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Madita

Madita

Titel: Madita
Autoren: Astrid Lindgren
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Schilfbüschel dort wächst, denn sonst hätte Moses kein Schilf, worin er liegen könnte.
    Den Zuber dorthin zu schieben und zu zerren ist anstrengend.
    Madita und Lisabet mühen sich ab, bis sie krebsrot im Gesicht sind, aber endlich ist es geschafft, und der Zuber schwimmt mitten im Schilf.
    Lisabet klettert sofort wieder hinein und setzt sich darin zu-16

    recht. Aber plötzlich wird sie ganz still und sieht recht bekümmert aus.
    »Madita«, sagt sie, »weißt du was, Madita? Ich hab ganz
    nasse Hosen.«
    »Ach, die trocknen gleich wieder«, sagt Madita, »sobald ich dich gerettet hab.«
    »Dann rette mich schnell«, sagt Lisabet. Und das verspricht Madita ihr. Eigentlich könnte sie sofort damit anfangen, aber da guckt sie an ihrer gestreiften Schürze hinunter. Nein, so kann Pharaos Tochter unmöglich angezogen sein, so sieht
    doch keine richtige Prinzessin aus.
    »Wart mal ein bißchen«, sagt Madita. »Ich bin gleich wieder da. Ich will bloß Mama was fragen.«
    Aber Mama ist nicht zu Haus, sie ist zum Markt gegangen. Und Alva ist im Keller. Da bleibt Madita nichts anderes übrig, als sich selber ein Kleid zu suchen, wie es für eine Prinzessin paßt. Sie schaut sich suchend um. Auf einem Haken im Schlaf-zimmer hängt Mamas Morgenrock. Er ist hellblau und aus
    Seide. Madita probiert ihn an, oh, er ist wunderschön. Vielleicht hatte Pharaos Tochter, als sie damals zum Fluß hinunterging, genauso einen an, aber einen Schleier hatte sie sicherlich auch... Madita kramt im Wäscheschrank und findet dort eine weiße Tüllgardine, die sie sich über das Haar legt.
    Dann beguckt sie sich im Wandspiegel. Oh, sie ist schön, so schön, daß sie geradezu eine Gänsehaut kriegt. Genauso
    muß Pharaos Tochter ausgesehen haben!
    Lisabet hat es in ihrem Waschzuber inzwischen ganz gemüt-
    lich gehabt, wenn auch ziemlich naß. Das Schilf wiegt sich im Wind, die Libellen flitzen blau zwischen den Stauden hindurch, und rings um den Zuber schwimmen winzige Fischchen im
    Wasser. Lisabet lugt über die Kante zu ihnen hinunter.
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    Da kommt Madita in Mamas Morgenrock durchs Wasser ge-
    watet. Sie hat ihn bis unter die Arme hochgerafft.
    Auch Lisabet findet, daß Madita nun genauso aussieht wie
    Pharaos Tochter, und sie lacht vergnügt. Jetzt kann das Spiel beginnen.
    »Hier liegst du also, kleiner Moses«, sagt Madita.
    »Ja, hier lieg ich«, sagt Lisabet. »Kann ich nicht dein kleiner Junge sein?«
    »Doch, das kannst du«, sagt Madita. »Aber erst muß ich dich aus diesem Zuber retten. Wer hat dich denn da reingelegt?«
    »Ich mich selber«, antwortet Lisabet. Aber da sieht Madita sie streng an und flüstert ihr zu:
    »Das hat meine Mama getan, damit Pharao mich nicht um-
    bringt.«
    Lisabet spricht es gehorsam nach.
    »Dann freust du dich wohl, kleiner Moses, daß du jetzt bei mir sein darfst, wo ich doch so fein bin?«
    »Ja, mächtig«, versichert Lisabet.
    »Und du wirst jetzt auch fein werden und kriegst neue Sa-
    chen«, sagt Madita.
    »Und trockene Hosen«, sagt Lisabet. »Weißt du was, Madita?
    Ich glaub, der Zuber hat ein Loch.«
    »Psst, still«, sagt Madita. »Weißt du, Moses, gleich kommen die Krokodile, und die fressen Kinder auf. Das beste wird wohl sein, ich rette dich sofort.«
    »Apselut«, sagt Lisabet.
    Aber ein Kind aus dem Nil zu retten, ist ziemlich schwierig, das merkt Madita bald. Lisabet hängt wie ein schwerer Klumpen Blei auf ihrem Rücken, und der Morgenrock rutscht und will dauernd ins Wasser tauchen.
    »’ne Masse Krokodile gibt’s hier«, keucht Madita und wankt 19
    auf das Ufer zu. »Ich glaub, ich trag dich doch lieber zu Nilssons Steg, der ist näher.«
    »Da steht Abbe«, sagt Lisabet.
    Madita bleibt wie angewurzelt stehen.
    »So?« sagt sie. »Laß mich los, Lisabet, du kannst jetzt allein weitergehen.«
    Doch das will Lisabet nicht.
    »Aber das kann ich doch nicht. Ich bin doch Moses!«
    Und sie klammert sich so fest, wie sie nur kann, an Maditas Hals.
    »Ich trau mich nicht wegen der Krocketiere«, beteuert sie.
    »Hier gibt’s keine Krokodile«, erklärt Madita. »Wir spielen nicht mehr. Los, runter mit dir!«
    Aber Lisabet will trotzdem nicht, und da wird Madita böse.
    Lisabet klammert sich nur noch fester an ihren Hals. Trotzdem wäre es für Madita leicht, sich zu befreien, wenn sie nur nicht auf Mamas Morgenrock achtgeben müßte. Der rutscht
    und rutscht und will dauernd ins Wasser tauchen, und sie muß ihn mit beiden Händen hochhalten. Und darum kann sie nur
    ein paar
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