. Jeden Morgen, wenn Madita
    zur Schule geht, steht Lisabet im Flur und wünscht sich, sie könnte mit dem feinen Schulranzen auf dem Rücken losspa-zieren. Es dauert so lange, bis Madita wieder nach Hause
    kommt, findet Lisabet, und wenn sie dann endlich kommt, muß sie Schularbeiten machen. Dann sitzt sie im Kinderzimmer
    und liest so laut, daß man es im ganzen Haus hört,
    »l U O«, liest sie. »l U O!«
    Lisabet kann nicht begreifen, daß man so lange immer nur l U
    O lesen muß, aber sie geht ja auch noch nicht zur Schule.
    Jeden Tag beim Mittagessen fragt Papa:
    »Na, Madita, wie geht’s in der Schule?«
    »Famos«, sagt Madita. »Ich bin die Beste in der Klasse.«
    »So?« fragt Mama. »Findest du das oder die Lehrerin?«
    »Wir alle beide«, antwortet Madita.
    Papa und Mama sehen sich zufrieden an. Da sieht man es!

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    Alle Sorgen waren ganz unnötig, die Schule macht selbst aus solch einem Wildfang wie Madita einen ordentlichen Menschen.
    Aber die Tage gehen dahin, und Madita macht ihre Schularbeiten nicht mehr ganz so eifrig. Mama muß sie ermahnen, daß sie ihre Rechenaufgaben nicht vergißt. Und aus dem Kinderzimmer erklingt kaum noch mal ein l U O, sondern nur der
    übliche Lärm, wenn Madita und Lisabet auf den Möbeln her-
    umturnen und die Kinderstühle umwerfen. Aber eines Tages
    hört man noch etwas anderes. Madita singt.
    »Komm, Adolfina, komm, Adolfina, lehn deine Wang’ an meine Wang’«, singt sie.
    Das hört Mama gar nicht gern.
    »Pfui, Madita«, sagt sie. »So ein dummer Gassenhauer! Wer hat dir denn den beigebracht?«
    Mama, die weiß ja nichts! Wenn sie wüßte, was Nilssons
    haben! Etwas Wunderbares... ein Grammophon! Mit einem
    ganz, ganz großen Trichter. Und jeden Tag spielt Onkel Nilsson »Komm, Adolfina« darauf und tanzt dazu mit Tante Nilsson. Es kratzt und quietscht und schrillt ziemlich laut, aber man kann doch hören, daß »Adolfina« aus dem Trichter schallt.
    Nun scheint Mama aber etwas gegen Nilssons zu haben.
    Jedenfalls sieht sie es nicht gern, daß Madita dort hingeht, warum, weiß kein Mensch.
    »Also, Madita«, sagt Mama wieder, »wer hat dir denn dieses dumme Lied beigebracht?« Madita wird rot.
    »Das... das war Richard«, stottert sie, denn daß sie den
    Gassenhauer bei Nilssons gehört hat, möchte sie nicht sagen.
    »Wer ist Richard?« fragt Lisabet da.
    »Richard, der... der geht in meine Klasse«, sagt Madita
    hastig.
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    »So«, sagt Mama. »Na, dieser Junge scheint mir jedenfalls nicht der richtige Umgang für dich zu sein.«
    Ein paar Tage später hat der Hahn in der Fibel fünf Öre für Madita gelegt, obwohl sie in letzter Zeit wahrhaftig nicht besonders fleißig gewesen ist. Für fünf Öre bekommt man in dem kleinen Laden neben der Schule fünf
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